Elterncoaching

Gelassen erziehen

Autoren
Übersetzer
Kerstin Schöps
Verlag
Beltz Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
2 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
2 von 5

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Zusammenfassung zu “Elterncoaching”

Jesper Juul gilt in Westeuropa als Koryphäe auf dem Gebiet der Familientherapie und Erziehungshilfe. Sein Buch „Elterncoaching – Gelassen erziehen“ ist kein reiner Erziehungsratgeber, sondern eher eine Sammlung von Fallstudien. Vorgestellt werden 18 Familien, die Jesper Juul in ihren Problemen beraten hat. Jedem Fallbeispiel ist der Brief der Eltern vorangestellt, in dem sie jeweils ihr spezifisches Problem schildern. Dann wird das konkrete Gespräch, welches Jesper Juul mit den Eltern, immer im Beisein der Kinder, geführt hat, in Dialogform wiedergegeben. An diese Gesprächssituation anschließend werden Jesper Juuls Tipps für die konkrete Situation knapp zusammengefasst wiedergegeben. Rückblickend beurteilt die Familie, wie es gelungen ist, die gegebenen Anregungen in der Familiensituation umzusetzen und welche Auswirkungen sich mittlerweile ergeben haben. In seiner Grundstruktur ist dieser Elternratgeber zudem noch in vier eigenständige Kapitel gegliedert, denen die 18 konkreten Fälle zugeordnet sind. Teil eins setzt sich mit dem Thema „Willensstarke Kinder“ auseinander. Im Vordergrund steht hier die Problematik eher jüngerer Kinder, die einer Familie durch auffallendes Verhalten ihren Stempel aufdrücken. Das zweite Kapitel führt Eltern ihre „Elternrolle“ vor Augen. Die dort versammelten Beispiele illustrieren, wie sehr Verhalten und Gefühle von Eltern in die Familie hineinwirken, und führen dabei vor Augen, dass es nicht möglich ist, Kindern eine Rolle vorzuspielen, die man gar nicht lebt. Danach geht es mit dem Titel „Alltagschaos“ direkt hinein in das tagtägliche Miteinander. Hier stehen Probleme wie Müdigkeit, Geduld und eben das Chaos in Form von Anarchie im Vordergrund. Eltern kommen nicht nur in „Rollen“ vor, sie haben immer auch eine Beziehung zueinander, die „Elternbeziehung“ die zumeist nicht wirklich konstruktiv ist. Wie erfährt man diese Beziehung? Wie geht man mit Einsamkeit in der Partnerschaft um? Und was ist, wenn der Papa zu Hause nicht mithilft oder gar nur eine Stimme am Telefon ist? Wie wirkt all das auf die Kinder? Zu all diesen, und vielen anderen Fragestellungen bezieht Jesper Juul am Ende eines jeden Kapitels noch einmal Stellung und trägt damit zugleich wesentliche Thesen seines Familien- und Erziehungskonzeptes nochmals in kompakter Form vor.

Zitate

„Jesper: Sie mag es, wenn du ehrlich bist. Und sie mag es, wenn du wie eine Erwachsene sprichst. Das kann man ihr ansehen. Sie muss wissen, dass du ehrlich bist, und wenn du anfängst, dich selbst ernst zu nehmen, dann wird sie zur Ruhe kommen Aber, wenn du deine Rolle als Mutter nur spielst, dann wird es anstrengend.“

„Eine Beziehung zu entwickeln muss nicht zwangsläufig lange dauern, es geht in erster Linie um mentale Priorisierung.“

„Eltern müssen in puncto Kindererziehung nicht einer Meinung sein! Aber ihr müsst euch darüber einig sein, dass es in Ordnung ist, unterschiedlich darüber zu denken.“

„Wir sprechen nicht über Hilfe im Haushalt. Wir reden von Verantwortung übernehmen. Hilfe kann man sich an jeder Ecke kaufen.“

„Hör auf damit, frustriert zu sein, und sage dir stattdessen: „Ich habe diesen Mann, so ist er nun einmal. Will ich mit ihm zusammenleben oder nicht?“

„Sorge dafür, dass du auf deine Frage und dein Bedürfnis ein Ja oder Nein als Antwort erhältst. Dann ist es dir möglich, eine Haltung dazu einzunehmen.“

„Wenn das Problem oder der Konflikt gelöst ist, kann man zum Beispiel eine kleine Feier veranstalten. Erzähle deinem Kind, was du aus diesem Konflikt gelernt hast, und danke ihm für seinen Einsatz.“

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Persönliche Bewertung

Enttäuschend! Jesper Juul wirkt hier wie ein Guru, der durch Besprechen heilt.

3 von 5

Dieser Erziehungsratgeber ist etwas ungewöhnlich, weil er sehr stark auf konkrete Beispiele, nämlich auf die 18 Fallstudien konzentriert ist. Wer sich einfache, gut lesbare Vorschläge erwartet, wie er sein Familienleben auf Vordermann bringen kann, ist definitiv an der falschen Adresse. Es stellt sich sogar die Frage, ob es überhaupt gewinnbringend ist, sich in die Probleme im Leben fremder Menschen und Familien einzuarbeiten. Vor allem, da auch die Diskussionsbeiträge und Lösungsvorschläge von Jesper Juul eigentümlich im vagen verbleiben. Schon nach zwei Kapiteln fühlte sich zumindest die Rezensentin leicht genervt von den vortragenden Familien, ihren irgendwie immer gleichen Sätzen, und vor allem, das soll hier an dieser Stelle auch nicht unterschlagen werden, auch vom Tonfall in dem Jesper Juul seine Kommentare abgibt. Irgendwie versprüht das ganze Buch den Charme von: „Hier spricht der große Jesper Juul, euer Familien- und Erziehungsberatungsguru. Kommt zu mir und alles wird gut.“ Die Menschen, die jeweils nur ein einziges Gespräch mit dem Therapeuten führten, setzten daran tatsächlich die Erwartungshaltung, dass sich etwas in ihrem Leben grundlegend zum Positiven verändern könnte, dass gravierende Probleme sich durch ein einziges Beratungsgespräch in Luft auflösen könnten. Das funktioniert so zumeist nicht. Aber dieser Elternratgeber versucht den Eindruck zu vermitteln, dass so etwas denkbar wäre. Denn allein der Glaube kann ja bekanntlich Berge versetzen. Wozu vielleicht noch erwähnt werden sollte, dass die Rezensentin ein großer Fan der anderen Bücher von Jesper Juul ist – also seinen Ideen grundlegend positiv gegenübersteht. Und daher zutiefst enttäuscht von diesem „Elterncoaching“ war, das nur den Effekt hatte, einen gesunden Skeptizismus gegenüber Ratgebern zu vertiefen, selbst wenn Jesper Juul der Autor ist.

Fazit

Enttäuschend! Jesper Juul wirkt hier wie ein Guru, der durch Besprechen heilt und seine Thesen sind derart komprimiert, dass sie im Vagen dahinschmelzen.

Originaltitel
For ælderecoaching med Jesper Juul
ISBN10
3407859201
ISBN13
9783407859204
Dt. Erstveröffentlichung
2011
Gebundene Ausgabe
272 Seiten