Das Mäusehaus – Sam und Julia
Zusammenfassung zu “Das Mäusehaus – Sam und Julia”
Die Mäusekinder Sam und Julia wohnen in einem riesigen Mäusehaus mit mehr als 100 Zimmern. Das Haus ist mit Bäckerei und weiteren Läden ein eigener kleiner Mikrokosmos. Während Julia mit ihrer Mutter in einem kleinen Zimmer im sechsten Stock wohnt, lebt Sam mit seinen Eltern und Geschwistern unter einem Dach und hat eine große Verwandschaft. So wie die Wohnsituation und Verwandtschaftsverhältnisse der beiden völlig unterschiedlich sind, so sind auch ihre Charaktere. Sam ist brav und schüchtern, während Julia frech und neugierig ist. Trotz oder gerade wegen dieser Unterschiede sind die beiden die besten Freunde und teilen alles miteinander. In 17 kurzen Kapiteln, die allesamt mit Fotografien aus dem in drei Jahren von der Autorin eigenhändig gebauten Mäusehaus bebildert sind, begleitet der (Vor-)Leser die beiden Freunde durch ihren Alltag. Sie besuchen den Lumpensammler, passen auf einen Pfannkuchen von Sams Oma auf, feiern Geburtstag mit Sams Cousine Sophiechen oder gehen wegen des abgebrochenen Schlüssels ihrer geheimen Truhe zu „Onkel Jan, der alles kann“. Und das ist nur eine winzige Auswahl der vielen kleinen Alltagsabenteuer, die Sam und Julia zusammen erleben…
Wichtige Charaktere
- Sam
- Julia
- Der Lumpensammler
- Sams Oma
- Sophiechen, Sams Cousine
- Onkel Jan
- Julias Mutter
- Opa Seemann
- Herr Tjaden
Zitate
„Der Lumpensammler sieht nach oben. ‚Ach, Julie und Sammie, das ist ja ein Zufall! Gerade habe ich euch gesucht. Wollt ihr mir helfen? Ich habe eine Karre voll Lumpen abgeholt.‘
Und ob Sam und Julia das wollen!
‚Julie, du kannst die Stoffe da drüben aufeinanderlegen‘, sagt der Lumpensammler. ‚Und Sammie, das Papier bitte auf den Stapel. Dann sortiere ich den Schrott hier.‘
Nach einer Stunde sind sie fertig, und Sam und Julia bekommen fünfundzwanzig Cent fürs Helfen.
‚Bitte schön, ein paar Groschen für die tüchtigen Helfer‘, sagt der Lumpensammler. ‚Bis zum nächsten Mal!'“
„Opa dreht sich um. Julia sieht, dass er sich einen Anker auf den Arm und einen Piraten auf den Bauch gemalt hat. Opa gibt Sam einen Kuss und reicht Julia die Hand.
‚Ist das deine Freundin?‘, fragt Opa. Sam nickt.
‚Warum hast du Zeichnungen auf dem Arm und Bauch und Rücken?‘, fragt Julia.
Opa lacht. ‚Das sind keine Zeichnungen. Das sind Seemannstätowierungen, die gehen nie mehr weg.‘
Julia reibt über den Anker auf Opas Arm. Und wirklich, er geht nicht ab, so doll sie auch reibt.“
Alle Bände der Mäusehaus-Reihe
1. Sam & Julia
2. Sam & Julia im Theater
3. Sam & Julia – Het grote Feest (noch nicht ins Deutsche übersetzt)
Links
Sam & Julia-Special mit Gewinnspiel, Fotos und Video beim Verlag
Website zum Buch (in Niederländisch)
Interessante Broschüre zum Mäusehaus von der Öffentlichen Bibliothek Amsterdam (in Niederländisch)
Persönliche Bewertung
Ein Buch, das nur darauf wartet, vorgelesen und bestaunt zu werden!
„Das Mäusehaus“ ist etwas ganz Besonderes, denn es gibt das Haus in echt! Drei Jahre lang hat Karina Schaapmann bis ins kleinste Detail an diesem Meisterwerk des „Do it yourself“ gewerkelt, welches den Rahmen der in diesem Buch erzählten Mäusegeschichten bildet. Was sie alles an Abfallprodukten für die Inneneinrichtung des Hauses recycelt hat, und unzählige weitere Details wie Originalstoffe aus den fünfziger bis siebziger Jahren entdeckt der Leser in diesem Buch. Selbst die Mäuse hat die Autorin selbst hergestellt. Zu diesem DIY Charme passt es, dass der ellermann Verlag das Buch nicht auf Hochglanzpapier hat drucken lassen.
Bei dieser einzigartigen Konstellation, dem großartigen Bau einer Miniaturwelt, mag vielleicht der Text in den Hintergrund rücken und als unwichtiges Beiwerk gewertet werden, der das Gesehene lediglich beschreibt. Damit würde man dem Text und dem Inhalt des Buches aber nicht gerecht werden. Denn wenn man das Buch aufschlägt und anfängt zu lesen, versteht man, dass hier wirklich jemand völlig unkitschig, wenn auch an einigen Stellen unkritisch (Konsum von Tierprodukten), mit viel Liebe den Hauch und die Sehnsucht nach einer heilen Kinderwelt umgesetzt hat. (Kennt man den Hintergrund der Autorin, wird dieser Wunsch nur allzu verständlich.)
Das Buch versprüht einen liebevollen Charme, der Erwachsene schmunzeln und an ihre eigene Kindheit denken lässt. Wer hat nicht einmal einen Pfannkuchen an die Decke geworfen, ein Geheimversteck für seine liebsten Schätze gehabt oder für das Helfen im Garten 50 Pfennig bekommen? Die Geschichten im Buch spielen in der Erfahrungswelt von Kindern, für die kleine Missgeschicke mit der Waschmaschine oder das Losschicken für kleine Besorgungen schon große Abenteuer sind. Da bedarf es ausnahmsweise mal keiner Drachen, Monster und Hexen, da gruselt man sich vor seinem eigenen Schatten und die wohlverdienten 25 Cent werden in der eigenen kleinen Schatztruhe am Geheimversteck zum gut gehüteten Geheimnis.
Mit seinen 17 Geschichten ist das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend geschrieben. Kinder werden lachen, staunen (z.B. über den Kauf von Kuchenkrümeln) und bestimmt auch sich selber wiedererkennen. Inhaltlich bietet das Buch eine weite Bandbreite an Themen, zu denen auch die Windpocken oder der Sabbat gehören. Im Hintergrund sind auch immer Julias „ärmliche“ Verhältnisse präsent, wenn angemerkt wird, dass ihre Mutter keine Waschmaschine hat und stattdessen mit einem Waschbrett und Seifenlauge per Hand waschen muss oder sie sich auch so einen tollen, starken Opa wie den von Sam wünscht. Erfreulich ist, dass trotz der bisher im Haus dargestellten traditionellen Rollenverhältnisse Julia die frechere und Sam die schüchterne Maus von beiden ist und dass Sam in Julias Anwesenheit Dinge tut, zu denen ihm alleine der Mut gefehlt hätte.
Fazit
Dem ersten Kinderbuch von Karina Schaapmann folgt hoffentlich bald in deutscher Übersetzung das bereits in den Niederlanden erschienene zweite Buch über Sam & Julia. (Für den zweiten Band hat die Autorin sogar noch ein Krankenhaus und ein Theater hinzugebaut.) Es wirkt wohltuend, im Jahr 2012, wo mittlerweile auch bei Kinderbuchverlagen Ebooks, Apps und Co. Einzug erhalten haben, einen solchen Schatz, ein solch besonderes und auf gleiche Weise „innovatives“ wie „altmodisches“ Bilderbuch in den Händen zu halten.
Wer demnächst Urlaub in Amsterdam macht, kann sich das Original-Mäusehaus in den Außmaßen von ca. 2 Meter Breite, 3 Meter Höhe und 1 Meter Tiefe in der Öffentlichen Bibliothek Amsterdam sogar in echt anschauen!
- Originaltitel
- Het Muizenhuis - Sam & Julia
- ISBN10
- 3770757246
- ISBN13
- 9783770757244
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 64 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 4 Jahren