Das Geheimnis der Magischen Ohren
Zusammenfassung zu “Das Geheimnis der Magischen Ohren”
Mica und ihre Eltern sind nach Neuseeland ausgewandert. Der Unterricht in Englisch ist für Mica eine echte Herausforderung, noch schwieriger ist jedoch der Spanischunterricht für sie. Als sie zu ihrem neuen Spanischlehrer Mr Charles bestellt wird, stellt sie fest, dass sie die Sprache seines Papageis verstehen kann. Den Vogel mit dem Namen Peter McParrot gehörte vorher einer Nachbarin des Lehrers, die vor wenigen Tagen verstarb. Neben dem Papagei hinterließ die alte Dame eine Ratte namens Marty McRat. Mica gelingt es, an die Ratte zu gelangen und ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihren neuen Freund behalten darf.
Zusammen mit Marty eröffnet Mica ein Detektivbüro und hängt in der Nachbarschaft Aushänge an die Laternenpfähle. Die erste Kundin lässt nicht lange auf sich warten: Mica und Marty werden zu einer Frau namens Eve gerufen, die ihnen von einem sehr seltsamen Problem erzählt. In Eves Schlafzimmer hängt ein chinesischer Seidenvorhang, durch den sie in eine andere Welt gelangen kann: nach Valanna. In dieser anderen Welt ist einer der Bewohner, einer der sogenannten Tiavalanna, verschwunden. Da die Menschen in Valanna keine Gewalt kennen, ist ihnen ein Rätsel, wohin der Junge Lauro verschwunden ist. Mica und Marty begleiten Eve nach Valanna und lernen die märchenhafte Welt und ihre friedlichen Bewohner kennen. Sie beginnen mit ihren Ermittlungen und es stellt sich heraus, dass die Gründe für Lauros Verschwinden in beiden Welten zu suchen sind…
Wichtige Charaktere
- Michaela Maier, genannt Mica
- ihre Eltern und ihr Bruder Ken
- die Ratte Marty McRat
- der Papagei Peter McParrot
- Evelyn Key, genannt Eve
- Lauro und seine Eltern Rima und Telor
- Melvin
- die Einsiedlerin Avela
- der Heiler Ulvo
- Elmo Barkley
Zitate
„‚Valanna is a small world‘, beginnt Eve zu erzählen. Nicht größer als die Mittelmeerinsel Ibiza. Drum herum liegen noch ein paar Inseln, und das war’s. Die Tiavalanna kennen weder Kriege noch Umweltverschmnutzung, noch Armut, denn alles ist für alle da und jeder für jeden. Niemand lügt, niemand würde einem anderen weh tun.
Das klingt schön – aber auch ein bißchen langwelig. Ich stelle mir die Tiavalanna entsprechend fad vor. ‚What do they look like?‘
‚They look like humans. They’re only a small population of about ten thousand, but you see many different types. Some look like Asians, some like Europeans, and some like Red Indians.‘
‚Yay, Red Indians!‘ Marty klettert auf die Lehne der Bank und führt eine Art Stammestanz auf. ‚Ukka tchakka ukka tchakka. I need a headdress before we go there again.‘
Ich stelle mir Marty mit Federschmuck vor und kichere.“
„Ich klammere mich fest an Eves Hand und schließe die Augen. Nach zwei Schritten spüre ich die Seide des Vorhangs an meiner Nasenspitze, im nächsten Moment löst das Gefühl sich auf. Ein weiterer Schritt, der sich anfühlt, als würde ich ins Nichts treten. Ich reiße die Augen auf und sehe um mich herum ein milchiges Schimmern. Ich fühle mich seltsam leicht und bin völlig orientierungslos, aber zum Glück nicht allein. Eve ist ja da und hält meine Hand. Etwas streift mich am Bein. Ich quietsche.
‚Oh‘, sagt Eve. ‚I forgot to tell you that there are fish in this sea.‘
Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich normal atme, als wäre ich an der Luft. Ich sehe nach unten, wo ein Schwarm leuchtender, türkisfarbener Fische an mir vorbeigleitet.
Eve zieht mich ein wenig nach vorn und bereitet mich auf das vor, was gleich geschehen wird. ‚Now we’ll get sucked upwards.'“
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Persönliche Bewertung
Zweisprachige Abenteuergeschichte, sprachlich und inhaltlich leider etwas unrund
Die Idee hinter Tina Zangs Buch ist eine zweisprachige Geschichte. Dank des Umzugs der Hauptperson in ein englischsprachiges Land wird die auf deutsch erzählte Geschichte von englischen Dialogen ergänzt. Um dem Leser das Nachschauen im Wörterbuch zu ersparen, werden die Inhalte der wörtlichen Rede meist im erzählenden Text auf deutsch wiederholt. Zum Englischlernen ist dieses Konzept sicher gut geeignet, der Lesefluss und die Sprache der Geschichte leiden allerdings merklich darunter. Dass in den englischen Dialogen ein sehr einfacher Sprachstil gewählt wird, ist erklärbar, doch wirkt er teilweise wenig authentisch und es bleibt die Frage offen, ob nicht auch mit einem begrenzten Wortschatz eine poetische Sprache möglich ist. Davon abgesehen sind Micas Sprachkenntnisse in der Geschichte inkonsequent wiedergegeben: Während sie in der Schule Schwierigkeiten hat und die Bedeutung mancher, nicht unbedingt hochkomplizierter Wörter in Dialogen nicht kennt, benutzt sie auf der anderen Seite selbst englische Redewendungen, die ein Anfänger vermutlich nicht kennen würde.
Inhaltlich lassen sich sowohl von der Logik als auch vom Anspruch einige Schwächen feststellen. Leider ist schon der Buchtitel unglücklich gewählt, denn Micas „Magische Ohren“ haben mit dem eigentlichen Geheimnis, das es zu lösen gilt, wenig zu tun. Die „heile Welt“ hinter dem Vorhang ist eine schöne und kreative Idee, die interessanterweise die Hauptperson zunächst als „langweilig“ einschätzt (keine Kriege, keine Gewalt, keine Lügen = langweilig?!). Man möchte meinen, dass eine solche Welt ohne konservative Rollen auskommt, doch auch hier hängen natürlich die Frauen die Wäsche auf. Ein Detail, das anzumerken vielleicht spitzfindig ist, doch genau solche „Kleinigkeiten“ sind es schließlich, die bestimmte Rollenklischees zementieren, die im Jahre 2012 schon lange nicht mehr angebracht sind. In Micas Welt geht es ähnlich zu: Die vermutlich humorvoll gemeinte Szene, in der Micas Mutter nicht in der Lage ist, ihr kleines Auto problemlos und akzeptabel einzuparken, ist so klischeehaft und unnötig, dass sie der Geschichte keinen Gefallen tut.
Einige Szenen wirken unstimmig und unlogisch und lassen den kritischen Leser daran zweifeln, ob sich die Geschichte so zutragen kann: Wenn ein Charakter nicht bemerkt, wenn wenige Meter von ihm entfernt Tassen vertauscht und der Inhalt von einer Tasse in die andere geschüttet wird, muss er entweder sehr schwerhörig oder sehr geistesabwesend sein. Ähnliche Zweifel weckt die schnelle Reue des Täters (dessen Identität hier natürlich nicht verraten wird), der vorher noch ganz anders charakterisiert wurde. Auch die Kapitel vorher, als Mica und Eve in der realen Welt dem Täter gegenübertreten, scheinen recht unlogisch: Nachdem der Täter beide in Valanna gesehen hatte, ist es mehr als unglaubwürdig, dass er in der realen Welt nichts davon wissen soll, dass es außer ihm weitere Besucher in Valanna aus der Außenwelt geben soll… Ein wenig irritierend wirkt schließlich Micas oben angedeutete Meinung über die Tiavalanna: Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mit Langweilern gleichzusetzen, ist etwas fragwürdig und vermittelt nicht unbedingt die geeignete Botschaft für die Zielgruppe.
Fazit
Das Konzept hinter diesem Buch ist eine gute Idee: Mit Hilfe der zweisprachigen Geschichte sollen Englischanfänger spielerisch neue Vokabeln und Ausdrücke lernen. Leider leidet die Poesie der Sprache doch sehr unter der sehr einfachen Wort- und Satzwahl, sowohl im Deutschen als auch im Englischen. Auch im Aufbau der Geschichte finden sich einige Ungereimtheiten und Mängel, sodass die Geschichte in ihrer Ausführung leider nur als durchschnittlich zu bewerten ist.
- ISBN10
- 3499216507
- ISBN13
- 9783499216503
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Taschenbuchausgabe
- 160 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren