Vilja und der Räuberschatz (3)
Zusammenfassung zu “Vilja und der Räuberschatz (3)”
Nachdem Vilja im Pokal, den sie für den Sieg im SCHWINDELn bekommen hat, eine Schatzkarte gefunden hat, sind die Räuberbergs in heller Aufregung. Diese Karte soll den Weg zum Ratgeber weisen, den der große Räuberherrscher Helmeri Kvist vor über hundert Jahren schrieb und versteckte. Als neues Oberhaupt der finnischen Räuber kann der Wilde Karlo diesen Ratgeber gut brauchen. Die Suche danach gestaltet sich jedoch schwierig, denn Kvist teilte den Ratgeber in zwei Teile auf, und so müssen die Räuberbergs nicht nur einen sogar gleich zwei Schätze finden. Die Schatzkarte stellt sie vor weitere Rätsel, und so beginnt eine wilde Jagd nach den beiden Ratgeberteilen, denn die anderen Räuberfamilien überwachen die Aktivitäten der Räuberbergs und haben ihrerseits mit der Suche begonnen.
Auch Viljas Familie wird zum Problem, denn offiziell hat Vilja den Kontakt zu den Räubern abgebrochen, und so müssen sie sich eine plausible Ausrede einfallen lassen, um Viljas regelmäßige Aufenthalte bei den Räuberbergs zu rechtfertigen. Wie gut, dass Kaija Räuberberg, die Schwester des Wilden Karlo, unter dem Namen Herta Sonne eine berühmte Romanautorin ist und Vilja zu einem Schreibkurs einladen kann, den ihre Eltern nicht ablehnen können. Was die Räuberbergs nicht bedacht haben: Viljas Schwester Vanamo ist eine glühende Anhängerin von Herta Sonne und kann ihrer Schwester kaum verzeihen, sie nicht zu ihrem Idol mitzunehmen. Doch als Vanamo sich mit ihrem ersten festen Freund tröstet, haben die Schwierigkeiten um Vilja und die Suche nach dem Ratgeber gerade erst begonnen…
Wichtige Charaktere
- Vilja-Tuuli Vainisto
- Viljas Schwester Vanamo Vainisto
- Viljas Vater Jouni Vainisto
- die Räuberbergs: der Wilde Karlo, Hilda, Hele, Gold-Piet, Kalle und Tiuku
- Karlos Schwester Kaija Räuberberg alias Herta Sonne
- Helmeri Kvist
- A-Ka Mikkonen und Markus von Motor-Horror
- Jussi „Großmaul“Hurmala
Zitate
„Hele wunderte sich über den Eifer der Menschen, so viele Sachen besitzen und aufbewahren zu wollen. Über die Dinge, von denen sie noch nie zuvor etwas gehört hatte, konnte sie nur die Stirn runzeln: einen Kannenwärmer, aus Stoffstreifen gehäkelte Untersetzer, eine Milchkanne in Form einer lachenden Kuh oder einen singenden Toaster. Sie lachte über die Frauen,die fast einen Boxkampf wegen einer extravaganten Mumins-Tasse führten und schüttelte den Kopf über die Männer, die sich wie mein Vater verhielten, wenn sie alte Münzen oder Gedenktafeln in abschließbaren Vitrinen begutachteten.“
„Die Notfalltasche der Räuberbergs
Aufgeschrieben von Vilja
Das Leben der Landstraßenräuber ist eine emotionale und unsichere Angelegenheit. Zwischendurch bekommt man einfach keine anständige Beute. Man kann krank oder deprimiert werden. Derjenige, den man trösten muss, könnte zum Beispiel ein Familienmitglied sein, welcher der Räuberherrscher ist, und der etwa eine Niederlage bei einer Schlägerei erlitten hat.
Die Notfalltasche ist also eine Tasche für Notsituaionen, wenn Dinge schiefgehen und jemand aufgemuntert werden muss.“
Alle Bände der Vilja-Reihe
1. Vilja und die Räuber
2. Vilja und das Räuberfest
3. Vilja und der Räuberschatz
4. Me Rosvolat ja vaakunaväijy (noch nicht in Deutschland erschienen)
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Persönliche Bewertung
Auch mit dem dritten Band beweist Siri Kolu den besonderen Zauber vieler skandinavischer Kinderbücher
Ab dem ersten Band kann man das Grundthema in dieser Reihe diskurieren. Es wird niemand bestreiten, dass die Räuberei moralisch natürlich fragwürdig ist, trotzdem werden in der Geschichte moralische Werte vermittelt: der Zusammenhalt innerhalb der Familie und zwischen Freunden, menschliche Wärme, sogar Ehrlichkeit. Man könnte kritisieren, wie positiv die Räuberei in der Welt von Vilja dargestellt wird, aber das ist nicht das Thema des Buches: Die Vilja-Geschichten werden kaum Kinder dazu animieren, ernsthaft die Räuber-Laufbahn einzuschlagen!
Gleichzeitig ist auch im Leben der Räuber nicht alles positiv und erstrebenswert: Hier gibt es eben solche Intoleranz wie in der bürgerlichen Gesellschaft. Auch in der freien Welt der Räuber gibt es fragwürdige Regeln: So wird zum Beispiel die Freundschaft mit „Steuerzahlern“ („SteuZas“) nicht akzeptiert, ist tabu. Auch dass Kalle gern zur Schule gehen möchte, wird mit Misstrauen gesehen. Dank der Geheimhaltung ist tiefgründige Freundschaft nicht möglich: Sogar Hele und ihre Räuberfreundin A-Ka haben große Geheimnisse voreinander – wie es in einer guten Freundschaft nicht sein sollte. Die Räuber führen damit ein freies, aber auch ein einsames Leben. In Viljas Worten: „Die Räuber mussten von allem frei sein. Frei von all diesen Regeln, die besagten, wie man zu leben hatte. Frei, um mit jedem befreundet sein zu dürfen – egal wer das war. Aber die Wirklichkeit sah anders aus.“ (S. 182)
Siri Kolu erzählt eine Geschichte mit hauptsächlich starken weiblichen Charakteren im Alter des Zielpublikums: Die Hauptfigur Vilja natürlich, die als Ich-Erzählerin durch die Handlung führt, daneben die beiden gegensätzlichen Figuren Vanamo und Hele, die sehr gut die Bandbreite dessen abbilden, wie Mädchen sein können. Vanamo symbolisiert das klischeehafte „typische“ Mädchen, besonders als sie verliebt ist, doch auch schon in ihrer obsessiven Begeisterung für Herta Sonne. Als sie ihren ersten Freund kennenlernt, steigert sich ihre Oberflächlichkeit in ihrem übersteigertem Interesse für Kleider und Schminke. Hele dagegen ist der Inbegriff des natürlichen, wilden Mädchens, das sich aus unnützem Schnickschnack nichts macht, und auf teilweise sehr humorvolle Weise immer genau das sagt, was sie denkt. Erfrischend klischeefrei sind auch der Wilde Karlo und seine Frau Hilda dargestellt, die als frischgebackene Eltern ihre weiche Seite zeigen, gleichzeitig jedoch noch immer Räuber sind – ein reizvoller Kontrast!
Bestimmte Aspekte des Endes (die hier natürlich nicht verraten werden sollen!) zeichnen sich für aufmerksame Leser schon lange im Verlauf der Geschichte ab, langweilig ist die Handlung dennoch auf keiner Seite. Humor und Spannung kommen durch zahlreiche Episoden zustande, zum Beispiel die Reaktion der Eltern auf Vanamos neuen Freund und Viljas Überraschung über ihn. Aufgelocker wird die Geschichte zudem durch die schon aus den ersten beiden Bänden bekannten Notizen von Vilja. Beispielsweise gibt es ein Rezept für Hildas Gipfeltreffenkekse. Eine schöne Idee ist auch die Notfalltasche der Räuberbergs, die zur Aufmunterung mit süßen und salzigen Leckereien, Getränken, Unterhaltung und schönen Dingen gefüllt wird. Dieser dritte Band der Vilja-Reihe endet recht offen und kündigt den Nachfolgeband an, die größte Gefahr ist jedoch vorübergehend gebannt…
Fazit
Die Reihe um Vilja und ihre Räuberfamilie ist auch im dritten Band so liebenswert und mitreißend wie eh und je. Seit Ronja Räubertochter gehören Siri Kolus Bücher sicherlich zu den charmantesten Räubergeschichten auf dem Kinderbuchmarkt. Hinreißend!
- Originaltitel
- Me Rosvolat Ja Iso-Hemmin Arkku
- ISBN10
- 3453269209
- ISBN13
- 9783453269200
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Gebundene Ausgabe
- 336 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren