Essen Tote Erdbeerkuchen

Autoren
Verlag
Jungbrunnen Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
4 von 5

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Zusammenfassung zu “Essen Tote Erdbeerkuchen”

Emma lebt mit ihrem Vater in einem kleinen Haus direkt am Friedhof. Nach dem Tod der Mutter hat er es dem Zufall überlassen, wohin es die beiden verschlägt. Der Vater ist Totengräber und Friedhofsgärtner, und Emma verbringt jede freie Minute zwischen den Gräbern. Sie weiß viel über den Tod und das Bestatten in der Vergangenheit und in anderen Kulturen. Auf dem Friedhof unterhält sie sich mit den Verstorbenen und hält in ihrem Tagebuch als eine Art Chronistin deren Geschichten fest. In der Schule ist sie eine Außenseiterin, über die man sich so manches erzählt. Eines Tages begegnet sie Peter auf dem Friedhof. Er geht auf ihre Schule und ist eine Klasse über ihr. Bei einem Sturz vom Garagendach ist sein Zwillingsbruder Martin gestorben. Seitdem schwänzt Peter die Schule und besucht jeden Tag seinen toten Bruder. Seine Eltern sind so sehr in ihrer Trauer gefangen, dass sie Peters Verhalten nicht wahrnehmen. Emma versucht, Peter aus seiner Lethargie zu holen und als er Geburtstag hat, beschließt sie, mit ihm Kuchen zu kaufen, auch für Martin. Beide verbringen fortan gemeinsam Zeit und übernachten sogar einmal an Martins Grab. Während Peter mit dem Verlust seines Bruders zurechtkommen muss, beschäftigt Emma die Frau vom Jugendamt, mit der ihr Vater anzubandeln scheint. Dabei ist Emma überzeugt, sie wolle die beiden nur ausspionieren und auseinanderbringen…

Wichtige Charaktere

  • Emma Blum
  • ihr Vater Severin Blum
  • Therese, die Jugendamtsfrau
  • Peter
  • Martin

Zitate

„Sie kommt fast täglich hierher. Selbst an Tagen wie heute. Der Regen prasselt auf das Dach der steinernen Gruft, die Wand schwitzt dünne Rinnsale aus. Sie holt eine Kerze aus dem Rucksack, zündet sie an, zieht ein Polster hervor und setzt sich zwischen die Särge von Lambert Goldberg und seiner Tochter Leontine. Das Licht fällt durch das kleine Spitzbogenfenster über ihrem Kopf. Gerade genug, dass sie die Zeilen ihres Tagebuchs erkennen kann. Die Füllfeder kratzt über das Papier und zerschneidet die Stille in staubige Häppchen.“

„Severin Blum hingegen blieb vollkommen ruhig, nickte lediglich und setzte seine Führung durchs Haus fort. Therese Funks blonde Locken wippten nervös auf und ab, als sie ihm gurrend hinterherstöckelte. Die Absätze ihrer Schuhe waren gut zehn Zentimeter hoch. Wer hat bloß solche Schuhe erfunden? Damit könnte man bequem den ganzen Müll im Park aufsammeln. Einfach draufsteigen, und wenn der Absatz voll ist, abstreifen.“

Persönliche Bewertung

Humorvolles und dennoch tiefgründiges Buch über Verlust, Tod und Trauer

5 von 5

Rosemarie Eichinger hat mit „Essen Tote Erdbeerkuchen“ ein sehr ernstes Thema zu einem sehr erfrischenden Kinderbuch verwandelt. Dabei geht es immer wieder um das Sterben. Zum einen spielt der Großteil der Handlung auf einem Friedhof, zum anderen haben beide Hauptfiguren einen Menschen verloren. Emma ihre Mutter, Peter seinen Zwillingsbruder. Beide führt diese Verbindung am Grab des Bruders zusammen. Für die eine ist der Verlust schon verjährt, aber dennoch präsent, für den anderen ganz frisch. Auch die Erwachsenen im Buch haben mit den Verlusten zu kämpfen. Der Vater ist alleinerziehend, die Eltern von Peter verlieren über ihre Trauer ihren noch lebenden Sohn völlig aus den Augen. Besonders der Umstand, dass man als Zwilling immer ein Abbild des Toten ist, erscheint sehr grausam.

Mit dem aufmüpfigen, belesenen Charakter von Emma fängt die Autorin schnell die Sympathien der Leser ein. Oft kann man ihr beim Denken zuhören und amüsiert sich danach herrlich, wenn sie etwas völlig anderes sagt. Peter ist der Schüchterne und zeigt, dass auch Jungen Gefühle haben und trauern. Der Beruf des Vaters und seine Vergangenheit als Schiffskoch und die Dame vom Jugendamt, die sich für die kleine Familie interessiert, fügen der Geschichte eine weitere Handlungsebene hinzu. Hauptsächlich geht es um den Weg zurück ins Leben und um die Freundschaft beider Kinder. Viel Erzähltempo kann nicht aufkommen, da sich die Autorin auf die beiden Figuren und ihren Umgang miteinander und die Beziehung zwischen Emma und ihrem Vater konzentriert. Deshalb mag mancher die Spannung ein wenig vermissen, aber es geht hier eben auch nicht um einen Krimi.

Besonders beim Wissen um die historischen und kulturellen Bestattungsvarianten und Jenseitsvorstellungen scheint das Geschichtsstudium von Rosemarie Eichinger durch, nicht zum Nachteil für die Bildung der Leserschaft.

Fazit

Ein ungewöhnliches, vielschichtiges und höchst humorvolles Buch über den Tod, den Verlust, die Freundschaft und den Neuanfang, in das immer wieder interessante Wissenshäppchen zu Bestattungsriten einfließen. Klare Leseempfehlung, nicht nur für Kinder ab 10!

ISBN10
3702658548
ISBN13
9783702658540
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
117 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 9 Jahren