Für Akkie!
Zusammenfassung zu “Für Akkie!”
Akkie van Vliet ist Schülerin der Martin-Luther-King-Schule und spielt begeistert Fußball. Sie geht mit ihren Mitschülern in die sechste Klasse. Es ist das letzte gemeinsame Schuljahr, bevor sich alle auf weiterführende Schulen verteilen. Ihre beste Freundin Elise ist ganz anders als Akkie, aber trotzdem schafft Akkie es immer wieder, sie zum Fußballspielen zu überreden. Einigen Jungs in ihrer Klasse sind Akkies fußballerische Fähigkeiten ein Dorn im Auge, und so kommt es nach einem Streit zwischen ihr und Joep zu einem „Duell“ abseits des Schulgeländes. Nachdem Joep Elise beleidigt, gibt es für Akkie kein Halten mehr und sie stürzt sich auf Joep. Es gibt eine wilde Rangelei mit Haareraufen, Blut und blauen Flecken, bis schließlich die herbeigerufene Lehrerin Ina dem Ganzen ein Ende bereitet. Aber Akkie sackt später in sich zusammen. Ihr ist schlecht, sie röchelt und ist kreidebleich. Ihre Mutter fährt mit ihr zum Arzt und noch am selben Tag muss sie ins Krankenhaus, da ihr Blut Unregelmäßigkeiten aufweist.
Im Krankenhaus stellt Akkie fest, dass sie auf die Onkologiestation bestellt wurden, die Station für Krebspatienten. Nach einer Knochenmarkpunktion steht fest, dass Akkie an Leukämie erkrankt ist. Fortan wird sie viel Zeit im Krankenhaus verbringen und eine Chemotherapie machen. Ihre Klasse schickt ihr Briefe und hofft auf eine baldige Rückkehr. Genau so geht es Akkie, die auf gar keinen Fall die vielen Ereignisse des letzten Schuljahrs verpassen will, allen voran natürlich das Fußballturnier zum Jubiläum der Schule oder die Klassenfahrt. Aber auch für die Abschlußprüfungen lernt sie im Krankenhaus und denkt sich die Dramaturgie für das Abschlußmusical aus. Akkies Krankheitsverlauf ist ein Auf und Ab – in Begleitung ihrer Mutter erlauben die Ärzte ihr sogar, mit auf Klassenfahrt zu fahren. Doch als sie wieder zurück sind, kommt alles doch ganz anders, als sich alle erhofft hatten…
Wichtige Charaktere
- Akkie van Vliet
- ihre Eltern Hans und Loes
- ihr Kater Kareltje
- ihre beste Freundin Elise
- Laurens
- Joep
- Ibrahim „Brammie“
- Christel
- Nilgun
- Arno
- Klassenlehrerin Ina
- Lehrer Henk
- Doktor „Schnauzer“ van der Laan
- Krankenschwester Verle van Genugten
Zitate
„Das war zu viel! Inas Fassade zerkrümelte endgültig, und sie musste schallend lachen.
‚Das ist wirklich nicht witzig‘, fauchte Akkie entrüstet.
Ihre Lehrerin riss sich zusammen und sagte so ernst es eben ging: ‚Ferkeln. Ich ferkle, du ferkelst, wir ferkeln, ich habe geferkelt.‘
Es blieb einen Moment still, aber dann lachten die Mädchen.
‚Ich verstehe bloß nicht, warum ihr immer mitspielt. Fußball ist doch so was von grob!‘
‚Hallo, jetzt sei aber mal nicht altmodisch, Frau Lehrerin!‘, rief Akkie. ‚Du klingst ja plötzlich wie meine Oma.'“
„Ina ignorierte den Zwischenruf. ‚…und es stehen noch viel mehr schöne Sachen auf dem Programm. Ist es denn so viel verlangt, dass ihr euch ein bisschen Mühe gebt? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich möchte dieses Jahr genießen und Spaß an den vielen Extras haben. Aber wenn ihr euch so aufführt, finde ich es hier unerträglich. Wer hat etwas Vernünftiges dazu anzumerken?‘ Laurens meldete sich. ‚Ina, ich glaube, dass manche Jungs einfach neidisch sind, weil Akkie besser Fußball spielt als sie. Die hat’s echt drauf.'“
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Leseprobe (PDF) beim Verlag
Unterrichtsmaterial (PDF) beim Verlag
Persönliche Bewertung
Authentische Schilderung der Krebserkrankung eines starken Mädchens
In den Niederlanden ist Jacques Vriens‘ Buch über eine seiner ehemaligen Schülerinnen mehr als 100.000 Mal verkauft worden und hat 2010 den Preis der niederländischen Kinderjury erhalten. Mittlerweile ist die Geschichte auch verfilmt worden. Der ehemalige Lehrer Vriens, in seinem Heimatland einer der bekanntesten Jugendbuchautoren, hatte dieses Buch seiner ehemaligen Schülerin Anke versprochen, der er das Buch auch gewidmet hat. Allerdings brauchte er den Abstand von acht Jahren und künstlerische Freiheiten, um die erlebten Geschehnisse niederzuschreiben. Mehrmals musste er zuvor den Versuch, das Buch zu verfassen, abbrechen, zu traurig wurde er über das, was er schrieb. Nach acht Jahren änderte er seine Person in die Figur der Klassenlehrerin Ina, die Vriens bei einer Lesung kennenlernte, und aus Anke wurde Akkie.
Das illustrierte Cover des Originalbuchs bestärkt den Eindruck, dass dieses Buch trotz seiner Thematik schon für Kinder unterhalb der deutschen Leseempfehlung des Verlags ab 12 Jahren geeignet ist. Sicher ist es traurig, und nicht nur Vriens wünschte sich ein anderes Ende für sein Buch. Doch wie er das Ganze erzählt, hat wenig verstörendes, sondern sehr viel lebensbejahendes und sehr viel Lebenswirklichkeit der Zielgruppe. Der Klappentext lässt das Ende zwar bereits vor Lektüre des Buchs erahnen, dennoch lohnt es sich zu lesen, besonders wenn man selbst betroffen ist. Ob als Patient oder als Angehöriger, als Freund oder als Schulklasse. Mit den vielen Dialogen zwischen den einzelnen Schülern, zwischen Lehrerin Ina und ihren Schülern, dem Ärzteteam und Akkie oder Akkie und ihren Eltern ist das Buch abwechslungsreich und auch in den Erzählteilen leicht verständlich geschrieben.
Das knapp 200-seitige Buch mit 17 Kapiteln beginnt ohne große Vorrede mitten im Geschehen und bleibt trotz der sehr frühen Krankheitsdiagnose Akkies bis zum Schluß vielschichtig. Denn das Leben läuft für alle trotzdem weiter, wenn auch mitunter anders. Vriens stellt zwar Akkie in den Mittelpunkt seiner Erzählung, postiert darum aber genügend Charaktere und Geschehnisse, um das Buch realistisch werden zu lassen. Da ist zum einen die Lehrerin Ina, die selber ihren Mann durch eine Krebserkrankung verloren hat und die eigentlich gar nicht mehr unterrichten wollte. Die Schüler wollen sie mit Henk verkuppeln und lernen, dass sich Liebe nicht erzwingen lässt. Ihre beste Freundin Elise kümmert sich um Akkies Kater, Laurens ist in Akkie verliebt und schreibt ihr dies, und die Klasse solidarisiert sich mit Akkie, indem alle eine Kopfbedeckung tragen. Selbst Joep, mit dem Akkie sich geprügelt hat, ist mehr als ein einfacher Macho. Er macht sich Vorwürfe und Sorgen, Akkies Erkrankung könnte mit ihrer Rauferei zusammenhängen.
Akkie ist ein spannender Charakter, mit ihrer Fußballbegeisterung, ihrer forschen Art und ihrem Mut, es auch mit Jungs aufzunehmen, hat sie rein gar nichts mit den oftmals anzutreffenden genderkonformen Mädchenfiguren anderer Romane zu tun. Sie ist stark und lässt sich ihren Lebensmut nicht ohne weiteres von der Diagnose Leukämie nehmen. Zu sehr ist sie im Leben verhaftet, möchte unbedingt an den Höhepunkten des letzten Schuljahrs teilnehmen. Doch auch an Akkie geht die Krankheit nicht spurlos vorüber. Durch die Medikamente erlebt sie extreme Stimmungsschankungen und streitet sich mit ihrer besten Freundin oder ihren Eltern. Irgendwann fragt sie ihre Krankenschwester nach dem Tod, denn sie ahnt, was sie erwartet. Den Bruch all ihrer Zuversicht wird in ihrem letzten Brief an ihre Klasse deutlich, der so gar nicht zu der Akkie passen will, die alle kennen und zurück haben wollen.
„Für Akkie“ ist kein Mitleidsbuch, es ist ein frohes und zugleich trauriges Buch, das Lachen und Weinen liegen dicht beieinander. Die Handlung findet zwar überwiegend außerhalb des Krankenhauses statt, der Leser erhält dennoch Einblick in eine Onkologiestation. Akkies Tod selber ist nur kurz erwähnt, wird nicht ausführlich beschrieben. Emotional wird es immer dann, wenn die Figuren im Buch den Verlust thematisieren, der ihnen bevorsteht, oder am Ende versuchen müssen, ihn zu akzeptieren. Jacques Vriens will mit dem Buch den Tod nicht überlisten, er löst damit sein Versprechen ein und hält so die Erinnerung an Anke hoch. Die Ansichten über den Tod sind erfreulich unreligiös, sie sind von Toleranz geprägt. Die Klassengemeinschaft, die der Autor beschreibt, wächst zu einer funktionierenden heran und erinnert an ein ebensolches Geschwisterverhältnis: Die Schüler streiten sich zwar oft, aber wenn es darauf ankommt, halten alle zusammen.
Fazit
„Für Akkie“ ist ein emotionales Buch über die Krebserkrankung einer Sechstklässlerin, das auf einer wahren Begebenheit basiert. Es ist trotz des schrecklichen Verlustes ein Buch, bei dem auch gelacht werden kann. Denn Akkie und ihre Klasse werden von Jaques Vriens so realistisch porträtiert, dass man meinen könnte, man kenne den ein oder anderen persönlich. Wenn Akkie sich auf der Klassenfahrt über einen Streit mit einer Schülerin freut, mit der sie sich nie gut verstanden hat, dann zeigt das nur eines überdeutlich: Sie will einfach nur leben, mit allem was dazu gehört!
- Originaltitel
- Achtste-groepers huilen niet
- ISBN10
- 3453268512
- ISBN13
- 9783453268517
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Broschierte Aufgabe
- 192 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab12 Jahren