Trulla – Eine Feldmausmelodie

Das Cover mit Akkordeon und Pauke und der Titel deuten es bereits an, es ist ein musikalisches Buch. Eine Feldmausmelodie in 12 Strophen, die vorgelesen, selbstgelesen oder gesungen werden können. Sehr modern gelangt man über einen QR-Code zu Beginn des Buchs zur gesungenen Melodie von Jochen Scheele, alternativ erreicht man die Musik über einen Link. Sogar die Noten sind zum Nachspielen im Buch abgedruckt.

Die kreative Idee, der Text, die Melodie und dann auch noch ganz besondere Illustrationen machen dieses Büchlein zu einem echten Schatz im Kinderzimmer oder in der Hausbibliothek. Im Aufbau des Buchs erkennt man eine Struktur, die einzelnen Strophen sind nicht einfach wahllos dahergedichtet worden: Nach der Vorstellung des Hauptcharakters werden dessen Verwandte eingeführt, bevor es anschließend einmal durch jede Jahreszeit geht. Am Ende schlummert die Maus zufrieden in ihrem Bett. Aber nicht nur inhaltlich, auch melodisch sind die Strophen so gereimt, dass sie sich auch als Melodie gut machen. Da diese ein echter Ohrwurm ist, kann man gar nicht anders, als den sehr amüsanten und abwechslungsreichen Text zu singen.

Neben diesen tollen Eigenschaften besitzt das Buch aber außerdem noch in Vanessa Riecke eine hochgradig kreative Illustratorin, die zu jeder Strophe so viel mehr an Bildern liefert, als der Text beinhaltet, dass es einfach nur Spaß macht, die Seiten immer und immer wieder anzuschauen. Ihr wunderbarer Collagenstil hat einen hohen Wiedererkennungswert und besteht aus vielen unterschiedlichen Materialien und Techniken. So ist Trullas Schwester aus einer Art Filz, Trulla selber aus handgeschöpftem Papier oder Naturpapier. Ihr Kleid besteht aus einem karierten Stoff, wie man ihn von Küchenhandtüchern kennt. Neben den Zeichnungen kommen unter anderem Fotos zum Einsatz, wie z.B. die eines Fußballs, eines Teddybärens und eines Seesterns. Diese werden neben anderen Abbildungen in die Bilder integriert. Viele Hintergrundgeschichten und Exkurse, die so nicht im Text zu finden sind, bereichern das Buch ungemein und machen das gewisse Extra aus. Da picknickt die Schwester von Trulla mit dem Maulwurf, die Frau von Trullas Bruder ist eine Gans, ein Hamster fegt mit einem Besen am 1. April seine Höhle,Trullas Hund streckt an Weihnachten einem der Krippenschafe die Zunge heraus und vieles mehr.

Für Fortgeschrittene gibt es dann in den Illustationen zur letzten Strophe noch allerlei Anspielungen in Form von Buch- und Schallplattencovern. Da gibt es neben „Toni – Ein Ei muss zum Friseur“ John Steinbecks Roman „Of Mice and Men“, eine Hommage an das Gedicht von Robert Burns „To a Mouse“, zu sehen oder das Cover der Beatles Platte „Abbey Road“, stilecht mit Mäusen. Am Tiefgründigsten ist aber wohl die Nennung des Lieds „Puff the Magic Dragon“ von Peter Paul & Mary, in dem der ewig lebende Drache Puff die traurige Erfahrung machen, muss dass sein Freund, der kleine Junge Jackie Paper, irgendwann das Interesse an ihm und somit an der Phantasie verliert und nicht mehr zum Spielen kommt.