Vegan kochen – So klappt die Umstellung
200 Rezepte und ausführliche Liste veganer Alternativen
Zusammenfassung zu “Vegan kochen – So klappt die Umstellung”
Nach einer kurzen Einleitung, in der es um Intention und Ziel des Buches geht, beginnt „Vegan kochen“ mit Erklärungen zu Zutaten und verwendeten Symbolen (die in den Rezepten zum Beispiel Allergikerhinweise, aufwändige, fettarme oder schnelle Rezepte kennzeichnen). Einsteigern weniger geläufige Produkte wie Xanthan oder Maca-Pulver werden erklärt, es gibt aber auch Hinweise zu grundlegenden Zutaten wie Mehl und Salz. Die folgenden Seiten mit Rezepten sind nach tierischen Zutaten gegliedert, die ersetzt werden sollen. Der erste Abschnitt „Bewährte Alternativen für Milchprodukte“ erklärt, was an Milch und Käse sowie anderen Milchprodukten negativ ist und wie diese in Rezepten ersetzt werden können. Listen von Alternativen sowie ein „veganisiertes“ Beispielrezept sollen demonstrieren, wie sich praktisch jedes Rezept in ein veganes Gericht verwandeln lässt. Anschließend folgen eine Liste an im Handel erhältlichen Ersatzprodukten (verschiedene Pflanzenmilchsorten bzw. vegane Käsesorten aus Soja und anderen Zutaten und schließlich verschiedene Rezepte, in denen die jeweiligen Tierprodukte ersetzt wurden. Die restlichen Abschnitte des Buches, in denen es um Eier, Fleisch und Fisch, tierische Nebenprodukte (zum Beispiel Honig und Gelatine) sowie um „bewährte Alternativen für Gluten, Soja, raffinierten Zucker und Fette“ geht, sind im selben Stil aufgebaut. Im letzten Abschnitt werden alle veganen Alternativen in einer Liste zusammengefasst. Das Ende bildet ein alphabetisches Register der Rezepte.
Jedes Rezept ist mit den anfangs vorgestellten Symbolen gekennzeichnet und besteht außerdem aus einer Einleitung, einer Zutatenliste, der Zubereitung sowie der Menge, die das Rezept ergibt. Einige Rezepte sind bebildert, außerdem ergänzen Notizen und Tipps die Zubereitungshinweise. Zu jedem Rezept gibt es außerdem die Angabe, welche tierische Hauptzutat durch welche vegane Alternative ersetzt wurde.
Zitate
„Man ist, was man isst, und leider geht es Rindern, Schweinen, Hühnern und Fischen genauso. Durch Massentierhaltung und Umweltverschmutzung hat das meiste Fleisch im Handel heute nicht mehr die Qualität der Ware, die früher auf den Tisch kam. Hormone, Pestizide, chemische Zusätze und Verunreinigungen aller Art sind heute an der Tagesordnung.“
Auszug aus den Rezepten
Weißkohlsalat mit Kürbisdressing und Walnüssen
Zitronentarte mit Vollkornboden
Nuss-Schnittkäse
Käsefondue
„Eier“ mit Schinken
Marzipankissen
Hacksteak mit Pilz-Zwiebel-Salbei-Sauce
„Huhn“-Nudel-Auflauf mit Käse
Shepherd’s Pie
Fischstäbchen mit Remoulade
Dänische Plundertaschen mit fruchtiger Frischkäsefüllung
Gedörrte Bananan-Apfel-Schnitten
Persönliche Bewertung
Nur für Einsteiger mit viel Enthusiasmus, Zeit und Geduld geeignet
Schon auf den ersten Blick fällt das moderne und ansprechende Design des Kochbuchs auf. Inhaltlich haben sich die beiden Autorinnen viel vorgenommen: zeigen, wie einfach und lecker die vegane Ernährung sein kann, dass der Leser nichts vermissen muss und dass eigentlich jede tierische Zutat ersetzt werden und damit jedes konventionelle Rezept nachgekocht werden kann. Um allen gerecht zu werden, werden auch Gluten- und Soja-Allergiker berücksichtigt, und auch Gesundheitsbewusste werden im Abschnitt über Alternativen zu Zucker und Fetten bedacht. Schnell wird klar: Die Autoren haben nicht nur zu viel gewollt, sie versprechen auch deutlich zu viel! Diese Punkte werden diesem Kochbuch zum Verhängnis.
Schon das kleinformatige Design war keine sehr glückliche Entscheidung: Zwar ist das Design recht übersichtlich. Die Schrift ist jedoch zum Teil deutlich zu klein, als dass sie ohne Anstrengungen gelesen werden könnte, die Symbole wirken ebenfalls zu klein und schwer voneinander zu unterscheiden. Die zum Teil ganzseitigen, ansprechenden Fotos können das nicht wettmachen, der Lesespaß wird deutlich gemindert. Grundsätzlich ist der Gedanke einer ausführlichen Kennzeichnung durch Symbole durchaus positiv, sie hätte nur eindeutiger und konsequenter umgesetzt werden müssen. Rezepte, die auf 2-3 anderen aufbauen, können wirklich nicht als einfach oder schnell bezeichnet werden!
Etwas frustrierend für Leser in Deutschland: Einige Produkte sind hierzulande nicht erhältlich bzw. müssen erst im Internet bestellt werden („vegan, mit Vanillecreme gefüllte Kekse“, vegane Marshmallowcreme, vegane Schokolade mit Karamell). Viele Rezepte basieren auf Zutaten, die nicht problemlos beschafft werden können – und das gilt nicht nur für Ersatzprodukte. Beispiele hierfür sind Adobo-Sauce, Ahorn-Essenz, Maca-Pulver, Chia-Samen oder Siracha-Sauce. Die Rezepte enthalten in einem großen Maße fertige Ersatzprodukte (für Käse, saure Sahne, Mayo, Frischkäse oder Kaffeeweißer). Manche Rezepte bestehen praktisch sogar nur aus Fertigprodukten oder veganen Ersatzprodukten. Man könnte den Eindruck gewinnen, ohne Ersatzprodukte ließe sich überhaupt nicht vegan kochen!
Das Konzept des Buches insgesamt muss hinterfragt werden: Anstatt krampfhaft zu versuchen, jedes unvegane Rezept zu „veganisieren“ (was in vielen Fällen einfach zum Scheitern verurteilt sein muss), wäre es weit produktiver dazu zu ermuntern, neue Geschmackserlebnisse kennenzulernen anstatt den Versuch zu unternehmen, bekannte Rezepte und ihren Geschmack zu kopieren. Schade auch, dass Alternativen zu alkoholischen Zutaten fehlen – wenn man schon versucht, jeder Zielgruppe gerecht zu werden, sollte dieser Punkt ein Muss sein!) Auch die Themen Allergie und Gesundheit sind zwar gut gemeint, aber nicht unbedingt themenrelevant in einem veganen Kochbuch. Etwas inkonsequent auch die Hinweise zu den Vorteilen veganer Ernährung, die sich auf Ethik und Gesundheit beziehen. Gleichzeitig wird verschwiegen, dass bei veganer Ernährung die Versorgung mit den Vitaminen, B12, D2 sowie Eisen kritisch beobachtet werden muss. Zudem wirkt die Empfehlung, im Asia-Laden günstige Zutaten zu finden, vor dem Hintergrund von Genfood und nicht-fairem Handel etwas paradox, wenn vorher von ethischen Motiven und Gesundheit die Rede war. Zwar werden hier und da ausdrücklich Biozutaten in den Rezepten gelistet, doch auch dies geschieht sehr uneinheitlich und inkonsequent.
Grundsätzlich lautet die ernüchternde Prognose: Ein veganer Anfänger wird dieses Buch bald frustriert zur Seite legen, denn – wie schon erwähnt – es verspricht einfach zu viel, schon auf dem Klappentext. Die angegebenen Ersatzprodukte sind zum Teil schwer zu beschaffen oder nur mit viel Zeit- und Arbeitsaufwand herzustellen. Es wird zudem der Eindruck erweckt, dass alle tierischen Zutaten durch pflanzliche ersetzt werden können und man den gleichen Geschmack sowie die gleiche Konsistenz und Verarbeitungseigenschaften erhält. Erfahrene VeganerInnen wissen, dass das einfach nicht stimmt. Enttäuschungen sind also sicher, und mancher noch nicht ganz überzeugte Leser wird sich vielleicht von dieser Ernährungsweise abwenden. Schade!
Fazit
Gut gemeintes Kochbuch, das leider für Anfänger ohne sehr viel Geduld, Zeit und Begeisterung vollkommen ungeeignet ist und zum Teil falsche Tatsachen vorspiegelt. Die Überschrift gegen Ende des Buches, die „Viel Erfolg mit unseren Rezepten“ wünscht, wirkt vor diesem Hintergrund unfreiwillig komisch, denn Erfolg braucht es tatsächlich, um mit diesen Rezepten und diesem Kochbuch warm zu werden. Zwar enthält es einige gute Anregungen, daneben jedoch auch derart viele Mängel und schlecht durchdachte Inhalte und Rezepte, dass der Kauf leider nicht angeraten werden kann. Als Alternative bieten sich Björn Moschinskis Kochbuch (für jüngere Vegananfänger, die Wert auf Hochglanz und Rezeptfotos legen) oder die veganen Kochbücher des pala Verlages an.
- Originaltitel
- The Complete Guide to Vegan Food Substitutions
- ISBN10
- 3831021155
- ISBN13
- 9783831021154
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 272 Seiten