Vilja und die Räuber (1)
Zusammenfassung zu “Vilja und die Räuber (1)”
Vilja fährt zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Vanamo in den Sommerurlaub. Schon auf der Hinfahrt wird die Familie von einem Räuberbus überfallen. Dabei nimmt die Familie Räuberberg nicht nur allerhand sinnvolles Diebesgut von Nagellack bis Reiseapotheke sowie ein Handbuch über die Waldbeeren Finnlands mit, sondern auch Vilja. Nachdem Unstimmigkeit darüber herrscht, ob die Familie Vilja wirklich behalten soll (Mutter Hilda möchte sie zurückbringen, Vater Karlo ist überzeugt, eine Freundin für seine Kinder geraubt zu haben), entscheidet man sich schließlich, sie mitzunehmen. Vilja ängstigt sich zwar zuerst vor den wilden Räubern und versucht erfolglos zu entwischen, merkt jedoch bald, wie viel aufregender das Räuberleben ist und dass sie eigentlich gar nicht zu ihrer langweiligen Familie zurückmöchte. Bei aller Wildheit herrscht unter den Räuberbergs schließlich eine weitaus größere Wärme als Vilja das von zu Hause gewohnt ist, wo ihr Vater vor allem an Geld interessiert ist und sich die Familie nichts zu sagen hat.
Für die Räuber wird Vilja schnell zu einer wichtigen Hilfe und einer geschätzten Ratgeberin. Sie ist eine Freundin für Tochter Hele und Sohn Kalle, Vater Karlo und Mutter Hilda loben ihre weisen Ratschläge. Das Räuberleben ist abwechslungsreich, geraubt werden nur Nahrungsmittel und Gegenstände, an Geld – oder „Mäusefürzen“ – haben die Räuberbergs kein Interesse, denn die brächten nur Ärger. Um ihrer Räuberfamilie etwas Gutes zu tun, erpresst Vilja ihren Vater und schafft damit regelmäßig Süßigkeiten heran. Sie lernt Karlos Schwester Kaija kennen, die furchterregender ist als die ganze Familie zusammen, die jedoch einer sehr zahmen und erstaunlichen Betätigung nachgeht. Der Höhepunkt des Sommers ist das Räuberfest mit seinen Wettkämpfen, in denen sich die Familie gut schlägt, bevor sie es mit unvorhergesehen Schwierigkeiten zu tun bekommt – und irgendwann droht auch das Ende der Sommerferien und damit Viljas Abschied von den Räuberbergs…
Wichtige Charaktere
- Vilja Vainisto
- Viljas Vater Jouni Vainisto und ihre Mutter
- Viljas Schwester Vanamo Vainisto
- die Räuberbergs: der Wilde Karlo, Hilda, Hele, Gold-Piet und Kalle
- Karlos Schwester Kaija Räuberberg alias Herta Sonne
- A-Ka Mikkonen von Motor-Horror
- die Pärnänens
Zitate
„Ich dachte kurz an zu Hause und die Stille an unserem Frühstückstisch. Wie todlangweilig es war, wenn meine Eltern beim Essen jeweils einen Teil der Zeitung lasen, während Vanamo SMS tippte und den Rhythmus von ihrem iPod mittrommelte. Wir hatten uns nichts zu sagen.“
„‚Den Flüchtigen nehmen wir normalerweise etwas mehr weg‘, sagte Hele. ‚Zur Strafe für ihren Starrsinn rauben wir ihnen etwas, das sie um keinen Preis hergeben wollen.‘
‚Was zum Beispiel?‘, fragte ich und versuchte nicht nachzuschauen, wie viele Zentimeter wir vom Straßengraben entfernt waren. Hilda schnitt die Kurven so dynamisch, dass man manchmal meinte, die Räder auf der Seite des Straßengrabens drehten sich in der Luft.
‚Na, gib schon auf!‘, kreischte Gold-Piet. ‚Auch so’n Opel entkommt uns nicht ewig.‘
‚Was war denn der Vorige?‘, überlegte Kalle. ‚Dieser Anglertyp?‘
‚Genau‘, fuhr Hele fort. ‚Anfang des Monats haben wir einem Mann seinen Angelköder abgenommen. Der hat ganz im Ernst geheult! All dieser Krempel. Komisch, dass die Leute so daran hängen.'“
Alle Bände von Vilja und den Räubern
1. Vilja und die Räuber
2. Vilja und das Räuberfest
3. Vilja und der Räuberschatz (Februar 2014)
4. Me Rosvolat ja vaakunaväijy (noch nicht in Deutschland erschienen)
Links
Persönliche Bewertung
Nostalgisches, kluges und stimmungsvolles skandinavisches Kinderbuch
Das schlichte Cover und die wunderschönen nostalgischen Innenillustrationen von „Vilja und die Räuber“ werden sicher so manchen erwachsenen Leser, Verschenker oder Vorleser an die Lieblingsbücher der eigenen Kindheit erinnern. So schön prachtvolle Cover mit Spotlackierung, metallene Akzente und farbenfrohe Fantasycover sind, auch die Einfachheit altmodisch anmutender Cover versprüht ihren Charme. Ungewöhnlich, weil vermutlich nicht „modern“ sind auch die Kapitelüberschriften, die den Inhalt des folgenden Kapitels zusammenfassen, wie das von Büchern wie A. A. Milnes „Pu der Bär“ bekannt ist. Zwar könnte man meinen, eine solche Zusammenfassung würde zu sehr vorgreifen, doch das Gegenteil ist der Fall: Vielmehr macht jede einzelne Überschrift neugierig auf das kommende Kapitel und ermuntert zum Weiterlesen. Ja, die Abenteuer von Vilja und ihren Räuberfreunden sind sogar so zauberhaft, intelligent, charmant und warmherzig geschrieben, dass man das Buch nicht mehr weglegen mag. Die Handlung erlebt der Leser durch Viljas Augen hautnah mit, lernt durch sie die Räuber und ihr Leben kennen und freut sich über ihre Listen, in denen sie die Regeln des Räuberlebens festhält. Diese Geschichte hat es nicht nötig, mit Gewalt- und Actionszenen zu fesseln, ganz in der Tradition guter skandinavischer Kinderbuchautoren sorgen Siri Kolus Sprache (äußerst gelungen ins Deutsche übertragen von Antje Mortzfeldt) und ihre kindgerechten und kreativen Ideen für eine spannende und einfühlsame Geschichte.
Inhaltlich könnte man argumentieren, die Räuberei würde glorifiziert und der Raub an Menschen verharmlost. Hier ist dagegenzuhalten, dass es den Räubern nie um Gewalt gegen ihre Opfer geht, es geht nicht um Geld oder finanzielle Bereicherung. Das Räuberhandwerk ist in dieser Geschichte vielmehr ein harter Job wie jeder andere, es gibt Konkurrenz, Niederlagen und schwierige Tage. Dass die Räuberbergs mit Geld nichts anzufangen wissen, macht sie besonders sympathisch. Letztendlich stellt sich doch die Frage, wer der „bessere Mensch“ ist: die Räuber in ihrer Warmherzigkeit und Naivität, die sich Dinge des täglichen Lebens und Überlebens zusammenrauben (zu denen zugegebenermaßen auch weniger überlebensnotwendige Dinge gehören, die ihnen einfach nur Freude machen) und für die finanzielle Werte keine Rolle spielen – oder auf der anderen Seite Viljas Vater, dem das Geld das Nächste ist und der darüber seine eigenen Kinder vernachlässigt. Es mag ein anarchischer Gedanke sein und natürlich ist Kindern nicht nahezulegen, von einer Zukunft als Räuber zu träumen – doch erscheinen die Räuber aus der Geschichte, die sich ihr Geld auf ungesetzliche aber dennoch hart erarbeitete Weise verdienen, moralischer als z.B. der Konzernboss der Realität, der durch Ausbeutung tausender Menschen auf „ehrliche“ und gesetzlich akzeptierte Weise sein Vermögen scheffelt.
Fazit
„Vilja und die Räuber“ begeistert durch den einzigartigen skandinavischen Charme, kluge subtile Gesellschaftskritik und den modernen Umgang mit Rollenklischees, ohne diese in ihr absurdes Gegenteil zu verkehren. Ein wunderschönes Buch für die Sommerferien, das nicht nur wegen seiner nostalgischen Gestaltung neben den Astrid Lindgren-Büchern im Bücherregal gut aufgehoben ist!
- Originaltitel
- Me Rosvolat
- ISBN10
- 3453267621
- ISBN13
- 9783453267626
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 256 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren