Jugendstil
Zusammenfassung zu “Jugendstil”
Dieser Führer durch die Welt des „Jugendstil“ eröffnet mit einer leichtgängigen „Einführung“, die versucht, Natur und Wurzeln des Jugendstils impressionsartig einzufangen. Auf diesen kleinen Einblick in eine neue moderne Welt folgt die Suche nach den Ursprüngen einer Stilrichtung, die in nur fünfundzwanzig Jahren das Verständnis von Design und Gebrauchsgegenständen, aber auch von Architektur und Inneneinrichtung grundlegend veränderte. Nachdem die Wurzeln freigelegt wurden, wendet sich der Autor William Hardy Teilbereichen zu. Zuerst wird die Jugendstil-Architektur betrachtet, die als Hintergrund für das Verständnis des Jugendstil gesetzt werden kann. Den Jugendstil-Möbeln, die durch die Spannung zwischen Verzierung und Struktur, Form und Funktion beeindrucken, ist das Kapitel „Möbel“ gewidmet. Schmiedeeisen spielte für die Jugendstil-Künstler eine große Rolle, wie das konkret aussah, legt der Abschnitt über die Metallarbeiten dar, indem außer großen Toren auch reichlich aus Metall gefertigte Tee-Service und Kannen zu bewundern sind. Der Jugendstil-Schmuck ist legendär und rechtfertigt ein eigenständiges Kapitel. Die zwei letzten Kapitel des Buches beschreiben und bebildern Glas- und Keramikarbeiten des Jugendstils. Auch diese Kapitel leben, wie ihre Vorgänger zum einen natürlich vom Wort, aber noch mehr von den ausgesucht aussagekräftigen Abbildungen, wovon sich der Betrachter anhand einer echten „Tiffany-Lampe“ auf Seite 93 gerne überzeugen möge. Noch ausdrucksstärker sind die Bilder im Kapitel zu den Jugendstil Grafiken gelungen, in denen sich der Stil und das Kunstempfinden des Jugendstil besonders eindrucksvoll ausdrückte. Ein schlichter Index und eine dem „Jugendstil“ nachempfundene grafische Gesamtgestaltung runden diesen Kunstführer ab.
Zitate
„Die Welt hatte sich geändert, aber es gab noch keinen Stil, der diese Veränderung ausdrücken und sichtbar machen konnte. Das neue Zeitalter drückte sich noch immer immer in den Formen des alten aus: Klassik, Gotik, Renaissance, Barock oder Louis-quinze. Der Jugendstil war der erste Stil des neuen Jahrhunderts. Das erklärt auch, warum er sich so schnell und hektisch durchsetzte.“
„Für den Jugendstilkünstler war Glas genauso schmiegsam und anpassungsfähig wie Metall. Die fließenden Umrisse des Jugendstil konnten genauso gut in einer Vase aus Glas oder in einer Silber- und Bronzevase ausgedrückt werden. Aber die Transparenz des Glases paßte besonders gut zu einem Stil, der leicht und delikat war. Ein Jugendstil-Interieur war offen, hell, luftig und wohlgeordnet. Nur mit Glas konnte der Jugendstilkünstler diese Leichtigkeit einfangen.“
Persönliche Bewertung
Leichtgängiges Grundlagenwerk für Kunsteinsteiger mit gewissem Unterhaltungswerk und aussagekräftigen Bildern.
Eine gelungene Einführung in eine wahrhaft schwer zu umreißende Kunstrichtung, handelt es sich beim Jugendstil doch um einen ganzen Kunststil, der in vielen Gegenständen des alltäglichen Lebens seinen Ausdruck fand. Der Text ist angenehm leichtgängig und unterhaltsam geschrieben und versucht nicht, durch Wissenschaftlichkeit Schwere zu erzeugen, das würde dem Thema Jugendstil auch nicht gerecht werden. Wie schon erwähnt: Die Abbildungen sind zwar keine Hochglanzreproduktionen, dafür aber inhaltlich passend ausgewählt. Sie vermögen die Spannbreite, aber auch den Charakter des Jugendstils zu verdeutlichen – und bleiben dabei leicht, heiter und luftig. Insgesamt ein empfehlenswertes Grundlagenwerk für Kunsteinsteiger. Für den Kunstprofi fehlt es jedoch an abgesicherter übersichtlicher Wissenschaftlichkeit. Aber man kann selten beides – Wissenschaft und Lesbarkeit zusammenbekommen und ganz besonders selten auf dem Markt der Kunstführer.
Fazit: Leichtgängiges Grundlagenwerk für Kunsteinsteiger mit gewissem Unterhaltungswerk. Wer abgesichertes, übersichtlich erschöpfendes Jugendstil-Wissen haben will, muss zu einem anderen Buch greifen.
- Originaltitel
- A Guide to Art Nouveau Style
- ISBN10
- 3821207299
- ISBN13
- 9783821207292
- Dt. Erstveröffentlichung
- 1986
- Gebundene Ausgabe
- 128 Seiten