München Blues

Autoren
Verlag
Antje Kunstmann Verlag
Anspruch
3 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
3 von 5
Schreibstil
3 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “München Blues”

Oktoberfest in München. Eine gute Zeit fürs Antiquariats- und Trödelgeschäft von Wilhelm Gossec. Da landet per Zufall der einflussreiche Münchener Lokalpolitiker Ernst Hirschböck in vom Biergenuss induzierten komatösem Zustand vor Gossecs Tür. Gossec päppelt den Gestrandeten auf und hat dafür – wie es sich für Münchener Verhältnisse gehört, schließlich wäscht eine Hand die andere – für ein anderes Mal etwas gut bei Hirschböck. Nachdem dieses eine Problem zu allseitiger Zufriedenheit gelöst wurde, betätigt Gossec sich weiter als Menschenfreund und Samariter. Er versucht seinem Freund Julius, der zusammen mit dem Neuen Markt beruflich und auch privat abgestürzt ist, die klägliche Bleibe zu retten. Dabei gerät er zunächst einmal an eine ominöse Firma, die unter anderem in Form von Mongolen-Ali in Gossecs Leben tritt. Bei näherer Recherche kommen Immobilienspekulationen um das Münchener Schlachthof Viertel, dessen Bewohner auch Gossec ist, mit ins Spiel. Und auch Lokalpolitiker Hirschböck taucht am Rande des Immobilien-Deals wieder auf. Und bald geht es hoch her, Waffen tauchen auf, es wird brutal und beängstigend. Gossecs geliebte bürgerliche Existenz scheint bedroht. Eine gebrochene Nase ist fast das geringste Übel, vor allem, wenn man bedenkt, dass sogar das LKA mitmischt. Versüßt wird der nun einsetzende, fast als rasant zu bezeichnende Showdown, durch verschiedentlich auftauchende Damen, von denen zumindest eine hervorragenden Kaffee kochen kann. Gossec kann sich mit reichlich Fantasie und Schmackes aus der Affäre ziehen. Ende gut, alles gut – ganz, wie es sich für eine Kriminalkomödie mit Münchener Lokalkolorit geziemt.

Wichtige Charaktere

  • Wilhelm Gossec, Antiquitätenhändler
  • Gossecs Freund Julius Balser
  • der Abgeordnete Ernst Hirschböck

Zitate

„Die Trümmerfrauen haben einen derben Humor. Natürlich waren sie einiges gewohnt und hatten schon Gliedmaßen einzeln auf dem Pflaster herumliegen sehen. …Dann taperte sie weiter. Sie sind zäh wie Juchtenleder. Sie haben den Krieg, das Wirtschaftswunder und ihre Ehemänner ebenso überlebt wie den Toast Hawai und die Pumpernickel-Kanapees. Das Einzige, was sie nicht überleben können, ist ihre Rente. aber sie versuchen es.“

„Schon jetzt wurde mir klar, wie wenig Chancen ich bei einem gewieften Taktiker wie Hirschböck hatte. Er seifte mich nach allen Regeln der Kunst ein. An dem, was er sagte, war nichts falsch, es war aber auch nur bestenfalls halb richtig. Er gab den Fachmann, den Parteimann, den Biedermann, den Bauern oder Viehhändler, je nachdem, was anstand. In machtlosen Situationen wie diesen hätte man das ganze Pack gerne an einem Lodenstrick aufgehängt. Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Die kunstvolle Brühung der ministeriellen Mischung von Frau Finsterwalder hatte auch das Ihre dazu getan. Hätte ich wirklich einen absolut unbestechlichen Charakter, hätte ich ihn am Schlafittchen gepackt und auf seiner Schreibtischgaleone hin- und her gebeutelt. Aber so blöd war ich nicht, dass ich mich dazu hinreißen ließ, meine zumeist ruhige bürgerliche Existenz in Bayern aufs Spiel zu setzen. Außerdem hatte ich einen Auftrag im Namen von Julius.“

Links

Leseprobe (PDF) beim Heyne Verlag

Max Bronski gelesen von Michael Fitz

Persönliche Bewertung

Reichlich Münchener Lokalkolorit, um das sich ein bajuwarisches Krimistadl rankt.

3 von 5

Auch der zweite Gossec-Krimi von Max Bronsky wurde von der regionalen Kritik gelobt. Für den nichtbayrischen Leser ist diese Kriminalkomödie jedoch eher mäßig interessant. Bronsky bleibt in seiner Erzählung einfach zu sehr dem regionalen Ambiente verhaftet und auch seine Hauptfigur Gossec ist mitsamt ihres Eremitentums und ihrer eigenbrötlerischen Lebensweise sicher nicht jedermanns Geschmack. Da hat jemand seine Nische gefunden, und will sie erhalten – immerhin, wenngleich auch etwas langweilig. Aber eines muss man Gossec lassen: Er scheint die politischen Spielregeln seiner Heimatstadt begriffen zu haben. Köstlich überzeugend hier dann auch die Figur des Lokalpolitikers Hirschböck, die einen amüsanten Einblick in die Gepflogenheiten der bayrischen Politik liefert. Aber in der Summe bleibt ein schwacher Krimi mit mäßig eindrucksvoll gezeichneten Handelnden in Erinnerung. So ist für den Geschmack der Rezensentin das Abschlusskonzert schon fast peinlich! Aber vielleicht muss man ja ein männlicher Bajuware mit Münchener Einschlag sein, um dieses Krimistadl wirklich schätzen zu können.

Fazit

Reichlich Münchener Lokalkolorit, um das sich ein bajuwarisches Krimistadl rankt – für Nicht-Münchener sicher nur bedingt zu empfehlen.

ISBN10
3888974631
ISBN13
9783888974632
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Gebundene Ausgabe
176 Seiten