Gnosis
Zusammenfassung zu “Gnosis”
Der englische Originaltitel lautet Empath(y), was man in das Deutsche mit Empathie, also emotionalem Einfühlungsvermögen, übersetzen kann. Einer der Emphatiker, Laszlo Kuehl, hat seine Fähigkeiten perfektioniert, und entdeckt als Lehrer an einer Hochbegabtenschule Kinder, die über ähnliche Fähigkeiten wie er selber verfügen. Interessant: Jeder der in dem Buch vorkommenden Emphatiker nimmt die Gefühle und Gedanken anderer Menschen anders wahr. Der eine erkennt die Gefühle der Menschen, die ihn umgeben, als Farben, der andere als Geruch, das Wunderkind Winter Xu hingegen in Tönen. Die Emphatiker können nicht nur die Gefühle und Gedanken anderer Menschen klar erkennen, sie können diese auch steuern, wenn sie es denn wollen und die Fähigkeit dazu trainiert haben. Ein klarer Fall für den CIA also (in dem Buch jedoch als geheimnisvolle Organisation vorgeführt), der demzufolge bei derart herausragenden Fähigkeiten ein ausgeprägtes Interesse an diesen Kindern hat, und sie auch in die Finger bekommt. Sogleich beginnen Ärzte, die Kinder zu manipulieren. Ziel ist es, Politik, Wirtschaft, und Gesellschaft durch die zur Elite ausgebildeten Kinder zu unterwandern. Bei einem der Empathiker gelingt das Experiment. Valentinus ist der Geheimlehre der Gnosis (griechisch Erkenntnis) verfallen und plant für Silvester 2007 auf dem New Yorker Times Square die Apokalypse. Viele tausend Menschen sollen in der Nacht des Jüngsten Gerichts sterben. Diese Katastrophe zu verhindern ist das Ziel der noch verbliebenden Empathiker. Sind sie auch manipuliert?
„Gnosis“ ist ein mehr als 700 Seiten Thriller, der beschriebene Handlungsstrang deckt nur einen Bruchteil der im Buch erzählten Geschichten ab. Zusätzlich zum eigentlichen Plot gibt es etliches zum Thema Philosophie zu erfahren, ausgiebig wird der Physiker Tesla gewürdigt, und es gibt sehr viel Wissenswertes über die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns zu erfahren. Das ist noch nicht alles: weite Strecken beschäftigen sich – spannend verpackt in die eigentliche Handlung – mit modernen Verhörtechniken und Experimenten an Menschen, die zum Ziel haben, herauszufinden, wie man sichersten und erfolgreichsten Gehirnwäsche durchführen kann, bzw. andere Menschen manipulieren kann. Ausführlich beschrieben werden die – tatsächlich durchgeführten – Experimente Libets, der sich damit befasste, den freien Willen von Menschen zu beeinflussen.
Wichtige Charaktere
- Ärzte, die mit Menschen experimentieren
- eine seltsame Organisation, die die Experimente organisiert
- Kinder und Erwachsene mit besonderen Begabungen (u.a. Laszlo Kuehl, Winter Xu, Elijah Cohen)
Zitate
„Winter Xu und Elijah Coah.“ …“Meine Herren, das sind unsere verlorenen Kinder!“ …Zum ersten Mal meldete sich der Demokratische Senator …zu Wort: „Was empfehlen sie?“ „Es ist zu spät, sie zu indoktrinieren“, antwortete die Frau im Rollstuhl. „Aber ich bin mir sicher, dass wir immer noch Verwendung für sie haben.“
„Offiziell verbot Ronald Reagan 1982 alle Experimente an Menschen. Daraufhin wurden die MK-Projekte eingestellt. Vielleicht ist es so gewesen, vielleicht sickert aber auch einfach nichts mehr durch.“ (aus der Nachbemerkung des Autors)
Persönliche Bewertung
Gutgemachter Wissenschafts-Thriller mit grausam schönen Szenen
Wissenschafts-Thriller mit seitenweise rasanter Spannung, der auf den letzten 200 Seiten leider deutlich abflacht.
Fazit
„Gnosis“ beginnt als reiner Thriller mit nett grausamen Szenen, jedoch weit auseinanderliegenden Handlungssträngen. Im ersten Teil werden einzelne Geschichten erzählt, deren Zusammenhang zumeist nicht klar ist. Die meisten der einzelnen Stories sind extrem spannend, man mag nicht aufhören zu lesen, und fragt sich, wohin das wohl führen wird. So ungefähr ab Seite 200 werden die Handlungsstränge langsam zusammengeführt, und man versteht die dahinterliegende Idee. Nun nimmt die Handlung noch mal richtig Fahrt auf, die Szenen auf dem Versuchsgelände sind wirklich eindrucksvoll, jedoch nur bis die Erzählung zu dem Punkt gelangt, an dem feststeht, dass die Apokalypse verhindert werden muss. Plötzlich scheint die Luft raus zu sein aus dem bis dahin wirklich spannenden und intelligent gemachten Thriller, die Geschichte wird nun, man könnte fast sagen langweilig, eine unwahrscheinliche Begebenheit reiht sich an die nächste, die letzten 200 Seiten wirken recht bemüht und holprig – sehr schade eigentlich, denn über weite Strecken ist der Thriller ein Hochgenuss, vor allem, wenn man Wissenschafts-Thriller schätzt. Und das ist dann auch das wirklich herausragende an genau diesem Thriller: die Art und Weise wie Erkenntnisse aus dem Gebieten der Physik und der Hirnforschung vermittelt werden. Die schonungslose Aufklärung über die Foltermethoden von Geheimdiensten trägt ebenfalls wesentlich zum Lesegenuss bei, vorausgesetzt man ist nicht zu zart besaitet, aber dann hätte man wohl schon die ersten 200 Seiten nicht gelesen.
- Originaltitel
- Empath(y)
- ISBN10
- 3499245671
- ISBN13
- 9783499245671
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2008
- Taschenbuchausgabe
- 715 Seiten