Der Junge der mit den Piranhas schwamm

Autoren
Illustrator
Oliver Jeffers
Übersetzer
Alexandra Ernst
Verlag
Ravensburger Buchverlag
Anspruch
3 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “Der Junge der mit den Piranhas schwamm”

Stanley Potts ist ein Waisenjunge, der bei seinem Onkel und seiner Tante aufwächst. Seit die Winston-Werft in der kleinen Stadt geschlossen ist und sein Onkel seinen Job verlor, hat sich Stans Zuhause in eine Fischkonserven-Fabrik verwandelt. Onkel Ernie, Tante Annie und auch Stan müssen in der heimischen Fabrik mithelfen. Eigentlich hätte er auch an seinem Geburtstag arbeiten müssen, doch Tante Annie setzt sich durch, Stan bekommt einen freien Tag und dazu £ 10, die er ausgeben darf. In der kleinen Stadt gastiert gerade ein Jahrmarkt und so fährt Stan mit dem Karussell, mit der Berg-und-Tal-Bahn und dem Riesenrad und isst Hotdog und Zuckerwatte. Als er den Stand mit den Plastikenten zum Angeln entdeckt, hat er nur noch £ 1,66. Das Angeln kostet £ 2, doch der Budenbesitzer lässt sich erweichen, Stan angeln zu lassen, denn er möchte unbedingt die Goldfische retten, die als Preise ausgeschrieben sind und ein trauriges Dasein in kleinen Plastiktüten mit wenig Wasser fristen. Einen Fisch hat er damit gerettet, für die anderen arbeitet er und putzt Enten, bis der Besitzer der Entenbude zufrieden ist und ihn mit den Goldfischen gehen lässt. Zu Hause kümmert er sich um seine Fische, doch in der Nacht hat sein Onkel Ernie eine grausame Idee…

Als Stan aufwacht und alle Fische bis auf einen verschwunden sind, ist er entsetzt und beschließt davonzulaufen und sich dem Entenwagen anzuschließen. Dostojewski, der Besitzer, nimmt ihn nur zu gern mit, denn seine eigene Tochter Nitascha ist ihm keine große Hilfe. So beginnt Stans Leben als Gehilfe des Entenwagens, lernt Nitascha besser kennen und drückt jedem Gewinner eines Goldfischs einen Vertrag über die liebevolle Behandlung des Fisches in die Hand. Es könnte alles recht harmonisch sein, wenn nicht Nitaschas unfreundliches Verhalten wäre und Stanley nicht eines Tages den berühmten Pancho Pirelli kennenlernen würde, der sein Leben verändern wird…

Wichtige Charaktere

  • Stanley Potts, genannt Stan
  • Onkel Ernie und Tante Annie
  • Wilfred Dostojewski und seine Tochter Nitascha
  • Pancho Pirelli
  • Kitzel-Peter
  • Wahrsager-Rosi
  • Clarence P. Klapp, DOOF-Beamter

Zitate

„Ich will euch mal etwas über Stanley Potts sagen. Er hatte es nicht gerade leicht. Das Leben war für ihn kein Kinderspiel. Kein Spaziergang, wahrlich nicht! Er war nicht auf Rosen gebettet. Oh nein. Aber wisst ihr, Stan besitzt etwas Unvergleichliches: ein gutes Herz. Und wenn man ein gutes Herz hat – wie übrigens die meisten Kinder – dann übersteht man alles.“

„Stan zuckt mit den Schultern. Er weiß nicht genau, woran er glaubt.
‚Manche Leute meinen aber auch‘, sagte Dostojewski. ‚dass Mondlicht was Gutes ist. Dass wir alle ein Quäntchen Verrücktheit in uns brauchen. Glaubst du daran, mein Jung?‘
Stan denkt darüber nach. Er denkt über die Welt nach. Er denkt über sich selbst nach und die seltsamen Dinge, die er erlebt hat. Er schaut in den Himmel und ins Universum. Er stellt sich vor, dass es endlos so weitergeht, bis zu den Sternen und darüber hinaus und noch viel weiter. Und er weiß, dass er nie aufhören wird, zu staunen und über die Dinge nachzudenken.“

Persönliche Bewertung

Eine Geschichte über Träume, Familie und die Entwicklung der Hauptfigur

4 von 5

Jahrmärkte üben auf die meisten Kinder eine magische Anziehungskraft aus: Karussells, Riesenräder, Wahrsagerinnen, Schießbuden und andere Attraktionen, aber auch die Vorstellung eines Lebens als Nomade, die Reise von einem Ort zum anderen. Als Kulisse für ein Kinderbuch ist der Jahrmarkt daher beliebt und sorgt für eine Atmosphäre, die Kinder anspricht. Für die Hauptfigur in diesem Buch bedeutet die Gesellschaft der Schausteller und Budenbesitzer nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine bis dahin ungekannte Akzeptanz und Eigenständigkeit. Endlich wird er ernstgenommen, wenn auch der Besitzer der Entenbude ihn durchaus aus eigennützigen Gründen mitnimmt. Stanley erhält so die Möglichkeit, eine andere Perspektive auf die Welt und das eigene Leben zu erhalten und sich die Frage zu stellen: Was möchte ich in meinem Leben erreichen, wer möchte ich sein?

Almond webt verschiedene nachdenkliche Momente in seine Geschichte ein – etwa wenn Stanley die Tierquälerei der Goldfische als Gewinne anprangert, wenn die Schausteller mit Intoleranz und Diskriminierung zu kämpfen haben, wenn Nitaschas Verhalten durch den Verlust ihrer Mutter erklärt wird oder die Gedankenwelt von Stanleys Onkel angerissen wird – doch dies bleibt weitgehend oberflächlich. Auch bleiben verschiedene Aspekte unhinterfragt, wie zum Beispiel die Behauptung, Stans „Schicksal“ wäre vorherbestimmt – kritische erwachsene Leser mögen diese Botschaft an Kinder zumindest kritisch sehen.

Der Erzähler fokussiert weitgehend auf Stanley, spricht jedoch im Verlauf der Geschichte auch die Leser selbst an, indem er sie direkt anspricht und in das Geschehen einbezieht (nach dem Schema „was würdet ihr tun?“). Das Buch ist durch seine originellen Typen an Figuren und deren Charaktereigenschaften und Sprechgewohnheiten großartig humorvoll und über die Zielgruppe hinaus als gelungen zu bezeichnen. Illustriert wurde das Buch von Oliver Jeffers, dessen Werk vor allem auf dem farbigen Cover beeindruckend zur Geltung kommt, in schwarz-weiß zwar die Geschichte passend untermalt, jedoch ein wenig blass bleibt.

Die Handlung endet wenig überraschend, auch die Entwicklung der DOOF-Truppe mutet ein wenig zu glatt an. Was nach der Geschichte vor allem bleibt, ist eine gewisse Faszination für Piranhas (und die Frage, wie gefährlich diese Fische tatsächlich für den Menschen sind) sowie der Gedanke, dass Kinder sich unabhängig von Obsessionen ihrer Eltern, Onkel, Tanten oder Großeltern frei entfalten, eigene Wünsche und Träume entwickeln dürfen sollten.

Fazit

David Almond erzählt eine Geschichte über einen Jungen, der sich von seinen Erziehungsberechtigten emanzipiert, eigene Wünsche entwickelt und den Erwachsenen damit zeigt, dass er respektiert und in die Lebensplanung miteinbezogen werden muss. Eine Geschichte, die ansprechend erzählt ist, jedoch leider nur durch ihren überdurchschnittlichen Humor in Erinnerung bleibt.

Originaltitel
The Boy Who swam with Piranhas
ISBN10
3473368725
ISBN13
9783473368723
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
256 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 9 Jahren