Hülsenfrüchte: Erbsen, Linsen und Bohnen

Kulturpflanze des Jahres 2001 im Bauernhofmuseum

Autoren
Verlag
Zweckverband Schwäbisches Bauernhofmuseum

Zusammenfassung zu “Hülsenfrüchte: Erbsen, Linsen und Bohnen”

Das Schwäbische Bauernmuseum hat eine kleine Publikationsreihe zu hierzulande genutzten Kulturpflanzen herausgegeben. Im zweiten Band stehen die Hülsenfrüchte im Focus der Betrachtung. Nach allgemeinen Betrachtungen zur Botanik derselben, werden ganz konkrete Hülsenfrüchte, nämlich die Erbse (Pisum sativum), die Linse (Lens culinaris), die Puffbohne (Vicia faba), die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) und die Feuerbohne (Phaseolus coccineus) erst einmal ausgiebig kulturhistorisch betrachtet. Den neugierigen Leser erwarten tiefschürfende Ausflüge in der Geschichte wirklich alter Kulturpflanzen, denn die meisten Hülsenfrüchte waren mindestens schon in der Antike bekannt. Nach so viel Wissenschaftlichkeit kommt die andere Seite zur Sprache. Die Autorin versammelt Volksglauben und Bauernregeln rund um die Familie der Hülsenfrüchte. Wer so viel weiß, will vielleicht den Anbau der Früchte im eigenen Garten versuchen. Dazu geben die Kulturanleitungen des vierten Kapitels, die sehr ausführlich gehalten sind, sowohl Gelegenheit und als auch eine Vielzahl nützlicher Hinweise. Im Anschluss wird es noch einmal ganz konkret – es folgen die Sortenbeschreibungen. So kennt allein die Markerbse noch vier Untergruppen, die auf so schöne Namen wie Aldermann, Kelvex, Lancet oder Markana hören. Wer fleißig angebaut und geerntet hat, will sicher die Früchte seiner Arbeit genießen, also finden sich in diesem Büchlein auch Rezepte, die fast allesamt Klassiker sind, wie beispielsweise die Erbsensuppe und das Erbsenpüree. Hervorzuheben ist die grafische Gestaltung des Buches, das zum einen übersichtlich gegliedert ist und zudem auf Fotos zugunsten alter Druckgrafiken verzichtet. Somit liegt hier auch ein ästhetisch anspruchsvolles Büchlein vor, dessen Inhalt mehr bietet, als das Cover (zumal das digital abfotografierte) verspricht.

Zitate

„Unter den Bezeichnungen pisos bzw. pison (griechisch) und pisum (lateinisch), die auf ein Lehnwort unbekannter Herkunft zurückgehen, wird die Erbse mehrfach in den schriftlichen Quellen der griechisch-römischen Antike erwähnt, so bei Theoprast, Varro, Columella und Plinius. Doch ‚die Nachrichten über das pisum der Alten fließen sehr spärlich‘, wie schon Fischer-Benzon beklagt.“

„Die Erbse, als für das nördliche Europa besonders bedeutende Hülsenfrucht, war Donar oder Thor, dem Gott des Donners, der Winde und Wolken geweiht,…da das polternde Geräusch, das sie auf hartem Boden verursacht, an das Rollen des Donners erinnert. Von damals an bis heute bildet die Erbse das stehende Donnerstagsgericht.“

„Markerbsen Späte, sehr ertragreiche Sorte, die schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt ist. Sehr lange, schnabelförmige Hülsen, gelblich-grünes Trockenkorn. Wuchshöhe ca. 150 cm.“

Auszug aus den Rezepten

Linsencremesuppe
Erbsensuppe
Dicke Bohnen mit Speck
Erbsenpüree
Linsenküchle

Links

Website des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren

Persönliche Bewertung

Liebhaberwerk – kulturhistorisch und gartentechnisch ausgesprochen interessant

4 von 5

Zwar handelt es sich bei den Hülsenfrüchten nicht gerade um ein Mainstreamthema, aber das hat die Autorin nicht davon abgehalten, ein wirklich hochwertiges Büchlein vorzulegen. Vielleicht war es auch schlicht die Liebe zur Sache. Denn der Inhalt ist zweifelsohne tiefgründig recherchiert und zeugt von großer Fach- und Sachkenntnis (das mehrseitige Literaturverzeichnis auch). Dass Sachkenntnis sich mit Lesbarkeit vereinen lässt, wird mit diesem Bändchen ebenfalls bewiesen. Zwar sind die kulturhistorischen Betrachtungen manches Mal ein kleines wenig sperrig geraten, das ist aber wohl der Tatsache geschuldet, dass korrekt zitiert wird. Hervorhebenswert ist die präzise Knappheit der Sprache, die selbst beim Thema Volksweisheiten und Aberglauben beibehalten wird. Es wird nicht weitscheifend vermutet, es wird vorgetragen und auf alte Quellen verwiesen. Und diese umfassende Kenntnis der Quellenlage macht dann wohl den ganz besonderen Wert des Büchleins aus, das wohl jeder gelesen haben sollte, der etwas zum Thema Hülsenfrüchte und deren Geschichte kundtun möchte. Einen großen Bonuspunkt gibt es noch für die hochwertige grafische und drucktechnische Aufarbeitung des Themas. Besonders ansprechend sind die Abbildungen der alten Pflanzendrucke. Auch hier wird immer mit Originalquellen gearbeitet. Ein echtes Liebhaberstück also, für jeden, dem Erbsen, Bohnen und Linsen aus welchem Grunde auch immer, ganz besonders am Herzen liegen.

Fazit

Liebhaberwerk – sehr hübsches Büchlein, kulturhistorisch und gartentechnisch ausgesprochen interessant.

ISBN10
3931915069
ISBN13
9783931915063
Dt. Erstveröffentlichung
2001
Gebundene Ausgabe
112 Seiten