Das Sonntagskind

16 Märchen und Sagen aus Österreich für Kinder

Autoren
Illustrator
Monika Maslowska
Verlag
Obelisk Verlag
Anspruch
5 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Das Sonntagskind”

Michael Köhlmeier erzählt in dieser Geschichtensammlung eine Auswahl von 16 Märchen und Sagen aus Österreich. „Das Sonntagskind“ ist die Jugendausgabe mit vom Institut für Jugendliteratur ausgewählten Erzählungen. Die Märchen und Sagen stammen aus allen Teilen Österreichs, aus dem Burgenland, aus Tirol, der Steiermark, aus Ober- und Niederösterreich, aus Vorarlberg, Kärnten, Wien und Salzburg. Die Geschichten erzählen von Prinzen, Prinzessinnen und Königen, von einfachen Leuten, von glücklichen, guten und bösen Menschen. Es geht zum Beispiel um ein „Neusonntagskind“, eines jener Kinder, die an einem Sonntag in der Früh bei Neumond geboren wurden und dem Volksglauben nach besonders glücklich und begabt sein sollen. Dieses Kind jedoch, ein Junge namens Lukas, macht Bekanntschaft mit einem vermeintlichen Engel und verbringt kein so glückliches Leben. Eine andere Erzählung handelt von einer bitterarmen Familie, der die „kalte Pein“ begegnet, und in wieder einer anderen macht der Leser Bekanntschaft mit dem „Nachtvolk“.

„Das Sonntagskind“ erscheint in gebundener Ausgabe, mit Lesebändchen und Leineneinband. Die einzelnen Geschichten sind jeweils zwischen sechs und zwölf Seiten lang und beginnen stets mit einer passenden Schwarz-Weiß-Illustration von Monika Maslowska.

Zitate

„Es geschieht etwas – etwas Merkwürdiges. Die Leute wissen nicht, was es bedeutet. Es ist ihnen rätselhaft, was da geschieht, auch unheimlich, was da geschieht. Und dann, vielleicht Jahre später, an einem ganz anderen Ort, geschieht wieder etwas. Und wieder können es die Leute nicht deuten. Und wieder Jahre später, an einem dritten Ort, geschieht es ein drittes Mal. Und die Leute wissen wieder nicht, was sie damit anfangen sollen, staunen mundoffen und fürchten sich. Aber eines Tages geht ein Wanderer all diese Wege ab, und er hört all die Geschichten und so werden all die Ereignisse in einen Zusammenhang gebracht. Und die Leute bekommen eine Ahnung, was die Dinge in der Welt bedeuten und außerhalb der Welt.“
(aus: „Der Handwerksbursch vom Prackersberg“)

„In der Nähe von St. Veit steht die Ruine Taggenbrunn. Dort lebten vor vielen Jahren Ritter Heinrich und seine junge Frau. Und dann kam diese Mode in Europa auf, dass alle ins Morgenland ziehen wollten – die Kreuzzüge eben. Und jeder Ritter, der etwas auf sich hielt, der musste mit. So auch Heinrich.“
(aus: „Das weiße Hemd“)

Persönliche Bewertung

Kluge, humorvolle und düstere Märchensammlung, höchst unterhaltsam erzählt

5 von 5

Michael Köhlmeier erzählt Geschichten aus unterschiedlichen Teilen des Landes nach, auch eine Roma-Erzählung ist dabei. Die Charaktere und Themen sind dabei so vielseitig, wie die Menschen selbst es sind. Natürlich geht es um „typische“ Märchenfiguren und -handlungen wie Könige und Prinzen, um den Teufel, um Zauberei, um einfache Leute wie Handwerker, um Mut, List, Egoismus, Gier und gerechte Strafe, Weisheit und Liebe. Sogar Dr. Faust hat seinen Auftritt. Während einige Märchen und Sagen vorrangig unterhaltsam oder ein wenig gruselig sind, so beinhalten andere kleine Weisheiten und geben ihren Lesern kleine Gedankenanstöße mit auf den Weg.

Es ist dem Buch anzumerken, dass Michael Köhlmeier aus Österreich stammt. Seine charmante Ausdrucksweise ist dabei auch für Leserinnen und Leser aus Deutschland verständlich und erweitert gleichzeitig wunderbar den sprachlichen Horizont. Überhaupt ist „Das Sonntagskind“ höchst unterhaltsam geschrieben. Stilistisch meint man, der Autor würde seinen Lesern die Märchen und Sagen mündlich erzählen, die Sprache passt perfekt zu den überlieferten Geschichten. Die zum Teil etwas derbe Sprache passt gut und legt nahe, dass es sich um Überlieferungen aus dem Volk handelt – wo man sicherlich in den vergangenen Jahrhunderten nicht zimperlich in der Wortwahl war. Ausdrücke wie „Ärsche“, „Schisshasen“ oder „Arschloch“ halten sich dabei in Grenzen, sodass „Das Sonntagskind“ für die Zielgruppe ab 10 Jahren durchaus geeignet ist.

Erwähnenswert ist auch die hochwertige Aufmachung des Buches, die es zu einem perfekten Geschenk machen. Die Illustrationen von Monika Maslowska wirken in Farbe zwar eindrucksvoller (wie das Titelbild beweist), doch passen die schwarz-weißen Bilder, zum Teil im Collagenstil, besser zu den Geschichten.

Fazit

Eine Sammlung von Erzählungen, nicht nur für Märchenfans, die Michael Köhlmeier sehr lebendig, voller Witz und Spannung wiedergibt. Eine Bereicherung für das Bücherregal, zum Selbstlesen und Vorlesen, für dunkle Winterabende und laue Sommernächte am Lagerfeuer.

ISBN10
3851976762
ISBN13
9783851976762
Dt. Erstveröffentlichung
2013
Gebundene Ausgabe
147 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 10 Jahren