Das Meer und das Mädchen
Zusammenfassung zu “Das Meer und das Mädchen”
Mirja wächst in einem kleinen „spukblauen“ Haus in der Oyster Ridge Road am Meer auf. Seit ihre Mutter ins Meer ging und verschwand, passt Signe auf sie auf. Andere Kinder gibt es keine, doch Mirja hat den Hund BF (=“Bester Freund“) und die Möwe Captain als Spielgefährten. Und dann gibt es noch ihre Nachbarn, den alten Mr Beauchamp mit seinem einäugigen Kater Sindbad und Dogie mit seinem Hund Zwei. Mirja vermisst ihre Mutter schrecklich. Sie ist sich sicher, dass sie die Tochter einer Meerjungfrau ist, dass ihre Mutter jetzt im Meer lebt. Als eines Tages so viele Missgeschicke auf einmal geschehen, dass Mirja nicht weiß, wie sie die vielen Katastrophen wieder gut machen kann, damit sie Signe, Dogie und Mr Beauchamp wieder gern haben, beschließt sie, ihre Mutter zu suchen und um Rat zu fragen. Schließlich sollte der Abend so schön werden, es sollte Gumbo geben, zusammen mit Mr Beauchamp wollten sie auf das jährliche Erblühen seines nachtblühenden Kaktus warten, und außerdem wollte Dogie sich endlich ein Herz fassen und Signe sein selbst komponiertes Lied vorspielen, um sie zu bitten, seine Frau zu werden. Das alles hat Mirja verdorben, und nun weiß sie keine andere Lösung, als ihre Mutter um Hilfe zu bitten. Zusammen mit ihrem treuen Begleiter BF setzt sie sich in Dogies kleines Ruderboot, um zu der Sandbank hinauszufahren, denn hier sollen sich die Meerjungfrauen aufhalten. In der Tasche hat sie sieben geschnitzte Figuren dabei, die „Meerlinge“, die sie Yemayá, der Mutter allen Wassers, als Geschenk überlassen möchte. Schließlich hat ihr Mr Beauchamp erzählt, dass Yamayá vielleicht einen Wunsch erfülle, wenn man ihr ein Geschenk darbringe…
Wichtige Charaktere
- Mirja
- Mirjas Mutter Meggie Marie
- Mirjas Hund BF
- die Möwe Captain
- Signe
- Dogie und sein Hund Zwei
- Henri Beauchamp und sein Kater Sindbad
- Jack
Zitate
„Und dann wurde er immer sehr still und starrte hinaus aufs Wasser, als ob er irgendwo in einem Winkel in seinem Kopf verschwinden würde. Mirja hütete sich, ihn zu stören, wenn er so war.
‚Er muss herrliche Erinnerungen haben‘, hatte Signe einmal gesagt, als Mirja sie gefragt hatte, warum Mr Beauchamp manchmal in seinem Kopf verschwand.“
„Der Ningyo war fast völlig fischförmig. Er hatte keine Arme und auch keine Brust oder Taille. Nur das Gesicht war menschlich. Er hatte einen langen, nur aus einer einzigen Strähne bestehenden Schnurrbart, der ihm wie die Barten eines Welses rechts und links vom Mund herabhing. Er blickte ernst drein, als wäre er böse wegen der Bissspuren in seinen hübschen Schuppen.“
Persönliche Bewertung
Eine poetische Hommage an 'Der alte Mann und das Meer'
Action darf man von diesem Buch wahrlich nicht erwarten. Die Autorin erzählt die Geschichte von Mirja sehr bedächtig, für ungeduldige Leser vielleicht langatmig. An diesem Buch hat nur Spaß, wer sich auf Kathi Appelts Beschreibungen, auf die Wiederholungen der Situation des Mädchens und der Kulisse der kleinen Straße an der Küste einlassen kann. Die Autorin enthüllt in geschickten Rückblicken Stück für Stück mehr von Mirjas Vergangenheit, von ihrer Mutter, von ihrer Geburt, von Signes Geschichte und natürlich von dem tragischen Abend, der alles kaputt machen sollte. „Das Meer und das Mädchen“ ist ein nachdenkliches und einfühlsame Buch, eine rührende Geschichte, die ebenso zum Schmunzeln anregt wie sie traurig macht.
Die Geschichte um Signe und Dogie, aber auch die Liebesgeschichte um Mr Beauchamp und Jack (wunderbarerweise beschränkt sich das Buch hier nicht auf heterosexuelle Liebe!) erzählt Kathi Appelt romantisch, ohne kitschig zu werden. Die Handlung bewegt sich dabei immer zwischen Realität und fantastischen Elementen. Besonders ist auch die harmonische Kulisse der kleinen Straße am Meer, die durch das Leid ihrer tragischen Hauptperson getrübt wird. Angesichts der schnellebigen Zeit und des modernen Konsums ist die einfache Kulisse sehr wohltuend. Der eine oder andere Leser fühlt sich durch Mirjas Situation und ihre Freude über ein einfaches Haarband (für das Signe eine Extraschicht arbeiten muss) vielleicht dazu angeregt, über die einfachen Freuden des Lebens nachzudenken, die Kleinigkeiten (wieder) wertzuschätzen.
„Das Meer und das Mädchen“ liest sich ein bißchen wie ein Märchen und erinnert gleichzeitig an „Der alte Mann und das Meer“ von Hemingway. Es finden sich viele poetische Elemente wie die Rosen und der nachtblühende Kaktus von Mr Beauchamp, Dogies Okulele und die geschnitzten Wasserwesen, durch der Leser gleichzeitig ein wenig über verschiedene mythologische Figuren aus aller Welt lernt. Es geht um das Ausgestoßensein (Jack), um die Liebe und um das lebenslange Warten auf die große Liebe, um Freunde und das schlechte Gewissen, das sicherlich viele Kinder kennen, wenn viele Missgeschicke passieren, die schlimme Folgen haben. Erfreulich ist, dass die Krabben, die für das Gumbo vorgesehen waren, von Mirja freigelassen werden, nachdem sie zu ihr sprechen und ihr bewusst wird, wie grausam das lebendige Kochen ist. Ein kleines Manko ist festzustellen, das wahrscheinlich nur besonders kritischen Lesern auffallen wird: Dass Signe raucht, hätte nicht sein müssen, erst recht nicht in einem Kinderbuch. Zwar gibt die Autorin den Hinweis, dass Signe raucht, obwohl es ungesund ist, doch es hätte der Geschichte keinen Abbruch getan, wenn sie Nichtraucherin wäre.
Fazit
Eine bedächtig und poetisch erzählte Geschichte, auf deren langsamen Erzählstil man sich einlassen muss. Gibt man Kathi Appelt und ihrem besonderen Schreibstil eine Chance, darf man sich auf ein einfühlsames Buch freuen, das mit seinen Charakteren und seiner schlichten und romantischen Kulisse punktet. Die wunderschönen stimmungsvollen Vignetten von Henriette Sauvant tun ihr Übriges zu einem gelungenen ausdrucksstarken Buch.
- Originaltitel
- Keeper
- ISBN10
- 3473368458
- ISBN13
- 9783473368457
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 320 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren