Vilja und das Räuberfest (2)
Zusammenfassung zu “Vilja und das Räuberfest (2)”
Nach ihrem aufregenden Sommer mit der Räuberfamilie droht Vilja nun ein Jahr später ein schreckliches Sommer-Ferienlager, wo sie Geige spielen und von langweiligen Mädchen umgeben sein soll. Über den geheimen Bereich der Bandit-H-Website ihrer Freundin Hele Räuberberg schickt sie einen Hilferuf an die Familie. Und Vilja hat Glück: Hele konnte ihre Nachricht entschlüsseln, und so retten die Räuberbergs sie in einer spektakulären Aktion aus dem Ferienlager und „rauben“ Vilja erneut. So eine unbeschwerte Zeit wie im letzten Sommer steht ihnen jedoch nicht bevor, denn es naht das Sommerfest der finnischen Straßenräuber. Diesmal geht es nicht nur darum, welche Räuberfamilie die verschiedenen Wettkämpfe für sich entscheiden kann. Seit das Oberhaupt der Räuber, der Große Parnänen, gestorben ist, muss ein neuer Räuberkönig gefunden werden – und das soll sich beim Sommerfest entscheiden. Natürlich möchte der Wilde Karlo die Wettkämpfe unbedingt für sich entscheiden und neuer König werden!
Schon auf der Fahrt zum Sommerfest im hohen Norden werden die Räuberbergs mit einigen unerfreulichen Überraschungen konfrontiert, die zeigen, dass die Zeit des friedlichen Zusammenhalts zwischen den Räuberfamilien vorbei ist: In einem Überfall werden ihnen sowohl das „Funktionierende Modell“ von Gold-Piet, sein Beitrag zum FuMo-Wettbewerb, und die Bohnen-Dosen, Hildas geheime Zutat für die Quiche, die ihr im vergangenen Sommer den Sieg im Quiche-und-Ringen-Wettbewerb einbrachte, gestohlen. Außerdem starten das Fest und die Wettkämpfe zwei Wochen früher als verabredet, sodass es die Räuberbergs nicht pünktlich zum Beginn des Festes und zum ersten Wettkampf schaffen. Auch Vilja soll dieses Jahr zu einem Wettkampf antreten und im „SCHWINDELn“ die notwendigen Punkte für das Finale holen. Um ihre Räuberfamilie zu unterstützen, muss sie es mit rachsüchtigen, gefährlichen Räubern und Räuberinnen aufnehmen…
Wichtige Charaktere
- Vilja-Tuuli Vainisto
- Viljas Schwester Vanamo Vainisto
- die Räuberbergs: der Wilde Karlo, Hilda, Hele, Gold-Piet, Kalle und Kaija
- Karlos Schwester Kaija Räuberberg alias Herta Sonne
- A-Ka Mikkonen und Markus von Motor-Horror
- die Pärnänens: Glitzer-Kimi, Tulja, Contra-Conni und Anni
- die Hurmalas: Hannes-Spinni, Jussi-Großmaul, Bertha und Martha
- die Auto-Stopper: Heikki-Teufelsauge, Paula, Pia und Päivikki Partanen
- die Alte Hanna und die fliegenden Stilette
- die Levanders und die Unheilvollen vom Fjäll
Zitate
„Meine vierte Gegnerin war Paula Partanen von den Auto-Stoppern aus Savo. Die Ehefrau des Chefs Heikki-Teufelsauge hatte ihre Tochter Päivikki verhöhnt, weil diese so schlecht bei Q & R abgeschnitten hatte. Man sah es ihr an, dass sie es gewohnt war, Kommandos zu erteilen – während der ganzen Ansage fegte ihr Blick über das Publikum hinweg wie ein Scheinwerfer im Gefängnis. Ihre sichelförmige, schon etwas angegraute Prinz-Eisenherz-Frisur schwang um ihr Gesicht, als sie die gegnerischen Reihen betrachtete. Während ich sie so beobachtete, kam mir ein Geier in den Sinn, der sich gerade auf seine Beute gesetzt hat. Um ehrlich zu sein, war ich nicht besonders scharf darauf, gegen sie anzutreten!“
„Ich war auf der Flucht vor meinem Leben und fühlte mich viel älter und einsam, und ich war auch ein bißchen traurig.“
Alle Bände der Vilja-Reihe
1. Vilja und die Räuber
2. Vilja und das Räuberfest
3. Vilja und der Räuberschatz (Februar 2014)
4. Me Rosvolat ja vaakunaväijy (noch nicht in Deutschland erschienen)
Links
Persönliche Bewertung
Charmant, humorvoll und nostalgisch wie der erste Band
Ein zweiter Band der zauberhaften Reihe um Vilja und die sympathische Familie Räuberberg, und das auf fast doppelt so vielen Seiten im Vergleich zum ersten Band! Nach dem sehr überzeugenden ersten Band der Reihe kann auch der Nachfolger überzeugen und bietet auf gut 400 Seiten Abenteuer und Lesespaß sowie die wunderbar stimmungsvollen nostalgischen und schlichten Illustrationen zu Beginn jedes Kapitels.
Vilja ist eine sympathische Heldin, kein klischeehaftes Mädchen wie ihre Schwester – die für oberflächliche Teenager-Mädchen steht, mit Nagellack, Nageltattoos und gekreppten Haaren, also das genaue Gegenteil von Vilja, die sich damit nicht identifizieren kann. Auch Hele und Kalle sind untypische Charaktere und weichen weit von Geschlechterklischees ab, denn Hele ist die mutigere von beiden, während Kalle sich nach einem „normalen Leben“ sehnt. Vor diesem Hintergrund ist es ein wenig seltsam, dass das neue Räuberoberhaupt wie selbstverständlich ein Mann sein muss, ein „Räuberkönig“. In Zeiten der Gleichberechtigung hätte man dies auch bei einem nostalgischen Kinderbuch anders lösen und die Räuberfrauen mit einbeziehen können…
Auch im zweiten Band schlägt die Autorin den einen oder anderen nachdenklichen Ton an. Sie thematisiert die Rivalität (ein alltägliches Problem, das der Zielgruppe mindestens aus der Schule vertraut sein dürfte) sowie typische Familienprobleme – die auch in einer scheinbar perfekten Räuberfamilie zu finden sind: Man traut sich nicht, seine Gefühle offen auszusprechen, es gibt Interessenskonflikte. Vilja selbst fühlt sich in ihrem normalen Leben ausgeschlossen, als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie – für manche Menschen (auch Kinder) ist das bürgerliche Familienleben nicht das Richtige.
Siri Kolu erzählt die Geschichte um Vilja und die Räuberfamilie mit viel Humor. Hier und dort wirkt dieser leider etwas oberflächlich und zweifelhaft: In Zeiten von Klimawandel und Umweltbewusstsein ist es fraglich, ob unbedingt Scherze auf Kosten der „Ökos“ und Vegetarier gemacht werden müssen. Von einem eigentlich anspruchsvollen Buch erwartet man mehr Tiefgang. Davon abgesehen beweist die Autorin viel Witz und Kreativität mit Heles aufgemotzten Barbies mit Sammlerwert oder den verschiedenen Disziplinen des Sommerfestes. Sehr erfreulich ist, dass es bei aller Wildheit weitgehend unblutig und doch relativ friedlich abläuft. Die Reibereien zwischen den Räuberfamilien erinnern an „Ronja Räubertochter“ und die harmlosen und charmanten Raufereien und Beschimpfungen zwischen Mattis- und Borka-Räuber. Auch von einer Verharmlosung der Räuberei kann im Grunde keine Rede sein, denn die Räuber rauben, weil es ihrem gewohnten Leben entspricht, nicht um sich zu bereichern, denn mit ihrem Geld könnten sie sich alles kaufen. Vilja steckt den Ausgeraubten als Ausgleich sogar heimlich Geld zu, sodass moralische Bedenken bei aller Romantisierung des Räuberlebens unnötig sind.
„Vilja und das Räuberfest“ ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, endet jedoch mit einem Cliffhanger, der andeutet, dass es mit der Familie Räuberberg noch weiter gehen wird – ein echter Gewinn für den Kinderbuchmarkt!
Fazit
Eine wunderbare, „typisch skandinavische“ Geschichte voller einzigartiger und liebenswerter Charaktere, charmant erzählt und spannungsvoll bis zum Schluss. Ein Buch, das die Abenteuerlust weckt und seine Leser und Leserinnen mitfiebern lässt.
- Originaltitel
- Me Rosvolat ja konnakaraoke
- ISBN10
- 345326763X
- ISBN13
- 9783453267633
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 416 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 10 Jahren