Warum Männer sich Socken wünschen und Frauen alles umtauschen

Der Survival-Guide für Weihnachten

Autoren
Übersetzer
Heike Schlatterer
Verlag
Ullstein Verlag
Anspruch
2 von 5
Humor
4 von 5
Lesespaß
2 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
3 von 5

Bei Amazon ansehen

Zusammenfassung zu “Warum Männer sich Socken wünschen und Frauen alles umtauschen”

Die Intention dieses Ratgebers steht schon im Untertitel „Der Survival-Guide für Weihnachten“. Studien besagen, dass zu kaum einer Zeit so viel gestritten wird wie vor und an Weihnachten. Auch die Scheidungen sollen nach den Festtagen deutlich ansteigen. Besonders große Konflikte entstehen hierbei in der Partnerschaft zwischen Männern und Frauen. Wie lassen sich die Konflikte erklären, wie kann man die fast schon vorprogrammierten Streitigkeiten verhindern und das gewünschte harmonische Weihnachtsfest feiern? Allan und Barbara Pease versuchen, diese Fragen zu klären und ihren Lesern Ratschläge zu geben, wie sie mit dem anderen Geschlecht umgehen sollten, um das Konfliktpotenzial zu verringern und mehr Verständnis für den Partner, seine Reaktionen und Bedürfnisse aufzubringen. Es geht darum, wie man mit dem eigenen Weihnachtsstress und dem des Partners umgeht, wie die Planung für das Fest für alle zufriedenstellend gestaltet werden kann, wie Streit auf den unvermeidlichen Autofahrten vermieden wird, wie mit Verwandten und besonders der Schwiegermutter umzugehen ist, welche Verhaltensweise auf der Weihnachtsfeier angebracht oder unpassend sind und vieles mehr.

Zitate

„Die überwiegende Mehrzahl aller Streitereien während weihnachtlicher Autofahrten hat zwei grundlegende Ursachen: Frauen können nicht gut Karten lesen, und Männer weigern sich, nach dem Weg zu fragen.“

„Frauen sind so begeistert von Schuhen wie Männer vom Sport und von Spielzeugen, die ihr räumliches Vorstellungsvermögen ansprechen. Der Mann sollte also nicht gegen diese Schwäche ankämpfen oder sie kritisieren. Vielmehr sollte er dieses Wissen zum eigenen Vorteil nutzen. Wenn Sie an Weihnachten künftig Ihre Frau entzücken wollen, dann gehen Sie mit ihr Schuhe kaufen, und merken Sie sich die Marken, Formen und Farben, die ihr gefallen. Dann gehen Sie heimlich in den Laden, kaufen Schuhe und machen ihr damit eine große Weihnachtsfreude.“

Links

Leseprobe (PDF) beim Verlag

Persönliche Bewertung

Unterhaltsamer, aber ungeheuer konservativ klischeehafter und pauschalisierender Ratgeber

3 von 5

Vorab ist wichtig zu wissen: dieses Buch erschien im Original im Jahre 2007, man könnte also durchaus zeitgemäße Ansätze erwarten. So unterhaltsam das Autorenehepaar es versteht, anhand von humorvollen und ersten Beispielen ihre Ratschläge zu illustrieren – inhaltlich sind große Teile dieses „Ratgebers“ einfach nur als rückständig zu bezeichnen. Zwar werden alle vermeintlichen Erkenntnisse mit Ergebnissen aus der Forschung „belegt“, doch wer sich mit der modernen Geschlechterforschung beschäftigt hat, kann ihre klischeehaften Erklärungsmuster und „evolutionär begründeten“ Rollen nur kopfschüttelnd als stereotype und konservative Vorstellungen ansehen. Abgesehen davon, dass das Buch sich ausschließlich auf das heterosexuelle Paar bezieht und damit vollkommen ignoriert, dass diese Annahmen einen großen Anteil an Beziehungen ausschließt, scheinen die Autoren alle ihrem Weltbild widersprechenden Forschungsergebnisse grundsätzlich auszuklammern. Wodurch definiert sich denn überhaupt eine biologische Frau oder ein Mann? Über die Geschlechtsmerkmale, die Keimdrüsen, die hormonelle Zusammensetzung im Körper oder die Fähigkeit Kinder zu gebären? Jedes dieser Beispiele zeigt, dass eine schwarz-weiße Geschlechterdarstellung in jedem Fall unzureichend ist. Das Ehepaar Pease zieht für viele Erklärungen die Hormone heran – was sicherlich begrenzt zutreffend ist. Außer Acht gelassen wird, wie unterschiedlich die Hormonkonzentration in unterschiedlichen Individuen gleichen biologischen Geschlechts ist, sodass Ratschläge, die für eine Frau mit einem hohen Östrogenspiegel hilfreich sein können, für eine Frau mit einem höheren Testosteronspiegel vermutlich ausgesprochen unpassend sind. Neben den Hormonen wird für den Großteil der Erklärungen die Evolution bemüht – was in Anbetracht der Entwicklung und der veränderten Lebensbedingungen oft wirklich an den Haaren herbeigezogen wirkt. Ein Verhalten damit zu begründen, dass die Frau zu Urzeiten das „Nest hüten“ musste, mag zwar belustigen, ist in der Praxis aber mehr als zweifelhaft. Generell ist zu sagen, dass das Autorenpaar gut daran getan hätte, von Geschlechterklischees und ausdrücklichen Hinweisen für Männer und für Frauen abzusehen, sondern viel mehr Ratschläge dafür zu geben, wie mit verschiedenen Individuen umzugehen ist. Statt jeden Menschen als Individuum zu sehen, wird versucht, jeden in eine Geschlechterschablone zu pressen, anhand derer man ihn oder sie zu behandeln hat. Ein mehr als fragwürdiger Ansatz. Dass die Bewertung nicht noch schlechter ausgefallen ist, ist den allgemeinen Passagen zu verdanken, die Ratschläge geben, wie Streit an Weihnachten zu vermeiden und wie mit streitlustigen oder schüchternen Menschen (nicht ausdrücklich Männern oder Frauen! es geht also doch!) umzugehen ist.
Fazit: Als Unterhaltungslektüre begrenzt und nur mit viel Humor lesbar, davon abgesehen voller entsetzlicher Klischees, die wohl nur dazu geeignet sind, dem „perfekten“ Klischee-Heteropaar zu helfen – einer empfindsamen Frau mit Schuhtick und einem starken redefaulen Mann. Den Autoren ist dringend zu raten, sich mit Geschlechterkonstruktion und moderner Forschung zu befassen, um ihr sehr engstirniges Weltbild zu erweitern. Schließlich tragen genau Bücher wie dieses zu einer Verfestigung der Klischees bei.

Fazit

Um frei nach Simone de Beauvoir zitiert zu enden: „Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man von der Gesellschaft gemacht.“ Für Männer sowie alle anderen Geschlechter gilt dies natürlich gleichermaßen.

Originaltitel
Why he's so last minute & she's got it all wrapped up
ISBN10
3548372856
ISBN13
9783548372853
Dt. Erstveröffentlichung
2008
Taschenbuchausgabe
288 Seiten