Interview mit Matthias von Bornstädt

Interview mit Matthias von Bornstädt

Im Interview verriet uns der Autor Matthias von Bornstädt, wo ihm die besten Ideen kommen, welche Herausforderungen eine eigene Reihe mit sich bringt und was wir von ihm in Zukunft erwarten dürfen.

Inzwi­schen bekom­men wir regel­mä­ßig Anfra­gen von Ver­la­gen und Autoren, die uns um eine Rezen­si­on ihrer Bücher bit­ten. Aus Zeit­grün­den sind wir gezwun­gen, vie­le davon abzu­leh­nen, doch manch­mal ist eine E-Mail so nett und krea­tiv und ein Buch/eine Rei­he klingt so viel­ver­spre­chend, dass wir ein­fach zusa­gen müs­sen. So auch als wir im letz­ten August Mat­thi­as von Born­städt ken­nen­lern­ten und durch sei­ne Rei­he „Laby­rinth der Aben­teu­er“ Bekannt­schaft mit Wit­ter­stein, Kres­se, Jago und Phil mach­ten. Und da sich dar­aus nicht nur ein net­ter Kon­takt ent­wi­ckel­te, son­dern wir uns auch vom Talent des jun­gen Autors über­zeu­gen konn­ten, baten wir ihn um ein Inter­view. Dies­mal in recht unge­wöhn­li­cher Form: ganz alt­mo­disch per Brief­post, hand­schrift­lich und auf Papier. Der bes­se­ren Les­bar­keit hal­ber könnt ihr hier das Inter­view in abge­tipp­ter Form lesen, doch die Bil­der ver­mit­teln euch einen Ein­druck von der beson­de­ren Magie des hand­ge­schrie­be­nen Wortes…

Interviewbogen Matthias von Bornstädt

Ich glau­be, man muss sei­nen Figu­ren ein­fach ver­trau­en, dann neh­men sie einem eine Men­ge Krea­tiv­ar­beit ab.“

Buch­he­xe: ‚Laby­rinth der Geheim­nis­se‘ ist dei­ne ers­te eige­ne Rei­he, nach­dem du bis­her Bän­de für ande­re Rei­hen geschrie­ben hast. Was sind die Vor­tei­le oder Her­aus­for­de­run­gen, sich von den Cha­rak­te­ren bis zu den Kulis­sen alles selbst aus­den­ken zu dürfen?

Mat­thi­as von Born­städt: Zu Beginn hat­te ich schon etwas Bam­mel, ob es mir tat­säch­lich gelin­gen wür­de, ‚leben­di­ge‘ Figu­ren zu erfin­den – bei Bibi hat­te ich es viel leich­ter, denn ich hat­te ja die Stim­men der Figu­ren von den Hör­spie­len im Kopf, und dazu eine Writer’s Bible zur Hand, in der ich alles über die Figu­ren nach­le­sen konnte.
Umso tol­ler war dann aber die Erfah­rung, Jago, Phil und Kres­se beim Leben­dig-Wer­den zugu­cken zu kön­nen – und das Gan­ze ist ein­fach so pas­siert, qua­si wie durch Magie (obwohl es gera­de die in der Welt von ‚Laby­rinth der Geheim­nis­se‘ ja nicht gibt…).
Ich glau­be, man muss sei­nen Figu­ren ein­fach ver­trau­en, dann neh­men sie einem eine Men­ge Krea­tiv­ar­beit ab.

Buch­he­xe: Der Ort Wit­ter­stein hat ein rea­les Vor­bild, wie man hört… gibt es auch Vor­bil­der für Kres­se, Phil und Jago, oder wie kamen sie zu ihren Eigenschaften?

Mat­thi­as von Born­städt: Ja, die drei waren anfangs schon an bestimm­te Freun­de aus mei­ner Kind­heit ange­lehnt, wobei in jeder Figur Eigen­schaf­ten von ver­schie­de­nen rea­len Figu­ren – ähm – Men­schen stecken.
Mitt­ler­wei­le haben sich die drei aber von die­sen Vor­la­gen gelöst und sind hun­dert­pro­zen­tig real. (Ich bin über­zeugt dass sie, wäh­rend ich das hier schrei­be, gera­de in der U-Burg zusam­men sit­zen, Kakao trin­ken und sich aufs Schöns­te beharken…)

Buch­he­xe: Wo und wann kom­men dir die bes­ten Ideen?

Mat­thi­as von Born­städt: Die kom­men aus allen Richtungen.
Manch­mal im Traum, sehr oft kurz nach dem Auf­wa­chen am Früh­stücks­tisch… und hin und wie­der kom­men sie auch aus der Zei­tung oder dem Fernsehen.
Die Idee zum ‚Spek­ta­kel des Schre­ckens‚ kam mir z.B., als ich einen Bericht über die Ent­schär­fung eines Blind­gän­gers mit­ten in Köln gese­hen hab. Der Blind­gän­ger stamm­te aus dem 2. Welt­krieg, aber ich dach­te mir: Was, wenn es noch viel älte­re Spreng­sät­ze gäbe, die seit Jahr­hun­der­ten unent­deckt im Unter­grund schlum­mern… und schon war der Plot da.

Buch­he­xe: Hast du Vor­bil­der? Wel­che Autoren schätzt du selbst?

Mat­thi­as von Born­städt: Ich schät­ze oft den Autoren am meis­ten, den ich gera­de lese. Im Moment ist das Ste­phen King – ich bewun­de­re sei­ne Fähig­keit zur prä­zi­sen und sehr plas­ti­schen Beschrei­bung, die einen tie­fer und tie­fer in die Sze­ne hin­ein­saugt… bis man ver­gisst, dass man eigent­lich grad U-Bahn fährt und ein paar Sta­tio­nen zu spät vom Buch hochschreckt…
Mal sehen, wel­cher Autor das als nächs­tes wie­der schafft.

Nichts ist schlim­mer als wenn man merkt, der Schrift­stel­ler ist vor sei­nem Publi­kum ‘in die Hocke’ gegangen.“

Buch­he­xe: Was macht für dich ein gutes Kin­der­buch aus? Wor­auf ach­test du beim Schreiben?

Mat­thi­as von Born­städt: Ich muss mich beim Schrei­ben wie­der wie zehn füh­len. Dann ist alles rich­tig :) Gute Kin­der­bü­cher sind für mich Bücher, die ‚von Kind zu Kind‘ geschrie­ben sind – auch wenn das eine Kind vllt. schon etwas älter als zehn ist… aber auf kei­nen Fall, wäh­rend es schreibt. Nichts ist schlim­mer als wenn man merkt, der Schrift­stel­ler ist vor sei­nem Publi­kum ‚in die Hocke‘ gegangen.

Ich schrei­be die Geschich­ten vor allem für mich selbst.“

Buch­he­xe: Schreibst du dei­ne Bücher mit Blick auf eine bestimm­te Ziel­grup­pe? Wem emp­fiehlst du das ‚Laby­rinth der Geheimnisse‘?

Mat­thi­as von Born­städt: Ich schrei­be die Geschich­ten vor allem für mich selbst. Das Gan­ze muss mir Spaß machen, und wor­auf ich selbst kei­ne Lust habe, das wer­fe ich raus. Hin­ter­her gehe ich den Text dann aber schon noch­mal durch – beson­ders sprach­lich – und über­prü­fe, ob das alles der Spra­che der 9-11-Jäh­ri­gen ent­spricht, oder ob sich doch Wör­ter oder Rede­wen­dun­gen ein­ge­schli­chen haben, die man als Erwach­se­ner ganz toll fin­det, die die Kin­der aber nicht verstehen.
Im Zwei­fel mache ich es lie­ber etwas ver­ständ­li­cher, denn die Serie soll auch Kin­der anspre­chen, die sonst nicht so viel lesen.

Buch­he­xe: Gibt es ein Gen­re, in dem du dir nie vor­stel­len könn­test, ein Buch zu schreiben?

Mat­thi­as von Born­städt: Sag nie­mals nie… aber in bestimm­ten Gen­res wür­de ich vllt. zum Pseud­onym grei­fen. Zum Bei­spiel, falls mich mal die Lust über­kommt, eine Schnul­ze à la Rosa­mun­de Pil­cher zu schrei­ben… Was bis­her aber glück­li­cher­wei­se noch nicht pas­siert ist.

Buch­he­xe: Hilft das Kin­der­buch­schrei­ben dabei, selbst ein Stück weit Kind zu blei­ben, oder roman­ti­sie­re ich hier die Realität?

Mat­thi­as von Born­städt: Nein, das ist abso­lut rich­tig! :) Genau das ist die Hauptmotivation.

Buch­he­xe: Bleibt neben Stu­di­um und Schrei­ben noch genug Zeit für Hob­bies? Was machst du in dei­ner Freizeit?

Mat­thi­as von Born­städt: Ich muss schon auf­pas­sen, dass ich mir genü­gend Frei­räu­me neh­me… die ich dann gern zum Ent­de­cken nut­ze: neue Län­der, neue Men­schen, neue Bücher und Filme…
Ich musi­zie­re auch gern, habe eine Gesangs- und Kla­vier­aus­bil­dung. Aber die­ser Teil von mir kommt z. Zt. lei­der etwas zu kurz. Mal sehn, was sich da in Zukunft ergibt.

Der Inhalt ist noch streng geheim, aber ich kann immer­hin ver­ra­ten: Es wird tierisch…“

Buch­he­xe: Was kön­nen wir 2014 von dir erwar­ten, was erwar­test du von die­sem Jahr?

Mat­thi­as von Born­städt: 2014 geht es auf jeden Fall mit min­des­tens zwei Laby­rinth-Geschich­ten wei­ter: ‚Schur­ken­jagd im Schloss‘ (Auf­tritt eines gro­ßen Erz­schur­ken!) und ‚Die Tau­cher im Teu­fels­see‘ (eine klas­si­sche Aben­teu­er­ge­schich­te, die mein Lek­tor als ’süf­fig‘ bezeich­net hat…)
Mit­te des Jah­res star­tet eine neue Serie für klei­ne­re Kin­der (ab 4 J.). Der Inhalt ist noch streng geheim, aber ich kann immer­hin ver­ra­ten: Es wird tierisch…
Und dann set­ze ich mich vllt. auch mal an ein Jugend­buch, das aber sicher frü­hes­tens 2015 erscheint.
Ich selbst erwar­te von 2014 vor allem: bit­te kei­ne Langeweile!! :)

Als letz­tes baten wir Mat­thi­as von Born­städt um eine klei­ne spon­ta­ne Kost­pro­be sei­nes Kön­nens, indem er uns den fol­gen­den Geschich­ten­an­fang aus dem Bauch her­aus weiterschreibt…

Interview Matthias von Bornstädt

Buch­he­xe: An einem son­nig­wei­chen Herbst­mor­gen öff­ne­te die Buch­he­xe die Tür ihres Hexen­hau­ses, die unter schau­er­li­chem Äch­zen den Blick frei­gab auf…

Mat­thi­as von Born­städt: … einen Stuhl. Kei­nen klapp­ri­gen Schau­kel­stuhl mit rei­chem Schnitz­werk an den Arm­leh­nen, wie man ihn in einem Hexen­haus wohl erwar­ten wür­de… son­dern auf einen gro­ßen, mit schwar­zem Leder bespann­ten Büro­stuhl. Ein wuch­ti­ger, moder­ner Gegen­stand, der so wenig in das Hexen­haus und den son­ni­gen Herbst­mor­gen passt, das einem instink­tiv ein küh­ler Schau­er über den Nacken läuft. Über der hohen Stuhl­leh­ne ragen zwei mäch­ti­ge, geschwun­ge­ne Wid­der­hör­ner auf.
Dann, wäh­rend ich selbst wie ange­wur­zelt daste­he, beginnt der Stuhl sich zu dre­hen. Ganz lang­sam, aber ohne jedes Quiet­schen oder Äch­zen. Eine laut­lo­se, schlei­chen­de Bewe­gung, die ein namen­lo­ses Ent­set­zen in mir wach ruft. Und kurz bevor ich sehen kann, wer auf dem Stuhl sitzt, sagt eine tie­fe, grol­len­de Stim­me: ‚Ich habe auf dich gewartet…‘
Wer wis­sen will, wer da auf dem Stuhl sitzt, den lade ich ein, ‚Laby­rinth der Geheim­nis­se 5 – Schur­ken­jagd im Schloss‘ zu lesen. Aber Vor­sicht: Das ist dies­mal wirk­lich nichts für Angsthasen…

Matthias von Bornstädt

© Chris­ti­an Haas

Wir freu­en uns sehr, einen so sym­pa­thi­schen jun­gen Autor ken­nen­ge­lernt zu haben, dan­ken Mat­thi­as von Born­städt ganz herz­lich für die Beant­wor­tung unse­rer Fra­gen, sind sehr gespannt auf sei­ne nächs­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen und wün­schen ihm ganz viel Erfolg für alle kom­men­den Werke!