Winnetou (1)

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Karl May Verlag

Zusammenfassung zu “Winnetou (1)”

Karl, angestellt als Hauslehrer einer Familie aus Deutschland, wird vom Büchsenmacher Mr. Henry zur Eisenbahngesellschaft „Atlantic and Pacific Company“ vermittelt und soll dort als Vermesser arbeiten. Er sieht sich mit faulen und trunksüchtigen Kollegen konfrontiert, die ihm den Großteil der Arbeit zuschieben. Allein die Westmänner Will Parker, Dick Stone und Sam Hawkens sind ihm behilflich. Bei Hawkens lernt Karl die Jagd auf Büffel und Mustangs. Als sie von einem Bären angegriffen werden, kann dieser von ihm durch Messerstiche getötet werden.

In diesem Moment kommen der Apachenhäuptling Intschu-tschuna, Winnetou, sein Sohn, und Klekih-petra in das Lager und erklären, dass die Landvermesser ihren Einsatz abbrechen müssen, weil sie sich auf Indianerland befinden. Die Ingenieure lehnen das Ansinnen ab und in einem Streit wird Klekih-petra erschossen. Winnetou und sein Vater reiten ins Lager, um Verstärkung zu holen und den Tod Klekih-petras zu rächen. Dazu benötigen sie die Hilfe der Kiowas, die sie nur notgedrungen in Anspruch nehmen. Während des gemeinsamen Angriffs auf die deutschen Ingenieure werden Intschu-tschuna und Winnetou von den Kiowa gefangengenommen. Karl, der inzwischen den Namen Old Shatterhand trägt, befreit die Indianer heimlich und schneidet Winnetou dabei eine Haarsträhne ab.

Er muss sich später einem Messerkampf stellen, bei dem er schwer verwundet wird. Mit seinen Freunden wird er in den Apachen-Pueblo gebracht und von Nscho-tschi, der Schwester Winnetous, gesund gepflegt, um anschließend den Martertod zu sterben. Er verlangt immer wieder, Winnetou zu sprechen, um ihm zu zeigen, dass er der heimliche Befreier war. Doch dazu kommt es nicht und er soll mit einem Gottesurteil entscheiden, ob er und die anderen Weißen überleben dürfen. Mit einer List gewinnt Old Shatterhand und schließt mit Winnetou Blutsbrüderschaft. Den Kiowa Häuptling aber macht er sich durch einen Knieschuss zum Feind. Ntscho-tschi und Old Shatterhand verlieben sich, haben laut Old Shatterhand aber nur eine Zukunft, wenn die Indianerin sich dem Christentum anschließt.

Um die Mittel für eine Ausbildung zu haben, machen sich die Indianer zu einer Goldader auf. Dabei werden der Häuptling und seine Tochter von der Bande Santers erschossen, während Old Shatterhand gerade die Vermessungsarbeiten beendet. Den Mörder kann er nicht stellen, doch er befreit Sam Hawkens aus der Gewalt der Bande.

Wichtige Charaktere

Old Shatterhand (Karl) – ein „Greenhorn“ aus Deutschland, das noch viel lernen muss
Sam Hawkens – ein alter Hase, der aus „Charley“ Old Shatterhand macht
Will Parker und Dick Stone – Freunde Old Shatterhands
Intschu-tschuna – Häuptling der Apachen
Winnetou – der Sohn des Apachenhäuptlings
Ntscho-tschi – die Tochter des Häuptlings
Klekhi-petra – Indianer mit deutschen Wurzeln, der von Rattler ermordet wird
Rattler – Verursacher des Streits mit den Apachen
Tangua – Häuptling der Kiowa
Santer – Kopf einer Bande, verbündet mit dem Stamm der Kiowa

Interpretation

In der Darstellung der völlig unterschiedlichen Kulturen der Indianer und der nach Amerika eingewanderten Deutschen, liegt der Schwerpunkt auf dem unterschiedlich gelagerten Empfinden für den Besitz der Indianer. Die Deutschen Landvermesser halten es für ihr gutes Recht, die Ländereien der Stämme ungefragt zu durchqueren und diese für ihre Zwecke zu nutzen. Der Stamm der Apachen ist den Einwanderern gegenüber im Grundsatz freundlich begegnet. Dazu trägt auch der Apache Klekhi-petra bei, der aus Deutschland stammt. Trotzdem bestehen die Indianer auf ihrem Landrecht.

Dem gegenüber stehen die Männer um den Bandenchef Santer, die nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben und die für ihre Brutalität und Rücksichtslosigkeit bekannt und gefürchtet sind. Sie sorgen dafür, dass es kein friedliches Zusammenleben beider Kulturen geben kann. Moralisch erhaben über dieses Verhalten ist der junge Deutsche, der als Lehrer ins Land gekommen ist und sich schnell assimiliert hat. Dabei helfen ihm der etwas verschroben wirkende Sam Hakens und dessen Freunde. Ihre Rolle ist zu jeder Zeit durch die grundsätzlich positive Einstellung gegenüber dem Volk der Indianer geprägt, auch dann, als sie in indianische Gefangenschaft geraten. Old Shatterhand, wie der junge Lehrer Charley nach einem Bärenkampf genannt wird, ist ebenfalls ein Freund der Indianer, weshalb er auch den Häuptling und seinen Sohn aus einer gefährlichen Situation der Gefangenname durch einen anderen Stamm befreit.

Winnetou und Old Shatterhand sind fortan ein Zeichen für eine intensive und bedingungslose Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Menschen. Ihre Moralvorstellungen gleichen sich und sie stellen sich dem Kampf gegen das Böse.

Zitate

„Warum aber tut Ihr mir da nicht meinen Willen? Warum verweigert Ihr mir die Eide und laßt Euch lieber erschlagen?‘
‚Pshaw! Sam Hawkens erschlägt mich nicht! das weiß ich genau.‘
‚Das wißt Ihr? So, so, das wißt Ihr also! Und leider ist es auch wahr. Ich würde mich lieber selbst erschlagen, als Euch ein einziges Härlein krümmen.‘
‚Und Eide schwöre ich nicht. Bei mir pflegt das Wort zu gelten, grad so wie ein Schwur.'“

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Persönliche Bewertung

Abenteuer und Landschaftsbeschreibung mit moralisch erhobenem Zeigefinger

3 von 5

Karl May gehört auch nach mehr als einem Jahrhundert noch immer zu den Grundfesten Deutscher Abenteuerliteratur. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Mays Sprache, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geläufig war, heute nicht so flüssig zu lesen ist. Dadurch bedingt ist die Lektüre des ersten Winnetou-Bandes für Kinder sicher ungeeignet und frühestens im Teenageralter zu empfehlen. Auch die Längen, in denen weniger die Handlung, als die Beschreibung der Umgebung und der Örtlichkeiten, Mays Erzählung bestimmt, müssen bei der Lektüre überwunden werden. Gleichwohl sollte man sie nicht überblättern, da May ein Meister der detaillierten Beschreibung ist, ohne selbst dieses Land zuvor wirklich gesehen und bereist zu haben, wie man heute weiß. Er selbst sah Amerika erst nach der Entstehung der Geschichten. Würde man sie mit Tatsachenberichten und Beschreibungen der indianischen Lebensumstände vergleichen, dann bemerkte man viele Ungereimtheiten.

Doch schon aus den Zeilen des ersten Bandes spricht sein Faible für einen hohen moralischen Anspruch, dem er im eigenen Leben nicht gerecht wurde. Weil May selbst wegen Hochstapelei und Diebstahl im Gefängnis saß, hat er vielleicht Figuren voller Integrität erfunden, die ständig das Gute repräsentieren, während die Antagonisten so schlecht wie irgend möglich dargestellt werden. May bevorzugt eindeutig die strikte Schwarz-Weiß-Malerei seiner Figuren und beraubt sie dadurch einer natürlichen Vielschichtigkeit. Trotzdem gilt May als ein Stück Abenteuerliteratur, von dem man sich ein Bild machen sollte, dass den Kitschfilmen der 1960er Jahre entgegensteht.

Fazit

Trotz der Einwände gilt „Winnetou“ als ein Stück Abenteuerliteratur, von dem man sich ein Bild machen sollte, da es den Kitschfilmen der 1960er Jahre entgegensteht.

ISBN10
3780200074
ISBN13
9783780200075
Dt. Erstveröffentlichung
1893
Gebundene Ausgabe
567 Seiten

Eine Antwort zu
Winnetou (1)

  1. ruben wagner

    5 von 5

    ein ein­fach genia­les buch, was man nur wei­ter­empf­e­hen kann!