Überraschung!

Jeder, der bereits eines der in diesem Stil gemalten Bücher von Mies van Hout in den Händen gehalten hat, wird gespannt auf ein weiteres Werk der niederländischen Künstlerin gewartet haben. Mit „Überraschung!“ ist es nun endlich so weit. Darin steht der Titel nicht nur sinnbildlich für den Inhalt der Geschichte, sondern symbolisiert auch den Zustand, mit dem Leser ihr Werk bestaunen. Denn Mies van Hout hat noch einmal etwas Neues in die Gestaltung eingebracht. Dem Schweizer Aracari Verlag sei an dieser Stelle herzlich gratuliert und gedankt, ein weiteres beeindruckendes Werk dieser Autorin und Illustratorin für das deutschsprachige Publikum verfügbar gemacht zu haben.

Nach Fischen und Monstern sind es nun Vögel, die uns an ihren Gefühlen und ihrem Leben teilhaben lassen. Anders als noch in den beiden Vorgängern, erzählt Mies van Hout in „Überraschung!“ eine zusammenhängende Geschichte, die beim Kinderwunsch beginnt und beim Loslassen endet. So widmet sie dieses Buch auch ihrer eigenen Mutter. Die Technik der Illustrationen ist dieselbe geblieben. Aus Pastell- und Wachskreiden entstehen bunte Geschöpfe, die durch die Wahl des schwarzen Hintergrundes stärker nicht wirken könnten. Dabei sehen die Vögel zu komisch aus, zu treffend charakterisiert van Hout die entsprechenden Situationen. Und sie versteht es, die Handlung vor allem als eine Geschichte zwischen der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind zu erzählen. Wenn etwa ein Vogel seinen Hals nach unten beugt und dem Kind in die Augen schaut und daneben „zuhören“ geschrieben steht, dann ist dies genau das, was man sich für alle Kinder wünscht: Eltern, die ihren Kindern auf Augenhöhe begegnen!

Farbe, Mimik, Form und Schriftbild ergeben im gesamten Buch eine Einheit. Anders als bei den Vorgängern und somit eine Neuheit ist das miterzählende Schriftbild. So wird die Geburt eines Kükens auch im Schriftbild Schritt für Schritt sichtbar und die Buchstaben werden teilweise zu Köpfen der Vögel uminterpretiert. Mies van Hout hat ein untrügliches Gespür für Komposition entwickelt, die Farben der Hintergründe finden sich immer auch in den großen Vögeln wieder. Durch die Wahl des schwarzen Hintergrundes setzt sie die großen Vögel perfekt in Szene, durch die Wahl des farbigen Hintergrundes das weiß gemalte Schriftbild und die in ihm lebenden kleinen Vögel. Man merkt bei der Perfektion der Bilder, die so unglaublich treffsicher Stimmungen und Gefühle auszudrücken vermögen, dass die Künstlerin, wie in einem Interview erwähnt, diese Zustände zum Malen in ihrem Bauch fühlen muss. Und dass es viele, viele Vögel gebraucht hat, um den perfekten auszuwählen, denn diese Arbeit kann man nicht planen, sie entsteht intuitiv.