Totenstarre

Autoren
Übersetzer
Fred Kinzel
Verlag
Blanvalet Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
3 von 5
Lesespaß
5 von 5
Schreibstil
4 von 5
Spannung
5 von 5

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Zusammenfassung zu “Totenstarre”

Ashley Stassler ist ein berühmter Bildhauer. Hochgelobt von der Kunstkritik für den lebendigen Schmerz, den seine Bronzeskulpturen, die zur Serie „family planning 1-8“ gehören, ausstrahlen. So lebhaft wie die Skulpuren – man sieht die schreckensweit geöffneten Poren der Haut – so wenig lebendig, dafür eher einfallslos stilisiert, wirken die Gesichter, die der Bildhauer seinen Skulpturen verpasst. Niemand kommt auf die Idee, dass der Meister des Schreckens ein Serienkiller ist. Zuerst entführt Stassler eine Familie – die er zuvor bedächtig aussuchte, nach einem festen Kriterienkatalog – um sie dann in der Scheune seiner Ranch, in einem bizarren, von ihm geschaffenen Käfig, bei lebendigem Leib zu formen, vermittels einer personalisierten Diät und eines Fitnessprogramms. Erst wenn die Körper perfekt geformt sind, denn nur dann können sie die maximale Todesangst ausstrahlen, beginnt Stassler, an seinen Skulpturen zu arbeiten. Dafür werden seine Objekte – die natürlich noch leben müssen – in grünes Alganit genossen. Der Todesschrecken ist erst vorbei, wenn auch das linke Nasenloch verstopft ist. Das klappt bei immerhin neun Familien, bis eines Tages Kerry, eine junge Kunststudentin, bei Stassler auftaucht, um ein Praktikum bei ihm zu machen. Als sie den Zugang zum Keller der Scheune entdeckt, muss Stassler sie verschwinden lassen. Kerrys Verschwinden ruft wiederum Laura auf den Plan, Kerrys Professorin, die sich für ihre beste Studentin verantwortlich fühlt. Ein grauenvolles Rennen beginnt …während in der Wüste ein Ungewetter tobt. Am Schluss weiß der Leser immerhin, wie schmelzende Bronze reagiert, wenn sie mit Wasser in Berührung kommt.

Wichtige Charaktere

  • der Bildhauer Ashley Stassler
  • die Bildhauerin und Kunstprofessorin Laura Reed
  • die Studentin Kerry, der Journalist Ry
  • ein Rottweiler
  • „family planning 9“, die Vandersons

Zitate

„Aber das ist ein wunderbarer Dienst von ihr, diese Information für die Vandersons, dass sie ganz und gar keine Nachricht sind. Ich will nicht, dass sie an ein Wunder glauben. Ich will, dass sie an Muskeln glauben und letzten Endes nur an mich. Ich entscheide, ob sie leben. Ich entscheide, ob sie sterben. Ich bin der eine wahre Gott für sie, ihr Jesus und ihr Mahatma.“

„’Atme, June, atme‘, wiederhole ich, als ich das Alginat, das sie töten wird, an der kleinen Öffnung vorbeiführe, eine Drohung, die keine Sekunde länger dauern darf, denn ich ihren Tod weidlich gemolken und kann schlicht kein Tröpfchen Todesqual mehr herausquetschen. Sie hat den Geburtsraum ihres neuen Leben betreten, das sie in Bronze gegossen bis in alle Ewigkeit leben wird. Ich ramme einen großen Propfen Alginat in ihr linkes Nasenloch, drücke es fest und streiche die Oberfläche glatt. Ich stelle mir vor, wie sie in der sich verfinsternden Stille an Jolly Rogers Atme June, atme denkt und an die Geburt von Diamand Girl. Beide zerren nun an ihr. Beide reißen ihr die Lungen auf, den Körper, von innen nach außen, denn der Tod wird im schlimmsten Verständnis des Lebens geboren, und wer das bezweifelt, braucht nur auf sein eigenes Hinscheiden zu warten, wenn er erfahren wird, dass wir in den letzten Augenblicken nicht all die vergangenen Jahre noch mal durchleben, sondern nur das, was wir bedauern.“

„Das grüne Spiegelbild ihres Körpers liegt nun neben ihr, und nach einer letzten, wesentlich schwächeren Zuckung liegt sie still. Ich habe den richtigen Moment gewählt, ich sehe es am Schreckensbild der Haut.“

„Alle Personen und Ereignisse in diesem Buch sind Produkt meiner zugegebenermaßen verdorbenen Fantasie.“

Persönliche Bewertung

Hardcore Serienkiller-Thriller, dessen Bann man sich kaum entziehen kann.

4 von 5

Ein echt gruselig-ekelig-perverser Serienkiller-Thriller. Das Kunstmilieu, eigentlich nur die Bildhauerei, geben einen Rahmen ab, in dem sich der Wahn des Ashley Stassler entfalten kann. Es geht um Allmacht, die Allmacht zu foltern und zu töten. Die Macht menschliche Körper im Leben, bis hinein in Tod zu formen. Und um den Wahn, diese ausgeübte Allmacht für die Nachwelt zu konservieren. Nykanen vermag es, den Wahnsinn (oder vielleicht doch die Rationalität???) seines intellektuell inspirierten Killers ausufernd, bedrückend und eindringlich darzustellen. Ein echt kranker Typ eben! Dazu kommt dann noch eine gute Portion sexueller Abartigkeiten: Macht und Unterordnung, Abhängigkeit und Lust – verkörpert in der Person Diamond Girl. Für Spannung ist also gesorgt. Obwohl Horror auf Horror folgt, die Rezensentin immer wieder von der Perversion abgestoßen war – von der platten, auf das Körperliche reduzierten Darstellung der Protagonisten im übrigen auch, war nicht daran zu denken, diese Geschichte nicht zu Ende zu lesen. Was sein muss, muss sein. Und wenn es nur die eigene Phantasie mit den krankhaften Wahnvorstellungen anderer belastet – der Anziehungskraft, die diesem Stoff, aus dem die tiefsten Albträume sind, innewohnt, kann sich, einmal angefangen, wohl kaum jemand entziehen – und erst recht nicht, wenn das tiefste Grauen in so meisterhaft ausformulierter Gestalt wie bei Nykanen daher kommt.

Fazit: Hardcore Serienkiller-Thriller, bestückt mit Sex, Folter, Allmachtfantasien, Tod und Schrecken, dessen Bann man sich kaum entziehen kann.

Originaltitel
The Bone Parade
ISBN10
3442366240
ISBN13
9783442366248
Dt. Erstveröffentlichung
2007
Taschenbuchausgabe
432 Seiten