Jo Raketen-Po

Autoren
Illustrator
Anton Riedel
Verlag
Lausbuch Verlag
Anspruch
4 von 5
Humor
5 von 5
Lesespaß
4 von 5
Schreibstil
5 von 5
Spannung
3 von 5

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Zusammenfassung zu “Jo Raketen-Po”

Jonathan Vogel ist kein gewöhnliches Kind. Schon im Säuglingsalter stellen seine Eltern dies sehr schnell, sehr plastisch fest. Seitdem ist Jonathans Vater auf die ‚Wickeltischkanone‘ nicht mehr gut zu sprechen, verliert er doch durch eine weitere explosive Entladung im Stadtpark, bei dem Jonathan durch seine spezielle Fähigkeit gleich den ganzen Kinderwagen samt den Ehefrauen seiner Vorgesetzten raketenmäßig in die Luft befördert, seine Stellung als Kanalisations-Beauftragter von Blähingen, dem Muffkurort, in dem die Familie Vogel wohnt.

Das Vater-Sohn Verhältnis ist somit empfindlich gestört. Aber der Rachefeldzug der Vorgesetzten-Ehefrauen ist damit noch lange nicht beendet. Sie haben es sich seit den Ereignissen im Stadtpark zur Lebensaufgabe gemacht den Verursacher ihrer unsanften Landung im Ententeich, Jonathan Vogel höchstpersönlich, zu ‚bestrafen‘. So schicken sie den Vogels das Amt für Seuchen, Pilzbefall, Faulgase und ansteckende Tierkrankheiten des öfteren ins Haus, in der Hoffnung, der Übeltäter würde weggesperrt. Zum Glück kümmert sich Jonathans Mutter liebevoll um ihren Sohn und kann die Angriffe des Amtes erfolgreich abwehren – vorerst zumindest.

Die Angriffe hören zwar auf, aber nach neun Jahren, in denen Arabella Vogel ihren Sohn behütet und vor der Welt beschützt hat, meldet sich das Schulamt und fordert die Einschulung von Jonathan – die Damen vom Stadtpark lassen grüßen. Frau Vogel beschließt daraufhin, mit ihrem Sohn einen Arzt aufzusuchen, um ihn von seinen Pups-Winden zu befreien oder doch zumindest mittels Attest noch vor der Schule zu bewahren. In der Ärzteliste des örtlichen Telefonbuchs wird sie schließlich fündig. Dr. Flatatul Bum stellt bei Jonathan eine ausgeprägte Allergie auf Klugscheiße fest und verordnet ihm rein pflanzliche Froschpillen.

Nun muss er also doch noch in die Schule und hat es dort nicht leicht, ist er doch, ebenso wie sein Vater auf der Arbeit, durch die ‚langen Arme‘ der Stadtparkdamen der Willkür des Personals ausgesetzt. Dann gibt es da auch noch die drei Kinder der besagten Damen. Zum Glück für Jonathan trifft er aber auf eine Gleichgesinnte, mit der er im fernen Indien als Kunst-Pupser weltberühmt werden will…

Wichtige Charaktere

  • Jonathan Vogel alias Jo Raketen-Po
  • seine Eltern Arabella und Bernhard Vogel
  • Oberbürgermeister Kloß, Stadtdirektor Panzer und Herr Schnitzel, Abfalleimer-Beauftragter der Stadt
  • Frau Kloß, Frau Panzer, Frau Schnitzel und Fräulein Leisetritt vom Blähinger Damengesangsverein ‚Tönende Matrosen‘
  • das Amt für Seuchen, Pilzbefall, Faulgase und ansteckende Tierkrankheiten
  • Dr. Zeckenbiss, oberster Schulrat der Stadt Blähingen
  • Dr. med. Flatatul Bum – Facharzt für das Spezielle, das Stille, das Windige
  • Schuldirektor Eisenbart
  • Sportlehrer Würgel
  • die Lehrerinnen für alles Mögliche Frau Gift und Frau Galle
  • die Schüler Bosko Panzer, Filibert Schnitzel und Schlegefred Kloß
  • Charlotte Zindelmann-Selbach alias Scha Scha Zinsel
  • Wendelinus Sprüngli, Welreisender
  • Birlibitz Bum der Dritte, König von Popolonien
  • die Popolonier

Zitate

„Und dieser Tag schien nun gekommen, denn Arabella und Bernhard Vogel erhielten Post vom obersten Schulrat der Stadt Blähingen. ‚Sehr geehrte Familie Vogel‘, schrieb er in einem Brief, ‚ich weise sie darauf hin, dass die Person Aktenzeichen PF-TSS-ZSCH-00/ Vogel, Jonathan als noch immer nicht eingeschult gemeldet ist. Unter Verweis auf §§§ 13/23/135 und 667 Blähinger Schulzwangverordnung erkläre ich hiermit, dass wir uns ernste Maßnahmen der ordnungsgemäßen Eingliederung in den Blähinger Schulkörper vorbehalten, sollten Sie nach den Sommerferien weiterhin gesetzeswidrig dem Schülerkörper Az.: PF-TSS-ZSCH-00/ Vogel, Jonathan, vom amtlich geprüften/ überprüften Lehrkörper des Schulamtes Blähingen/ Unterblähingen fernhalten. Gez.: Dr. Zeckenbiss.'“

„Die Schule lag hinter dem Park. Am Ende der Weidenrutenallee. Es war ein altes Gebäude mit einem Eingangsportal wie ein offenstehendes Maul und kleinen Fenstern wie triefende Augen.“

„Wendelinus Sprüngli hantierte derweil mit einem Sextanten herum. Die Art, wie er ihn bediente, ließ aber sowohl Jonathan als auch Scha Scha vermuten, dass er kaum in der Lage war, ihre Position zu bestimmen. Wedelinus Sprüngli neigte dazu, mit seinem Sextanten zu sprechen. Und der Sextant neigte dazu zu antworten. Zumindest glaubte Wendelinus Sprüngli das: ‚Nu sagemol: Isch das nu Indie, Sekschtele?'“

Persönliche Bewertung

Wer schräge Charaktere, Gesellschaftskritik und viel Humor sucht, der findet sie in diesem Buch!

4 von 5

Das Buch beginnt bereits vor der eigentlichen Geschichte mit einer lustigen Warnung es lieber nicht zu lesen. Genauso humorvoll geht es weiter. Zwar möchte ich mir die erste bebilderte Szene lieber nicht bildlich vorstellen, aber gerade Kinder und Eltern, denen vermutlich ähnliches bereits mit ihrem Schützling passiert ist, dürfte dies weniger stören und immerhin bin ich selber Schuld, die Warnung nicht ernstgenommen zu haben. Alle anderen beschriebenen und bebilderten Szenarien sind mir aber gut bekommen.

Die Stärken des Buchs liegen nicht zuletzt in der kongenialen Partnerschaft von Autor und Illustrator. Was Pinkus Tulim gekonnt wortgewandt ausfabuliert, das setzt ‚der Anton‘ nicht weniger gekonnt und vor allem treffend, zeichnerisch um. Der Autor hat eine Begabung dafür, lustig mit Sprache umzugehen. Das ‚Flatulatorium‘ oder der schöne Euphemismus ‚Bibliothek der Winde‘ sind nur einige wenige Beispiele dafür. Tulim erfindet zudem mit ‚Popolonisch‘ gleich eine passende Sprache für die im zweiten Teil des Buchs auftauchenden Popolonier und stattet den Ballonfahrer Wendelinus Sprüngli mit dem dazugehörigen Dialekt aus. Die reichlich vorhandene bildhafte Sprache lässt unter anderem die Hände von Damen wie altes Papier knistern und den Rezensenten in selbige klatschen! Die größte Stärke des Autors liegt sicherlich, neben seinen Ideen, in der hervorragend gelungenen sprachlichen Darstellung der Charaktere und Ausgestaltung einzelner Szenarien. Die Charaktere besitzen allesamt mit ihrem Charakter korrespondierende Namen und Szenen wie die am Ententeich, beim Arzt oder beim Schultest bleiben noch lange im Gedächtnis haften.

Auf eine besonders humorvolle Art und Weise schafft es der Autor sogar Gesellschaftskritik zu üben. Denn nichts anderes ist der Kern des Buchs, Jonathans ausgeprägte Allergie auf Klugscheiße. Neben einem Hinweis auf die Steine, die Homeschooling-Sympathisanten von Behörden in den Weg gelegt werden (ist in Deutschland verboten und mehrere Familien mussten sich mit Gerichten auseinandersetzen oder sind sogar deswegen ausgewandert), fehlen auch nicht feine Spitzen gegen Militär oder Lieblingsschüler – das hat dem Rezensenten gefallen!

Bei allem Lob zum Schluss die Schwächen des Buchs. Es kann die Spannung nicht über alle 10 Kapitel ins Ziel retten, weil sie zu Gunsten des Pups-Humors aufgelöst wird. Das ist für Kinder ab 8 gut, für Kinder unter 88 weniger. Bis zum Ende des sechsten Kapitels und dem Ausspruch von Wendelinus Sprüngli ‚Faare mier! Radibutz noh Indie!‘ freue ich mich noch auf ein ebenso spannendes wie humorvolles exotisches Abenteuer im fernen Indien. Humorvoll geht es weiter. Statt Spannung begegnen einem gewisse, vermeintlich hinter sich gelassene Charaktere aber wieder – hauptsächlich wohl aus dem Grund, der Geschichte ein rundes Ende zu geben. Vielleicht hätte hier eine andere Fortsetzung ab Kapitel 6, (vielleicht auch in einem weiteren Band) des Rezensenten Abenteuerlust besser befriedigen können.

Fazit

Ein gutes Buch. Man darf auf weitere Titel aus dem Lausbuch Verlag gespannt sein!

ISBN10
3940273031
ISBN13
9783940273031
Dt. Erstveröffentlichung
2012
Gebundene Ausgabe
168 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 8 Jahren