Im Garten der Pusteblumen

Valeria Docampos einmalig schöne Illustrationen kennt man bereits aus dem Bilderbuch „Die große Wörterfabrik“ von Agnès de Lestrade. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an dieses neue von ihr illustrierte Buch, diesmal von Noellia Blanco geschrieben. Ein Anspruch, der glücklicherweise nicht enttäuscht wird, dieses Buch hinterlässt mit seinen traumhaften Illustrationen und seiner zauberhaften Geschichte ein ebenso wohliges Gefühl, wie es schon der „Wörterfabrik“ gelungen war.

Das Thema des Buchs, die Kraft der Wünsche, ist kein Neues und wurde schon vielfach in Büchern für alle Altersgruppen behandelt. Hier wird es jedoch so erfrischend und bezaubernd umgesetzt, dass dies niemanden stören dürfte. Die Perfekten Maschinen verkörpern eindrucksvoll eine Welt, in der es keine Wünsche mehr gibt, in der alles vollkommen ist, keine Begehrlichkeiten unerfüllt bleiben. Was zunächst wie ein traumhafter Zustand wirken mag, ist in Wirklichkeit eine sehr arme Gesellschaft, der die Magie und die Träume fehlen, denn Perfektion ist immer auch ein wenig langweilig – ob es sich nun um Menschen oder Dinge handelt.

Anna, die Hauptfigur, lässt sich vom allgemeinen Trend nicht anstecken, sie hat sich das Träumen und Wünschen bewahrt – und ist damit eine gelungene Sympathieträgerin für die Leser und Leserinnen dieses Buchs, von denen sich sicherlich die meisten mit ihr identifizieren können. Die zweite Figur der Geschichte mutet fast noch märchenhafter an: Der Vogelmann, der einem der ältesten Träume der Menschheit nachhängt: dem Fliegen. Passend dazu trägt er einen langen Schnabel am Kopf und – leider untaugliche – Flügel an den Armen. Besonders Erwachsene mögen in der Geschichte die eine oder andere Ungereimtheit finden (wie etwa, wo die Perfekten Maschinen ursprünglich herkamen), doch sollten solche Überlegungen nicht die märchenhafte Atmosphäre und poetische Botschaft des Buches zunichte machen.

Noellia Blanco erzählt die Geschichte um Anna und den Vogelmann in einfachen, leicht verständlichen Worten und dennoch ungemein poetisch. (Ein Kompliment gebührt hier auch Anna Taube für die wunderbare Übertragungs ins Deutsche!) Diese Worte und die Illustrationen von Valeria Docampo könnten nicht besser zusammenpassen. Docampos Stärke sind das Spiel mit Licht und Schatten und die Komposition aus sehr harmonischen Farben, aus denen sie mit Hilfe von gekonnten Farbverläufen sehr plastische Kulissen und Figuren erschafft. Im Gegensatz dazu sind die Wünsche in einfachen weißen, an Kreide erinnernden Strichen dargestellt, die zunächst in ihrem Kontrast verwirren mögen, aber dennoch ins Gesamtbild passen.