Die Fundsache

Autoren
Illustrator
Shaun Tan
Übersetzer
Eike Schönfeld
Verlag
Aladin Verlag

Zusammenfassung zu “Die Fundsache”

Eines Tages findet der Erzähler am Strand ein Ding, das ganz allein ist, um das sich niemand kümmert. Er nimmt es mit und spielt mit ihm, weil es ihm leidtut. Schließlich ist es ganz freundlich, auch wenn es seltsam aussieht. Doch wohin mit ihm? Es ist schließlich ganz allein. Auch Freund Pete weiß keinen Rat, also muss er es mit nach Hause nehmen. Die Eltern beachten das Ding erst gar nicht. Darauf hingewiesen, machen sie sich Sorgen und verlangen, es müsse zurückgebracht werden, wo es herkommt. Also nimmt der Erzähler das Ding mit zum Bundesamt für Krimskrams, denn angeblich kümmere man sich dort um verlorene Dinge. Doch dort angekommen gibt jemand dem Erzähler den Rat, das Ding lieber nicht im Amt zu lassen, denn dort würde es vergessen, zurückgelassen und glattgebügelt, und drückt ihm eine Visitenkarte mit einem Pfeil in die Hand. Mit dieser Karte machen sich die beiden auf den Weg einen Ort zu suchen, wo das Ding hingehört…

Wichtige Charaktere

  • der Erzähler
  • seine Eltern
  • sein Freund Pete
  • das Ding

Zitate

„Es passierte alles vor ein paar Sommern, an einem stinknormalen Tag am Strand. Viel war nicht los. Ich war wie immer unermüdlich mit meiner Kronkorkensammlung beschäftigt und blieb ohne besonderen Grund stehen. Da sah ich das Ding zum ersten Mal.“

„Mir blieb nichts anders übrig, als das Ding mit zu mir zu nehmen. Ich konnte es ja nicht einfach auf der Straße rumlaufen lassen. Außerdem tat es mir leid.
Meine Eltern bemerkten es erst gar nicht. Wohl zu sehr mit aktuellem Kram beschäftigt.
Schließlich musste ich sie darauf hinweisen.
‚Es hat dreckige Füße!‘, kreischte Mama.
‚Es könnte alle möglichen Krankheiten haben‘, warnte Papa.
‚Bring es dahin zurück, wo du es herhast‘, verlangten beide wie aus einem Mund.
‚Es ist allein‘, sagte ich, aber da redeten sie schon wieder über etwas anderes.“

Links

Englischsprachige Website zum Kurzfilm

Trailer zum Kurzfilm

Persönliche Bewertung

Ein magisches Buch, das eine warmherzige Freundschaftsgeschichte erzählt

5 von 5

Dieses Bilderbuch ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass der Autor in seinem unvergleichlichen Stil ein großartiges künstlerisches Talent beweist, auch die Geschichte ist rührend, phantastisch und tiefsinnig zugleich. Auch die Aufmachung des Buches ist hochkreativ und einzigartig: Der Autor verwendete die Physikbücher seines Vaters für seine Collagen, mit denen er seine Bilder einbettet. (Für die deutsche Übersetzung lieferte er übrigens auch das passende Material.) Auf dem Cover sind sogar Verlag, ISBN und weitere Daten in die Collage eingebunden und ergeben damit ein Gesamtkunstwerk.

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 6 Jahren. Inwieweit Kinder in diesem Alter tatsächlich den Tiefsinn der Geschichte vollständig begreifen und sich an den technischen Collagen erfreuen, sei dahin gestellt. Tatsache ist jedenfalls, dass „Die Fundsache“ mindestens genauso ein Bilderbuch für Erwachsene ist. (Übrigens passt der Originaltitel deutlich besser zur Geschichte: „The Lost Thing“, was sowohl bedeuten kann, dass das Ding verloren wurde als auch, dass es sich verloren fühlt, also einsam und allein ist.) Wunderbar ist die Ironie, mit der der Erzähler behauptet, die Geschichte hätte keine Moral und sei nicht besonders tiefsinnig. Sehr aktuell ist auch seine Überspitzung der hektischen und ich-bezogenen Gesellschaft, in der niemand merkt, was um ihn herum passiert, in der sich niemand um den anderen kümmert: Selbst etwas so Ungewöhnliches und Großes wie das Ding (ein Wesen in einer Art Teekanne) nimmt niemand mehr wahr! Alle sind zu sehr mit alltäglichem Kram beschäftigt und können sich nicht lange genug konzentrieren, um sich dem Problem des Dings zu widmen. Das Ding steht für etwas oder jemanden, der seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden hat, der nicht hineinpasst, der anders ist.

Auch der Erzähler hat seine Besonderheiten: Mancher kleine Leser mag sich nach diesem Buch dazu inspiriert sehen, selbst Kronkorken zu sammeln und mancher Erwachsene mag sich vielleicht an die eigene Sammlung zurück erinnern. Letztendlich gibt es zwar eine Art Happy End, als das Ding einen Platz findet, doch gleichzeitig endet das Buch mit einer gewissen Wehmut, wenn sich andeutet, dass der Erzähler langsam erwachsen wird. Er nimmt Besonderheiten wie das Ding, von denen es sicher noch mehr gibt, kaum noch wahr, und ist selbst mit Alltäglichkeiten beschäftigt. Und genau das kann auch als Moral dienen: Den Blick nicht für die wichtigen Dinge verlieren, ein Gespür dafür behalten, wenn jemand Hilfe benötigt!

Fazit

Ein einzigartig illustriertes Bilderbuch mit einer skurrilen Hauptperson und einer wunderschön verpackten Moral. Magisch!

Originaltitel
The Lost Thing
ISBN10
3848900394
ISBN13
9783848900398
Dt. Erstveröffentlichung
2009
Gebundene Ausgabe
32 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 6 Jahren