Southern Reach Trilogie (1) – Auslöschung

Autoren
Übersetzer
Michael Kellner
Verlag
Antje Kunstmann Verlag

Zusammenfassung zu “Southern Reach Trilogie (1) – Auslöschung”

Area X ist ein unbewohntes Gebiet, das von einer unsichtbaren Grenze umgeben ist. Regelmäßig werden von einer geheimen Regierungsorganisation namens Southern Reach Expeditionen dorthin entsandt, um herauszufinden, was in dem unbevölkerten und von der Natur zurückeroberten Gelände geschieht. Die Expeditionsteilnehmer kommen entweder verändert zurück oder bleiben hinter der Grenze. Die zwölfte Expedition besteht aus vier Frauen: einer Biologin, einer Psychologin, einer Anthropologin und einer Vermesserin. Die Linguistin, die ursprünglich Teil der Gruppe sein sollte, entschied sich während der Vorbereitung auf die Expedition anders und blieb zurück. Dank einer Hypnose überwinden alle drei Frauen die Grenze, ohne dies bewusst mitzuerleben, und machen sich auf dem Weg zum Basislager. Schon auf ihrem Weg fällt ihnen ein Leuchtturm auf, der von Teilnehmern vorheriger Expeditionen in ihren Berichten erwähnt wurde. Sie stoßen in der Nähe des Lagers allerdings auf eine Merkwürdigkeit, die bisher von niemandem berichtet wurde: ein Tunnel, in dem Treppenstufen in den Boden führen, der jedoch von der Biologin als „Turm“ wahrgenommen wird.

Die Erforschung des „Turm“-Tunnels führt zu ebenso unerklärlichen wie beängstigenden Ergebnissen: An der Wand des Tunnels befinden sich Schriftzeichen, die offenbar von einem Organismus gebildet werden. Während ihrer Untersuchung kommt die Biologin dieser Schrift und den winzigen, handförmigen auf ihr lebenden winzigen Lebewesen so nahe, dass es zu einer Kontaminierung kommt, von denen sie den drei anderen Frauen nichts erzählt. Die Sporen sorgen dafür, dass die Biologin gegen die nächste Hypnose der Psychologin immun ist, sie lässt sich nicht beeinflussen. Die Meinungen über den „Turm“ und die Frage, ob dieser weiter untersucht werden soll, gehen auseinander. Doch dann fehlt am kommenden Morgen die Anthropologin. Als die Biologin und die Vermesserin wieder hinabsteigen, finden sie die tote Expeditionsteilnehmerin und müssen sich die Frage stellen, wer oder was sie getötet hat und ob die Psychologin daran schuld ist…

Wichtige Charaktere

  • die Biologin
  • die Psychologin
  • die Vermesserin
  • die Anthropologin
  • der Crawler
  • der Leuchtturmwärter
  • der Mann der Biologin

Zitate

„Aber viel schlimmer war dieses tiefe, mächtige Wehklagen während der Dämmerung. Der Wind vom Meer und die merkwürdige Stille des Hinterlands trübten unseren Orientierungssinn, wir wussten nicht, woher es kam, und so schien dieses Klagen in das schwarze Wasser einzusickern, das die Zypressen durchtränkte. Das Wasser war so schwarz, dass wir unsere Gesichter darin sehen konnten, und es geriet niemals in Bewegung, wie Glas, spiegelte nur das wie Bärte herabhängende spanische Moos, das die Zypressen umhüllte. Wenn man über dieses Gebiet Richtung Meer schaute, sah man nichts anderes als schwarzes Wasser und das Grau der Zypressenstämme, an denen reglos die Flechten hinabflossen. Nur das tiefe Wehklagen war zu hören. Die Wirkung versteht man nur, wenn man dort gewesen ist. Auch die Schönheit all dessen versteht man nicht, und wenn man Trostlosigkeit schließlich als schön empfindet, dann hat sich etwas in einem verändert. Dann ist die Trostlosigkeit dabei, sich im Inneren auszubreiten.“

„Während wir dem Licht entgegenstiegen, versuchte ich mich abzulenken. Immer wieder ging ich alle Stationen unserer Ausbildung durch, um einen Hinweis, einen Fetzen Information zu finden, der irgendeine Erklärung dessen bot, was wir entdeckt hatten. Aber mir fiel nichts ein und ich konnte nur über meine Gutgläubigkeit staunen, dass man uns überhaupt irgendetwas von Nutzen beigebracht hatte. Man hatte immer betont, wie wichtig unsere jeweiligen Fähigkeiten und unser Grundlagenwissen seien. Aber im Rückblick sehe ich deutlich, wie wir willentlich im Unklaren gelassen oder irregeleitet wurden, und das unter dem Vorwand, wir sollten keine Angst haben oder uns überfordert fühlen.“

Alle Bände der Southern Reach Trilogie

1. Auslöschung
2. Autorität
3. Akzeptanz

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Leseprobe beim Verlag

Persönliche Bewertung

Ungewöhnliche utopische Erzählung, auf die es sich einzulassen lohnt

5 von 5

Jeff Vandermeer kommt mit sehr wenigen Charakteren aus und erschafft eine surreale Welt, die wenig greifbar erscheint. Berichtet wird die Geschichte von einer Ich-Erzählerin, über die jedoch zu Anfang nur sehr wenige Informationen bekannt sind, nicht einmal ihr Name. Im Verlauf der Geschichte erfahren Leser mehr über die Biologin und ihre Hintergründe, als Figur bleibt sie jedoch etwas unnahbar und distanziert. Es wird deutlich, dass sie nur die Informationen über sich selbst mit dem Leser teilt, die sie für angemessen hält. So bleiben viele Fragen unbeantwortet. Man hat nicht das Gefühl, die Hauptfigur zu kennen, darum fällt auch eine Identifikation schwer. Dies ist sicherlich vom Autor so beabsichtigt: dieses Buch soll sich wie ein Expeditionsbericht lesen. Die Leser werden zu Teilnehmern einer kommenden Expedition, die die Schilderungen der Biologin lesen.

„Auslöschung“ von Jeff Vandermeer ist nicht nur eine utopische Geschichte, sondern auch eine psychologische Studie, die persönliche Motivationen und Beziehungshintergründe der Biologin in den Kontext der Handlung einbettet. Thematisiert wird zum Beispiel das Grauen des Unbekannten und der Einsamkeit, das Misstrauen, die Manipulation durch Hypnose, der Verrat und die schleichenden geistigen Beeinflussung durch die Umstände, die Umgebung.

Der Eindruck der Ereignisse insgesamt ist ein surrealer, wie von einer anderen Welt. Während des Lesens fühlt man sich als außenstehender Beobachter, der jedoch nur so viel zu sehen und lesen bekommt, wie die Hauptfigur zulässt. Es wird weniger ein voyeuristischer als vielmehr ein zunehmend intimer Einblick in ihre Psyche und Erlebnisse gewährt. Die Interpretation bleibt teilweise dem Leser selbst überlassen, inwieweit die Erklärung der Geschehnisse als reine Science Fiction, als surreale Bedrohungen verstanden oder auch psychologisch interpretiert werden.

Ein besonderer Schauplatz ist die höchst unwirkliche, bedrohliche und gleichzeitig faszinierende Kulisse des Turms/Tunnels, abgesehen von der eigentlichen Gefahr in seinem Inneren, von der an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden soll. Von der Welt außerhalb ist wenig bekannt, sie könnte der unseren sehr ähnlich sein, aber auch völlig anders. Wenn die Welt außerhalb von Area X thematisiert wird, geht es nur um die Vorbereitung der Expedition und die Geschichte der Biologin, so bleibt sie eine vage Vorstellung, weitgehend der Fantasie der Leser überlassen.

Das Ausmaß dessen, was Area X ausmacht und wie es entstand, bleibt ungeklärt. Das Ende dieses ersten Bandes ist sehr offen. Es bleibt sogar unbeantwortet, ob die gleiche Erzählerin auch Teil 2 und 3 berichten wird. Es ist sehr gut denkbar, dass andere Erzähler auftauchen.

Fazit

Der Auftakt der „Southern Reach“ Trilogie ist sicherlich nicht für alle Leser eine geeignete Lektüre. Wer Action erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Spannung in der Geschichte nährt sich stattdessen von subtilen Andeutungen, von unterschwelligem Grauen und einer schleichenden Entwicklung. Der niveauvolle Schreibstil (gekonnt von Michael Kellner übersetzt) trägt seinen Teil zu einem anspruchsvollen Buch bei, dessen Fortsetzung zum Glück nicht lange nach dem Erscheinen des ersten Bandes im Handel erhältlich ist.

Originaltitel
Annihilation
ISBN10
3888979684
ISBN13
9783888979682
Dt. Erstveröffentlichung
2014
Broschierte Ausgabe
240 Seiten
Empfohlenes Lesealter
Ab 14 Jahren

Eine Antwort zu
Southern Reach Trilogie (1) – Auslöschung

  1. Thorsten

    1 von 5

    Es ist eine Qual das Buch zu lesen. Der Klap­pen­text und die Auf­ma­chung laden zum Lesen ein, aber hat man erst­mal ange­fan­gen, stellt man sehr schnell fest, dass der Schreib­stil sehr aus­schwei­fend und nichts­sa­gend ist. Das von Ilga rezen­sier­te Grau­en tritt nur in Form von schwe­rer wer­den­den Augen­li­dern auf. Die Welt wirkt zusam­men­hang­los und will­kür­lich, ohne dem Leser Angreif­s­punk­te oder Grün­de zu lie­fern. Die Cha­rak­te­re sind platt und eigent­lich über­flüs­sig. Sie tra­gen nichts zur Geschich­te bei. Das gilt selbst für den Haupt­cha­rak­ter, der als Beob­ach­ter der Welt fun­giert und über den man Aus­schnit­te sei­ner Ver­gan­gen­heit lesen muss, die genau genom­men … nichts mit der Geschich­te zu tun haben und viel­leicht nur als Lücken­fül­ler die­nen sol­len. Ein König­reich für die Gedan­ken des Autors.

    Fazit: Mich konn­te das Buch nicht abho­len. 1 Stern, weil ich zynisch bin und es sicher gut bren­nen wür­de und weil man super dazu ein­schla­fen kann.