Interview mit Sarah Roloff
Im Buchhexe-Interview erzählt Illustratorin Sarah Roloff von ihrem neuen Buchprojekt "Mein Bruder", gibt Einblicke in ihre aufwendige Arbeitsweise und verrät, warum sie Geschichten erzählen möchte.
An besonders gestalteten Bilderbüchern können wir nicht ohne weiteres vorbeigehen. So war es auch bei „Als der Bär vom Baum fiel“, dem Debüt von Sarah Roloff aus dem Aladin Verlag. An ihren „Geschichten aus dem Unterholz“ (Arbeitstitel des Buches) hat sie sage und schreibe 1000 Stunden gearbeitet! Das liegt an ihrem aufwendigen Illustrationsstil, den es in Deutschland in dieser Form kein zweites Mal gibt. Nun hat sie es wieder getan, noch mehr Stunden investiert und nach viel Gebastel ihr zweites Bilderbuch für ihren Bachelor fertiggestellt, denn Sarah studiert derzeit noch an der HAW Hamburg Illustration. Zu „Mein Bruder“ gab es bereits eine Ausstellung im Hamburger Hafenmuseum, zur Zeit sucht sie einen Verlag, der das Werk publiziert. Ich freue mich sehr, dass Sarah der Buchhexe so viele Einblicke in ihre Arbeit gewährte.
Buchhexe: Du hast in dein Bilderbuchdebüt „Als der Bär vom Baum fiel“ um die 1000 Stunden Zeit und Arbeit investiert. Wie viele waren es für „Mein Bruder“?
Sarah Roloff: Noch mehr. Es gibt viel mehr verschiedene Figuren und Orte… die Kulissen bedeuten den eigentlichen Zeitaufwand, weil sie aus so vielen Einzelteilen bestehen. Da läppern sich die Stunden schnell zusammen.
Buchhexe: Wieso hast du dich für ein weiteres Bilderbuch entschieden, obwohl du ursprünglich einen Animationskurzfilm als Abschlussarbeit einreichen wolltest?
Sarah Roloff: Oh, das ist ein Missverständnis deinerseits. Aber keine Sorge, sogar die Professoren, die meine Projekte betreuen, kommen dauernd durcheinander. „Mein Bruder“ ist meine Bachelorarbeit und war auch von vornherein so geplant. Inzwischen studiere ich im Master und werde dort einen Animationsfilm realisieren. Die meisten kommen durcheinander, weil sie davon ausgehen, „Als der Bär vom Baum fiel“ sei meine Abschlussarbeit, aber das stimmt nicht, das war nur ein Semesterprojekt (das zugegeben etwas größenwahnsinnig angelegt war, wie mein Vater jetzt sagen würde).
Buchhexe: Wie bist du auf die Idee für „Mein Bruder“ gekommen?
Sarah Roloff: Das kann ich gar nicht mehr genau sagen, die grobe Idee für die Geschichte eines Jungen, der mit Tieren sprechen kann, aber vielleicht auch manchmal etwas Probleme mit seinen Grenzen hat, hatte ich schon vor langer Zeit, und habe sie für den Bachelor wieder ausgegraben. Generell kann ich wohl sagen, dass am Anfang jeder Geschichte oder Idee bei mir ein Gefühl steht. Bei vielen Künstlern, die ich kenne, steht am Anfang ein Bild; aber ich glaube, dass es bei mir eigentlich immer ein Gefühl ist, das mich beschäftigt – und plötzlich macht es „klick“ und ich habe die Idee zu einer Geschichte, die für mich von diesem Gefühl erzählt.
„…ich hatte tagelang unfassbar schlechte Laune, weil es mir partout nicht gelingen wollte, stabile Stühle zu bauen…“
Buchhexe: Was war das Schwierigste am Buch und hast du eine Lieblingsstelle?
Sarah Roloff: Schwierigkeiten lauerten an jeder Ecke. Das fing an damit, dass ich mir selber eine Geschichte aufgehalst hatte, in der Menschen die Hauptrolle spielen, und keine Ahnung hatte, wie ich überhaupt Menschen-Puppen bauen soll. Bei Tieren fällt mir die Abstraktion viel leichter (ich glaube, das ist aber ein verbreitetes Problem). Dann schwebten mir sehr starke Lichtatmosphären vor, obwohl mir klar war, dass ich diese technisch nicht selbst umsetzen könnte. Das Problem löste sich glücklicherweise, weil ich in Sin Huh einen tollen Beleuchter fand, der den Atmosphären viel Leben einhauchte. Es gab kleine unerwartete Schwierigkeiten – ich hatte tagelang unfassbar schlechte Laune, weil es mir partout nicht gelingen wollte, stabile Stühle zu bauen – und es gab große Probleme. Bei keinem anderen Projekt vorher musste ich mir den Raum dafür so sehr erkämpfen, weil im letzten Jahr auch die „reale Welt“ viel von mir einforderte. Lieblingsstellen habe ich mehrere, aus verschiedenen Gründen. Mein Lieblingsbild ist zum Beispiel das, wo die beiden Brüder nach dem Streit mit der Mutter gemeinsam im Zimmer sitzen und Musik hören. Das fühlt sich für mich so an, als hätte ich dabei gesessen.
Buchhexe: In deinem neuen Buch kann ein Junge mit Tieren sprechen. Dialoge gibt es aber nicht zu lesen, du hast dich dafür entschieden, den großen Bruder erzählen zu lassen, warum?
Sarah Roloff: Intuition.
„…alle Geschichten, die ich erzähle, entspringen letztlich einem Gefühl, das ich einzufangen versuche.“
Buchhexe: Gibt es reale Vorbilder für die Menschen und Tiere im Buch?
Sarah Roloff: – Hmmm… ja und nein. Finn und Lukas sind beispielsweise keinem Menschen, den ich wirklich kenne, direkt nachempfunden. Aber ich habe ja schon gesagt, alle Geschichten, die ich erzähle, entspringen letztlich einem Gefühl, das ich einzufangen versuche. Insofern steckt irgendwie schon viel von mir in einigen Figuren drin; und zwar nicht so direkt „Ich bin Lukas und mein echter kleiner Bruder ist wie Finn“… sondern eher ist es so, dass ein Teil von mir wie Finn ist, und einer wie Lukas und einer wie Mona. Das Stachelschwein ist die einzige Figur, bei der ich klar benennen könnte, wer das Vorbild war (das ist KEIN Teil von mir). Und der Kalmar ist die Summe aus mehreren Menschen, die ich kenne.
Als ich die Mutter gebaut habe, haben mich übrigens viele Freunde angesprochen und gesagt, sie würde mir optisch sehr ähnlich sehen. Dann hat mein Ex-Freund angerufen, der die Mutter-Puppe auf dem Blog gesehen hatte, und meinte, ich hätte noch nie so eine häßliche Puppe gebaut. Das fand ich sehr witzig, weil es nicht hieß, dass mein Ex-Freund mich häßlich fand, sondern weil es zeigte, wieviel der Betrachter auch selbst in die Puppen hineininterpretiert. Und das, obwohl sie ja konkreter sind als beispielsweise eine Zeichnung, die immer vom Betrachter interpretiert werden muss.
Buchhexe: In „Mein Bruder“ gibt es einen leuchtenden Kalmar und leuchtende Quallen. Wodurch kommt das Leuchten zustande?
Sarah Roloff: Technisch!? Die Kalmar-Puppe habe ich mit einer phosphoreszierenden Flüssigkeit bemalt und unter Schwarzlicht fotografiert. Die Quallen leuchten durch eingebaute LED-Lampen. Sie bestehen aus Glycerin-Seife, die in eine Plastik-Halbkugel gegossen wurde. Vorher habe ich in die Halbkugel eine LED-Diode und Draht-Tentakel eingelassen. Wenn die Seife dann erstarrt, hält alles zusammen. Die Quallen haben auf der Rückseite kleine Knopfzellen, die sie mit Strom versorgen.
Buchhexe: Es gibt eine Stelle im Buch, da zeichnest du die Umrisse des U-Boots und viele Zahnräder und Fische. Kannst du dir vorstellen, öfter diese Technik anzuwenden?
Sarah Roloff: Ja, tatsächlich experimentiere ich gerade damit herum, Puppen und Zeichnungen zu kombinieren. Wie gesagt, das eigentlich zeitaufwändige sind die Kulissen, und manchmal würde ich gerne etwas mit Puppen machen, ohne dass es gleich ein Riesenaufriss wird. Außerdem schätze ich das Atmosphärische meiner Technik sehr, finde es aber auch interessant, das Ganze in der Kombination mit Zeichnung wieder etwas grafischer zu begreifen.
Ich habe gerade für das Illustrationsmagazin LUKS zum ersten Mal zwei Illustrationen gemacht, wo Puppen in eine angedeutete gezeichnete Umgebung gesetzt sind. Für Zeitschriften ist das ganz praktisch, weil ich so schneller arbeiten kann und das Ergebnis eben grafischer ist. Aber letztendlich: Für manche Projekte/Ideen wird der bisherige Puppenstil sicher weiterentwickelt werden, für andere Projekte eignet sich die Kombination aus Puppe und Zeichnung vielleicht besser. Das finde ich schön, so wird mir nicht langweilig.
„Perspektive? Krumm und schief. Proportionen? Total falsch. Licht und Schatten? War mir schleierhaft.“
Buchhexe: Wie hast du deine „Puppentechnik“ entwickelt? Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Sarah Roloff: Lange Geschichte…. ich habe tatsächlich relativ spät erst mit dem Zeichnen angefangen, da war ich 26. Ich bin dann direkt an der Kunsthochschule angenommen worden, und saß da in den Basiskursen, und hatte das Gefühl, ich kann gar nix: Perspektive? Krumm und schief. Proportionen? Total falsch. Licht und Schatten? War mir schleierhaft. Die zeichnerischen Ergebnisse in den Kursen waren total verkrampfte und verknotete 0-8-15-Bilder, und ich war sehr frustriert. Um das Zeichnen nach der Realität zu üben, nahm ich mir „heimlich“ ein Skizzenbuch mit, und zeichnete darin, wann immer ich irgendwo warten musste. Und ohne darüber nachzudenken, machte ich lineare Zeichnungen, einfache schwarz-weiße Outlines. Das sagt bestimmt etwas darüber aus, wie ich die Welt wahrnehme, aber das würde jetzt zu weit führen. Auf jeden Fall hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass die Bilder einen Ausdruck hatten, und in sich rund waren, und wirklich meins. Also ging ich weiter in diese Richtung, probierte die Technik im Großformat aus (There are places I remember), und weil die Weißflächen dann auch sehr groß und leer wurden, fing ich an, Strukturen aus Linien zu entwickeln, mit denen ich sie füllen konnte. Dann fing ich an, diese Technik auf Figuren zu übertragen – echte Menschen (Bärtige Männer mit viel zu großen Nasen) und ausgedachte Figuren (Nobody loves sad girls).
Für diese ausgedachten Figuren entwickelte ich eine zeichnerische Lösung für Fell, und eine für Federn. Dann näherte sich eine Ausstellung, zu der ich neben Bildern auch gerne kleine Animationen zeigen wollte. Da ich für die Ausstellung etwas über Wald machen wollte, baute ich eine Eulen-Puppe, die ich animieren wollte, und benutzte für ihre Oberfläche die Feder-Struktur-Zeichnung, die ich entwickelt hatte.
„Dann schmiss ich die ganze gezeichnete Geschichte um, und fing an, das Projekt mit meinem ‚Puppenstil‘ zu machen.“
Und dann kam der Zufall: ich wollte am Illustrationswettbewerb in Bologna teilnehmen, der sich aber zeitlich überschnitt mit der geplanten Ausstellung. Ich hatte angefangen, die Geschichte über die Tiere im Wald zu zeichnen, und wollte die Originalzeichnungen bei der Ausstellung zeigen. Gleichzeitig musste ich in Bologna aber auch Originale einreichen. In dieser Patt-Situation kam mir die Idee, dass ich für Bologna schnell einige Fotos mit der Eulen-Puppe machen könnte, die ich ja gerade gebaut hatte. Und dann packte es mich, ich machte eigentlich aus der Not heraus fünf Fotos, und merkte: Das ist es, das will ich weiter machen! Dann schmiss ich die ganze gezeichnete Geschichte um, und fing an, das Projekt mit meinem „Puppenstil“ zu machen. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf, obwohl mir vom ersten Moment klar war, dass ich mir da etwas total hirnrissig Aufwändiges eingebrockt hatte. Aber was soll man machen, es brachte einfach Spaß.
Buchhexe: In Deutschland ist deine Technik einzigartig. Welche Vorbilder hast du?
Sarah Roloff: Für den „Puppenstil“ tatsächlich keine, die im Bilderbuch zu finden wären, ich war da wohl eher durch den Animationsfilm geprägt. Als ich mit dem Puppenbauen erstmal anfing, fing ich auch an, mich für andere dreidimensional arbeitende Künstler zu interessieren. Direkte Vorbilder im wörtlichen Sinne habe ich keine, aber es gibt Künstler, die ich ganz großartig finde: Lori Nix‘ Dioramen finde ich sehr inspirierend, ebenso wie Frank Kunerts Arbeiten. Animationsfilme wie die Brother/Uncle/Cousin-Trilogie von Adam Benjamin Elliott, $9,99 von Tatia Rosenthal oder Fear of flying von Conor Finnegan begeistern mich, und interessiert verfolge ich Künstler, die Puppen einfach als Skulptur (wenn man das so nennen will) bauen: Lauri Faggioni oder Straight out of Jersey beispielsweise.
Buchhexe: Liest du selber Kinderbücher oder schaust dir Bilderbücher an? Welche Titel sind dir in Erinnerung geblieben?
Sarah Roloff: Ja, na klar! Spontan fallen mir als erste Titel „Die Regeln des Sommers“ von Shaun Tan (wunderschöne Bilder und Atmosphären), „Don’t let the pigeon drive the bus!“ von Mo Willems (unglaublich witzig und charmant), „La vie de Kuma Kuma“ von Kazue Takahashi (sehr berührend und charmant) und „Linsen, Lupen und magische Skope“ von Sven Nordqvist (eines meiner absoluten Lieblingsbücher als Kind) ein.
„…es interessiert mich nicht, für wen ein Buch gemacht ist.“
Buchhexe: Was macht für dich ein gutes Kinderbuch aus?
Sarah Roloff: Das weiß ich gar nicht, es interessiert mich nicht, für wen ein Buch gemacht ist. Für mich ist es ein gutes Sarah-Buch, wenn es mich berührt.
Buchhexe: Wieso möchtest du Geschichten erzählen?
Sarah Roloff: Das weiß ich auch nicht so genau. Ich habe es einfach immer getan. Als ich klein war, habe ich mir schon Geschichten ausgedacht, die meine Mutter für mich aufschreiben musste, weil ich noch gar nicht zur Schule ging. Später habe ich viele Jahre Filme gemacht, bevor ich dann mit dem Zeichnen anfing. Das Geschichtenerzählen ist das, was immer geblieben ist. Vermutlich mag ich es deshalb, weil es ein Weg ist, mich mit meinen Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen, indem ich mit ihnen spiele, anstatt ins Grübeln zu verfallen. Ich bin dabei ganz bei mir, aber spielerisch.
Buchhexe: Was ist dir beim Gestalten besonders wichtig?
Sarah Roloff: Na, dass es schön wird!
Buchhexe: Bist du immer schon eine Bastlerin gewesen?
Sarah Roloff: Ich bin als kleines Kind eine Zeichnerin gewesen, meine Eltern haben dicke Stapel Zeichnungen und sogar selbstausgedachte „Bilderbücher“. Daran kann ich mich aber ehrlich gesagt nicht mehr erinnern. Ich habe wohl damit aufgehört, als ich in die Schule kam. Nein, danach bin ich eigentlich keine große Bastlerin gewesen. Eher eine Denkerin, ich hab mich für Naturwissenschaften interessiert und wahnsinnig viel gelesen.
Buchhexe: Wäre es denkbar, dass du zukünftig deine Puppen in Fotos hineinsetzt, um Zeit und Kosten einzusparen? Diese Art der Gestaltung, die man von „Pumuckl“ oder „Roger Rabbit“ kennt, findet man bisher nicht unter den aktuellen Neuerscheinungen auf dem Bilderbuchmarkt…
Sarah Roloff: Interessante Idee! Aber Pumuckl oder Roger Rabbit sind ja gezeichnet; das ist einfacher, als ein Puppe bzw. das Foto einer Puppe in ein anderes Foto zu setzen. Wenn man zwei Fotos ineinanderkopiert, muss das Licht in beiden Fotos sehr ähnlich sein, sonst sieht es einfach nur schlecht gephotoshoppt aus… und dann ist es wieder so aufwändig, dass es keine Zeit spart. Wie oben schon gesagt, dann eher umgekehrt – ein Puppen-Foto in eine Zeichnung einbauen…
„Bei meinem ersten Buch habe ich sogar die Filmrechte behalten, weil mir das schon am Herzen liegt.“
Buchhexe: Kannst du dir eine filmische Umsetzung deiner beiden Bilderbücher vorstellen und fändest du das überhaupt wünschenswert?
Sarah Roloff: Ich kann es mir auf jeden Fall vorstellen – der Gedanke liegt wohl nahe – aber ich fände es für mich selber nicht interessant, das gleiche Projekt noch einmal umzusetzen. Wenn jemand anderes Lust darauf hätte, würde ich auf keinen Fall prinzipiell „Nein“ sagen, aber mir schon sehr genau ansehen, was derjenige vorhat. Bei meinem ersten Buch habe ich sogar die Filmrechte behalten, weil mir das schon am Herzen liegt.
Buchhexe: Deine Lieblingsmotive sind Tiere mit Rüsseln oder Bärten, reale oder fiktive. Woher kommt diese Vorliebe?
Sarah Roloff: Oha. Ja, ich habe eine sehr ausgeprägte Vorliebe für Bärte. Und für große Nasen. Und Rüssel sind ja letztendlich einfach SEHR große Nasen. Die Vorliebe ist übrigens nicht primär zeichnerischer Natur, aber findet sich dort natürlich wieder. Ich weiß nicht. Rubens hat üppige Frauen gemalt, ich zeichne halt bärtige Männer mit großen Nasen oder Tiere mit Rüsseln. Sollte ich irgendwann einen Mann mit Rüssel treffen, hätte ich wohl endgültig meine Muse gefunden.
„…durch die Kunst beschäftige ich mich spielerisch viel mit meinen Gedanken und Gefühlen, und so sind sie vielleicht anders als sie es wären, wenn ich sie immer schnell zur Seite schieben würde.“
Buchhexe: Verändert sich dein Blick auf die Welt durch deine Arbeit?
Sarah Roloff: Ich glaube, meine Arbeiten sagen eher etwas über meinen Blick auf die Welt aus, als dass sie ihn verändern würden… aber wie gesagt, durch die Kunst beschäftige ich mich spielerisch viel mit meinen Gedanken und Gefühlen, und so sind sie vielleicht anders als sie es wären, wenn ich sie immer schnell zur Seite schieben würde. Interessant fände ich, ob sich der Blick anderer auf mich durch meine Arbeit ändert, weil sie so Seiten an mir zu Gesicht bekommen, die ihnen sonst verborgen blieben. Aber ich traue mich nie zu fragen.
Buchhexe: Es gibt einen angefangenen Comic von dir, „Die Piratenkatze“. Wann wirst du dich ihm wieder widmen?
Sarah Roloff: Ich hoffe schon, dass ich irgendwann wieder zu dem Comic zurückkomme. Aber im Moment liegt es in der Schublade…
Buchhexe: Du hast neben deinen im Puppenstil gestalteten Büchern auch noch einige andere Bücher in anderen Stilen verfasst. Wie wirst du in Zukunft arbeiten?
Sarah Roloff: Als nächstes großes Projekt plane ich diesen Animationsfilm, das ist ja nochmal etwas anderes. Aber ich bin mir sicher, in jedem der Stile noch das eine oder andere Projekt zu verwirklichen, denn sie machen mir alle Spaß.
„Ich werde dieses Jahr versuchen, sowohl für ‚Mein Bruder‘ wie auch für ‚Nobody loves sad girls‘ einen Verlag zu finden, es wäre natürlich sehr schön, wenn das klappen würde.“
Buchhexe: Was hast du nach deinem erfolgreichen Studium vor? Was erwartest du dir noch von diesem Jahr, was können wir noch von dir erwarten?
Sarah Roloff: Naja, wie eingangs gesagt, ich studiere nun im Master weiter, mein Alltag hat sich also erstmal nicht großartig geändert. Ich gebe dieses Interview am Vorabend der ersten Ausstellung von „Mein Bruder“, und ich bin sehr gespannt, wie das Projekt ankommen wird. Ich werde dieses Jahr versuchen, sowohl für „Mein Bruder“ wie auch für „Nobody loves sad girls“ einen Verlag zu finden, es wäre natürlich sehr schön, wenn das klappen würde. Im Selbstverlag will ich noch ein paar kleine Hefte rausbringen, „Der erste warme Tag des Jahres“ wird den Anfang machen. Außerdem will ich im Sommer Siebdruck lernen, und hab schon ein paar Ideen für Siebdruck-Plakate. Aber vor allem: Ich habe dieses Filmprojekt vor mir, das wird ein ziemlich großes und aufregendes Projekt!
Für mich selber erwarte oder erhoffe ich mir, nachdem ich die letzten Monate ganz schön mit Output beschäftigt war, auch wieder etwas Input zu kriegen. Mehr Kaffee/Biertrinken mit mir lieben Menschen (mit und ohne Bart; aber hoffentlich haben alle Nasen), mehr Geld für Bücher und Kino ausgeben. In den Zoo gehen und seltsame Rüsseltiere angucken.
Buchhexe: Wenn Du magst, freuen wir uns auf deine Version einer Buchhexe. Eine Puppe kann es bei dem Zeitaufwand natürlich nicht sein. Aber vielleicht spielt ja in einer deiner nächsten Geschichten mal eine mit?
Sarah Roloff:Doch, ich würde euch eine bauen! Nach der Ausstellung, versprochen!?
Was für eine Ankündigung, eine eigene Buchhexe-Puppe zu bauen! Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet und sind super gespannt, wie Sarahs Buchhexe aussehen wird :) Mindestens genauso gespannt sind wir auf Sarahs weitere Werke, ob nun Puppen, Zeichenstil oder Animationsfilme, die Buchhexe-Daumen sind fest gedrückt für weitere Publikationen und eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft!