Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete
Zusammenfassung zu “Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete”
In einem Tal unterhalb der Schwarzen Berge am Schwarzen See wohnte in einem windschiefen Holzhaus eine gute Hexe. Sie hatte Kräuter unter der Decke hängen, einen Hexenbesen, einen magischen Spiegel und einen wärmenden Kamin. Man könnte meinen, sie hätte keine Sorgen, doch dem war nicht so. Die Hexe hatte nämlich, so furchtlos sie auch war, Angst vor der Dunkelheit. Ihre Kräuter wurden nicht wie unter Hexen üblich, im Mondschein gesammelt, und zur Walpurgisnacht zauberte sie sich stets einen Schnupfen als Entschuldigung für ihr Fernbleiben. Als ihr Zauberspiegel ihr dies unter die Nase reibt, beschließt die Hexe, etwas gegen ihre Angst zu unternehmen. Mit Tee, Senfbroten und einem Stapel Hexenbücher ausgestattet, sucht sie daher am nächsten Morgen vor ihrem Haus im warmen Sonnenschein nach einem passenden Zauberspruch und findet zuletzt auch einen. Nun muss sie nur noch alle Zutaten zusammensuchen und den dazugehörigen Zauperspruch aufsagen – die Lösung ihres Problems bringt jedoch nicht der Zauber…
Wichtige Charaktere
- eine Hexe
- ihr Zauberspiegel
- ihre Cousine, die Graphithexe
- eine Kröte
- der Geist von Guntram dem Bärtigen
Zitate
„Den passenden Zauber fand die Hexe in einem beinah vergessenen Buch mit dem Titel ‚Allerlei Übel, wie man sie wunderlich hervorbringe oder wider denselben Abhülfe schaffe‘. Sie hatte es bisher dazu benutzt, den Küchenschrank am Kippeln zu hindern.“
„‚Den Mond hole ich mir vom Grund des schwarzen Sees,‘ dachte die Hexe. Es hieß, dass dort einmal ein Stück vom Mond mitten hineingefallen sei. Es hieß allerdings auch, der Zauberer, der früher am See gewohnt hatte, spuke dort als Wassergeist. Aber das war vielleicht nur erfunden. ‚Zum Glück‘, dachte die Hexe, ‚habe ich vor gar nichts Angst. Außer vor der Dunkelheit. Sonst würde ich hier sicher nicht gerne schwimmen.'“
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Persönliche Bewertung
Ein rundum gelungenes Hexenbilderbuch mit Wohlfühlfaktor gegen die Angst im Dunkeln
Das dritte Bilderbuch von Autorin und Illustratorin Konstanze Spengler widmet sich dem Thema Angst im Dunkeln. Dafür eine Hexe als Hauptfigur zu wählen, war von ihr besonders geschickt, würde man diese Angst bei einer „echten“ Hexe doch nicht erwarten. So wird den Kindern gezeigt, dass selbst „übernatürliche“ Wesen mit magischen Kräften Ängste haben können, seien sie auch noch so unbegründet. Nicht nur die als ältere lievevolle Frau charakterisierte Hexe als sympathische Indentifikationsfigur zeugt von Spenglers Gespür für eine gelungene Geschichte, sondern auch die weiteren originellen Figuren, wie die Graphithexe, der Zauberspiegel, die Kröte oder das seines Bartes beraubte Gespenst.
Den Reiz des Buchs machen bis auf die kurze Erwähnung eines Busses vor allem seine Zeitlosigkeit und das Spielen mit Motiven aus. Naürlich kommen einem Dinge wie der Zauberspiegel oder eine Kröte bekannt vor, und auch Gespenster sind keine neue Erfindung. Es gelingt der Autorin allerdings in wunderbarer Weise, allem einen guten Schuß Humor in Text und Bild hinzuzufügen. So wirkt das Buch vertraut, und dennoch verströmt es den Hauch von Neuem. Nicht nur die Spannung bleibt bis zur letzten Seite erhalten, wird durch die wiederholte Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Messer der Hexe sogar noch gesteigert, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Neben der Beleuchtung aus Gespensterbärten, dem dressierten Teekessel, den Senfbroten oder dem Gewittergrog sind es vor allem die Gespräche der Hexe mit dem hochnäsigen Spiegel (den sie zur Strafe mit ihrem „hässlichsten Kopftuch“ verhängt) und der plötzlich sprechenden Kröte, die unterhalten.
Die Geschichte wird von Constanze Spengler mit ganz dem Thema verpflichteten Illustrationen in Aquarelltechnik begleitet. Schon die Umschlaginnenseiten umrahmen durch die sieben zu sammelnden Zutaten den Inhalt. Die Zahl sieben ist selbstverständlich auch keinesfalls zufällig gewählt, ist es doch eine mystische Zahl, die auch in vielen Märchen eine Rolle spielt. Bereits mit dem Titelblatt beginnt die Dunkelheit, die in der Geschichte die tragende Rolle spielt – man muss schon genau hinschauen, um die Tiere zu entdecken, die des Nachts im Wald unterwegs sind. Als Kontrast dazu dienen der Künstlerin keine grellen Leuchtfarben, sondern sie bedient sich eines freundlichen Gelbs oder Oranges, das mal von Sonnenlicht, mal von Kamin oder Kerzen die Seiten erwärmt. Hinzu kommen die atmospärischen Zeichnungen der Ruine mit dem bläulich schimmernden Gespenst, die Graphithexe in ihrem von schimmernden Gespensterbärten erhellten Zuhause und die Liebe fürs Details wie das windschiefe Haus mit den Fliegenpilzen im Vorgarten.
Auch inhaltlich kann die Geschichte überzeugen, weil sie sehr rund daherkommt. Spengler vergisst wirklich niemanden. Die Hexe findet in der Kröte einen neuen Freund, sodass sie keine Angst mehr hat, die Kröte darf am Leben bleiben und sogar den Winter über ins wärmende Haus der Hexe ziehen, die Graphithexe bekommt einen Zauberspiegel, der ihr die Teerpappen-Zigarillos abgewöhnen wird, und sogar das Gespenst erhält seinen Bart zurück (die Geschichte wird in den passenden Illustrationen zu Ende erzählt). Darüber hinaus können durch den Zauberspiegel von Schneewittchens Stiefmutter Verknüpfungen zu den Märchen der Gebrüder Grimm hergestellt werden, und sogar das Thema Umweltverschmutzung wird am Ende noch indirekt durch die Explosionen des Wassergeistes erwähnt, was eine über die Geschichte hinausgehende Vertiefung ermöglicht.
Fazit
Eine rundum gelungene Geschichte, die alles enthält, was man sich als Kind nur wünschen kann: Tolle Illustrationen, liebenswerte Charaktere, Spannung, Spaß und einen gewissen Tiefgang. Besonders erfreulich ist, dass niemand durch die Hexe in der Geschichte Schaden nimmt, und durch ihren Perspektivwechsel am Ende angedeutet wird, dass nicht nur wir ein Recht auf Leben haben!
- ISBN10
- 3356015567
- ISBN13
- 9783356015560
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2013
- Gebundene Ausgabe
- 40 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 4 Jahren