Colette
Zusammenfassung zu “Colette”
Colette, eine ältere Dame mit nicht mehr ganz so guten Augen, wundert sich eines Morgens im Bett über die vermehrte Behaarung ihres Mannes. Nicht nur das, seine Haare scheinen plötzlich auch alle weiß zu sein. Als sie sich ihre Morgenmaske aufpudert, gehen die Merkwürdigkeiten weiter. Sie betrachtet sich, ohne ihre Brille aufzuhaben, in einem vermeintlichen Spiegel und wundert sich über ihr lustiges Erscheinungsbild. In der Badewanne muss sie sich Platz verschaffen, wo doch bekannt ist, dass sie und ihr Mann mittlerweile nicht mehr gemeinsam in der Wanne Platz haben. Darauf angesprochen gibt es vom Gegenüber jedoch wie schon im Bett keine Antwort. So geht der Tag turbulent und höchst mysteriös weiter: Kamm und Bürste scheinen sich verändert zu haben, ihr Kater findet sich auf der Wäscheleine wieder, und ihr Hund Balto scheint auch mehr an der Leine zu ziehen als sonst. Stecken womöglich die aus dem Zoo entflohenen Tiere hinter alledem?
Wichtige Charaktere
- Colette
- viele Tiere
- ihre Enkelin Julia
- ihr Mann François
Zitate
„Nachdem Colette aufgestanden war, setzte sie sich vor den Spiegel, um ihre Morgenmaske aufzutragen. Noch ohne Brille, kniff sie die Augen zusammen, und fand, dass sie ulkig aussah.
‚Das Altern will mir einfach nicht gelingen‘, scherzte sie, ohne zu bemerken, dass ihr ein Pandabär gegenüber saß, den es amüsierte, ihre Gesten nachzuahmen.“
„Nach der Wäsche war es Zeit, ihren Hund Balto auszuführen. ‚Was hast du heute nur, Balto? Bist du es, der da stärker als sonst an der Leine zieht, oder habe ich nicht mehr genügend Kraft, dich zu halten?‘ fragte sich Colette, während sie versuchte, dem gewaltigen Krokodil zu folgen, das natürlich nicht Balto war. Die ängstlichen Blicke der Nachbarn fielen ihr dabei gar nicht erst auf.“
Persönliche Bewertung
Stimmungsvoll illustrierte Absurditäten über die Tücken der Fehlsichtigkeit
Das Bilderbuch „Colette“ markiert den Auftakt zu einer neuen zweisprachigen Kinderbuchreihe des Berliner Schaltzeit Verlags. Nicht nur die Übersetzung des ersten Kinderbuchs von Illustratorin Chiara Arsego gibt es nun auf dem deutschen Buchmarkt – als Beigabe liegt dem in Frankreich preisgekrönten Buch (Chronos Vacances, Prix des Incorruptibles 2011/12) die französische Originalversion in einem kleinen Booklet bei.
Inhaltlich erwartet den (Vor-)Leser eine amüsante, humorvolle Geschichte, die trotz des Wissensvorsprungs des Lesers vor dem Hauptcharakter keinesfalls langweilig wird. Die Grundkonstellation eines älteren fehlsichtigen Menschens, der seine Brille nicht aufsetzt oder aber eine falsche, verarbeitet Chiara Arsego geschickt mit dem Ausbruch von Zootieren. So kommt es zu den absurdesten Verwechslungen, etwa wenn Colette ein Krokodil statt ihres Hundes Balto ausführt, oder zum Einkaufen statt ihrer Enkelin Julia einen Affen mitnimmt. Neben der sympathischen Hauptfigur und den interessanten Tieren kommt mit dem Auftauchen der Enkelin zudem eine Identifikationsfigur für die Zielgruppe hinzu. Zwar versteht man durch das Betrachten der Bilder recht schnell, dass Colette Probleme beim Sehen hat, die Vielfalt der Beispiele mit verschiedenen Tieren lässt jedoch keine Langeweile aufkommen. Spätestens wenn die Oma statt der Enkelin einen Leguan an die Erledigung der Hausaufgaben erinnert, hat die Autorin es geschaftt, die Zielgruppe für sich zu gewinnen.
Die in gedeckten Farben gehaltenen Illustrationen, auf denen stellenweise die noch sichtbare Struktur der Leinwand den Bildern zusätzlichen Charme verleiht, erhalten durch den gekonnten Einsatz von Licht und Schatten eine ansprechende Optik. Zudem sind die Gesichtsausdrücke, besonders die mancher Tiere, überaus komisch und passend zur jeweiligen Situation gestaltet. Einzig die nicht wirklich stringente Linie bei der Zeichnung von Colettes Brille irritiert den aufmerksamen Betrachter. Mal hat sie eine auf der Nase, dann wieder nicht. Zudem ist nicht klar ersichtlich, dass sie die Brille ihres Mannes, die eine andere Form und Farbe besitzt als ihre, aufgesetzt hat. Es scheint teilweise sogar so, als wäre es ihre eigene, was nicht zum Verlauf der Handlung passt.
Neben dem Thema Fehlsichtigkeit, zu denen es am Ende des Buchs (in leider schlecht zu lesender Schriftart) zusätzlich noch eine Erklärung und eine kurze Geschichte der Brille gibt, freuen sich dem Zoo gegenüber kritisch eingestellte Menschen über den Ausbruch der Tiere. Dabei wird allerdings nicht grundsätzlich das Einsperren und zur Schau stellen von Tieren kritisiert, sondern lediglich auf deren schlechte Pflege verwiesen. Dass die Tiere bei dem Ehepaar bleiben dürfen, wo es ihnen besser geht und sie im Gegenzug den beiden helfen, ist amüsant und trägt zum Happy End der Geschichte bei. Dass aber vor allem Colette und ihr Mann durch die Tiere fortan „niemals mehr einsam“ sind, weist jedoch ungewollt auf den Zustand der Gesellschaft hin, in der sogenannte Haustiere oftmals als Ersatz für mangelnde soziale Kontakte herhalten müssen.
Fazit
Eine ungemein amüsante und hochwertig illustrierte Geschichte mit vielen Tieren und Verwechlsungen zum Thema Fehlsichtigkeit. Zwar gibt es das Buch im für ein Bilderbuch ungewohnt kleinen Format von 20,5cm x 22,5cm, dafür erhält man aber zusätzlich ein Booklet des französischen Originals im quadratischen Format von 14,5cm x 14,5cm, was vor allem für zweisprachige Eltern, Kindergärten, Grundschulen oder andere Einrichtungen innerhalb und außerhalb der deusch-französischen Grenzregion interessant ist.
- Originaltitel
- Colette
- ISBN10
- 3941362232
- ISBN13
- 9783941362239
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2012
- Gebundene Ausgabe
- 40 Seiten
- Empfohlenes Lesealter
- Ab 3 Jahren