Der Lobbyist
Zusammenfassung zu “Der Lobbyist”
Der russische Wissenschaftler Arkadi Lossow könnte zu den ganz Mächtigen dieser Welt gehören. Als renommierter Petrochemiker hatte er alle Möglichkeiten in der boomenden Energiebranche Russlands ganz hoch aufzusteigen um Geld im Überfluss zu verdienen. Doch seine Moral lässt das nicht zu. Kaum ist er in höheren Kreisen angekommen, beginnt er auf die gefährlichen Seiten der Energiegewinnung hinzuweisen. Auf die Gefahren für Mensch, Tier und die Umwelt. Auf die Gefahr, ganze Landstriche für immer auszurotten. Auf die unkontrollierbaren Risiken, deren wahres Ausmaß kaum einer erkennen zu vermag.
Damit macht er sich alles andere als beliebt bei den Mächtigen an der Spitze der Energiekonzerne. Allen voran steht dort der Milliardär Aleksander Lewtuschenko, der schnell dafür sorgt, dass Lossow mundtot gemacht wird.Doch Lossow ist in Besitz von Dokumenten, die Lewtuschenko mehr als nur gefährlich werden können. Um an diese Dokumente heranzukommen ist Lewtuschenko jedes Mittel recht. So verschwindet nicht nur Lossows Sohn über Nacht, sondern auch Lossow selbst wird über Nacht von der russischen Polizei mitgenommen und in ein Gefängnis gesteckt aus dem er nur mit Lewtuschenkos Hilfe wieder herauskommen könnte. Lossow jedoch hat vorgesorgt und so finden die Dokumente ihren Weg zu seiner Tochter Tatjana.
Auch Tatjana ist erfolgreich in der Energiebranche tätig und arbeitet seit einiger Zeit für den Chef eines großen deutschen Energiekonzerns. Sie ahnt noch kaum etwas von dem Unglück, das über ihre Familie eingebrochen ist, als sie sich plötzlich der Verfolgung von allen Seiten ausgesetzt sieht. Bevor sie richtig begreift was geschehen ist, muss sie um ihr Leben fürchten.
Nun sucht sie einen Weg, wie sie sich und ihre Familie retten kann, während sie immer tiefer in die Verstrickungen von Politik, Wirtschaft und den universellen Kampf um Macht und Geld eintaucht.
Wichtige Charaktere
- Tatjana Lossowa
- Matthew Meyer
- Aleksander Lewtuschenko
- Bernhard Van Straaten
- Vera Beliani
Zitate
„‚Wir würden gerne mit Ihnen sprechen, Frau Lossowa‘, sagte in dem Moment eine Stimme, die von vielen starken Zigaretten zeugte und von nicht minder vielen durchsoffenen Nächten, so nah, dass sie beinahe aufgeschrien hätte. Wie hatte der Typ so schnell bei ihr sein können! ‚Was wollen Sie von mir?‘
Ein dritter Mann war aus dem dunklen Audi gestiegen und beobachtete sie, die beiden anderen nahmen Tatjana in ihre Mitte. ‚Gehen wir ein paar Schritte‘, sagte der Raucher und nickte in Richtung Durchgang. ‚Der Friedhof‘, schoss es Tatjana durch den Kopf. Natürlich, hinter dieser Mauer lag ein riesiges Gräberfeld.
‚Ich gehe nirgendwohin‘, erklärte Tatjana und wählte einmal mehr den Polizeinotruf. Der andere Mann lächelte mit falscher Freundlichkeit und hielt ihr einen Dienstausweis unter die Nase. ‚Das können Sie sich sparen. Wir arbeiten für denselben Auftraggeber.‘
‚Polizei?‘
‚BKA.‘
‚Was wollen Sie von mir?‘ Tatjana steckte das Handy weg, blieb stehen und musterte die beiden, die einen verstörend gelassenen Eindruck machten, aber keinen Zweifel daran ließen, dass sie nicht zum Vergnügen hier waren.'“
„Eine halbe Stunde später spürte Matthew, wie der Boden unter seinen Füßen wankte. Tatjana hatte ihm bei weitem nicht alles erzählt. Sie hatte für sich behalten, dass das BKA sich für sie interessierte – wenn es denn das BKA war. Sie hatte ihm nicht berichtet, dass sie den Mann vor der Datsche in Russland niedergestochen und vermutlich umgebracht hatte. Sie hatte auch für sich behalten, dass sie den Tod der alten Frau, die unter ihr gewohnt hatte, nicht für Zufall hielt – genau genommen hatte sie ihn gar nicht erwähnt. Das alles hatte sie ihm nicht verschwiegen, weil sie Geheimnisse vor Matt hatte oder ihm nicht vertraute, sie hatte es ihm nicht erzählt, weil sie es nicht über sich brachte. Irgendwo in ihrem Inneren gab es einen Raum, in dem sie Dinge wegsperrte. Sie drängte sie dort hinein, versiegelte die Tür und wollte sie erst wieder aufmachen, wenn sie die Kraft dazu fand. Im Augenblick hatte sie die nicht. Alles, was sie Matthew berichtet hatte, war schon mehr, als sie aushalten konnte, wenn sie ehrlich mit sich war.
‚Matt – ich fühle mich nicht mehr sicher.‘
‚Das kann ich verstehen‘, sagte Matthew und drückte sie fester an sich. Sie waren aufgestanden und durch den Invalidenpark gegangen. Nun standen sie an seinem anderen Ende und blickten auf die trostlosen Straßen. ‚Du solltest vorerst nicht mehr nach St. Petersburg fahren.'“
Links
Persönliche Bewertung
Eine packende Geschichte über Wirtschaft, Politik und Macht und darüber was sich hinter den Kulissen abspielt.
Ein spannendes Buch ist „Der Lobbyist“ nicht nur von seinem Inhalt her sondern auch von dem Erscheinungsbild seiner Erzählweise. Jan Faber wechselt beim Erzählen häufig zwischen den Perspektiven seiner einzelnen Figuren – manchmal sogar nicht nur zwischen den Personen sondern auch zwischen den Zeiten. Zudem werden immer wieder Emails, Zeitungsausschnitte und Telefonprotokolle eingestreut, sodass allein dadurch dem Leser Abwechslung geboten wird. Anfangs braucht man allerdings ein paar Seiten, um in die Geschichte zu finden. Dies liegt nicht zuletzt an den vielen Personen, die gleich zu Anfang in die Geschichte eingeführt werden und deren Menge den Leser kurz überfordert.
Doch diese erste Verwirrung legt sich schnell und es beginnt eine Geschichte, die nicht zuletzt aufgrund der vielen Akteure so faszinierend ist. Mit ihnen spinnt Faber ein komplexes Netz aus Verstrickungen und Abgründen, welches bald so sehr gefangen nimmt, dass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Die Charaktere durchleben ihre ganz eigene persönliche Entwicklung und gerade durch die gelegentlich durchblitzenden Schwächen fühlt sich der Leser ihnen schnell nah. Fabers Schreibstil selbst nimmt sich angenehm zurück und unterstützt auf diese Weise die schonungslose Offenheit der Geschichte. Nicht jede Verwicklung und Verbindung ist schon beim ersten Lesen einfach nachzuvollziehen, nicht zuletzt durch das komplexe Thema hinter der Geschichte. Gerade dies lässt die Geschehnisse aber noch näher und realistischer erscheinen, sodass man sich tief hinter den Kulissen fühlt.
Fazit
Spannendes Buch, welches sich einfach und interessant liest!
- ISBN10
- 3442204437
- ISBN13
- 9783442204434
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2014
- Gebundene Ausgabe
- 416 Seiten