Kuschelkerle

Wie wir wurden, was wir sind

Autoren
Verlag
Artemis & Winkler

Zusammenfassung zu “Kuschelkerle”

Tobias Rösmann schreibt über das Leben, über das Leben als Mann: als Ehemann, als Vater, als Angestellter, als Freund, als Jogger, als Fußballfan. Er versucht zu erzählen, was den heutigen Mann ausmacht. Dazu bewegt greift er sich die großen Bereiche des Lebens: Familie, Beruf, Beziehung, Freizeit, Körper und das Thema „Männer in Rudeln“ heraus. Zu jedem Kapitel hat Rösmann eingängige Klischees vorzutragen, wie beispielsweise: „- das bin ich. Ein Mann von heute, einer, der sich nichts vormachen lässt. Ein Typ, der Job und Familie hervorragend auf die Reihe bekommt. Der einfühlsam ist und immer dort hart, wo nötig. Der sich von seinem Chef nichts sagen lässt und ausgezeichnet Windeln wechseln kann. Der den Hobbykeller ausbaut und kleine Mädchen in den Schlaf singt. Der selbst kaum Ruhe braucht und immer spitze drauf ist. Der unheimlich viel Sport macht und gut kocht. Einer, der findet, dass Frauen auf jeden Fall Karriere machen sollten, weil Männer keineswegs alles besser können. […] Ein Mann, der Tränen trocknen und blaue Augen verpassen kann, der gerne kuschelt, aber auch ein echter Kerl ist.“ So ist er, der Mark Weber, die Hauptperson des Buches. Na, vielleicht nicht ganz. Kochen kann er nicht so gut, dafür macht er die ganze Wäsche. Das war ein Deal, damit seine Göttergattin Christine dem gemeinsamen Familiennamen Weber zustimmt. Auch das Ausbauen des Hobbykellers ist nicht so ganz sein Ding, was vielleicht daran liegt, dass seine Ehefrau dem Kauf von Eigentum nicht zustimmt. Sehr froh ist besagter Mark darüber, dass er sich jeden Freitag mit seinem Freund zum Besäufnis treffen darf, nach einer Woche, die vollgepackt ist mit Kinderdienst, und dann doch recht nervenaufreibender Arbeit in der Kanzlei. Eines stimmt wohl tatsächlich: Obwohl er nie Zeit für sich hat, ist Mark rundherum zufrieden mit seinem Leben. In allen Bereichen. Bezug nehmend auf Vergangenes reflektiert der Autor die gewandelte Rolle des Mannes, das sind dann wohl auch oft die stärksten Stellen des Buches. Ansonsten wird jedes Kapitel des Buches mit Kommentaren besagter Ehefrau abgerundet. Ob diese tatsächlich eine Bereicherung darstellen, möge die geneigte Leserschaft selbst entscheiden.

Zitate

„Das wichtigste aber war: Sie war da. Wer ist eigentlich heute da, wenn Achtjährige von der Schule nach Hause kommen? Ich glaube, es wird eine krasse Zeit, in der es keine Familienrituale mehr gibt.“

„Ja, ich gebe es zu: Ich gehe schon ganz gerne shoppen. Vielleicht ist das sogar der beste Vergleich zu Marks Fußball-Euphorie: Über eine neue Tasche kann ich mich annähernd so freuen wie mein Mann sich über einen Treffer seiner Mannschaft in der 89. Minute.“

„Die Sache mit dem Männerschweiß ist so ähnlich wie die Sache mit den Bärten: Frauen wollen nicht mehr, dass Männer nach Mann riechen. Jedenfalls nicht nach ihrer eigenen Männlichkeit. Frauen wünschen sich, dass Männer immer frisch geduscht duften. Zumindest ihre eigenen.“

„Ich torkele nach oben. Am Morgen nach Sauftouren frage ich mich immer, warum ich mir und meinem Körper nicht zwischendurch mal ein Wasser spendiert habe. Gleichzeitig bin ich verblüfft, dass ich denselben Fehler immer wieder mache, obwohl ich doch weiß, wie bitter ich dafür am nächsten Tag büßen muß.“

„Ich mag mein Leben“

Persönliche Bewertung

Nur bedingt zu empfehlender Blick in die Innenwelt eines Mannes, da klischeehaft, plakativ und irgendwie leblos.

3 von 5

Nun ja. Irgendwie verbleibt das Gefühl, alles schon einmal gelesen zu haben. Wenngleich es so einen, wie Mark Weber eigentlich geben kann. Denn das Leben, welches er führt, benötigt eine derart gehörige Portion Gleichmut, dass es eher unwahrscheinlich anmutet, dass jemand diese Portion Tag für Tag aufbringt. Am interessanten sind wohl die Reflexionen zur gewandelten Rolle des Mannes. Oft vergleicht Mark Weber sein Leben mit dem der Vätergeneration – und da klaffen gewaltige Unterschiede auf. Die aber nicht näher untersucht werden. Richtig nervig sind jedoch die Kommentare der „Eintopfemanze“. Selten hat die Rezensentin derart Engstirniges gelesen. Daher wird sie das parallel zum „Kuschelkerle“ erschienene Buch „Eintopfemanzen“, welches besagte Ehefrau verfasste, sicher nicht lesen.

ISBN10
3538072981
ISBN13
9783538072985
Dt. Erstveröffentlichung
2010
Gebundene Ausgabe
220 Seiten