Strohfeuer
Zusammenfassung zu “Strohfeuer”
Die Geschichte ist schnell erzählt: Stefan, ein junger Mann mit der selbst diagnostizierten überragenden Fähigkeit anderer Menschen Emotionen zu lesen und sie dadurch zu manipulieren, macht seine ersten Arbeitserfahrungen zu Zeiten der New Economy. Er ist ein Blender, der andere von seinem nicht vorhandenen Wissen und seiner vermeintlichen Kompetenz überzeugen kann. Nach einer Zeit als erfolgreicher Angestellter in einer Agentur gründet er zusammen mit seinem enthusiastischen und selbstüberschätzten ehemaligen Kollegen Thorsten, dem unsicheren aber fleißigen Philipp und Stefans Daueraffäre Sandra eine eigene Agentur.
Die Agentur ist erfolgreich, schafft es ohne tatsächliche Kompetenzen große Aufträge zu gewinnen und das Unternehmen auf über 30 Mitarbeiter zu vergrößern. Aus jeder schwierigen Lage schaffen es vor allem Stefan und Thorsten durch psychologisches Geschick und Vortäuschung von Kompetenz unter der Mithilfe fähiger Mitarbeiter den Agenturumsatz hochzutreiben. Doch die Blase der New Economy droht zu platzen, als immer mehr Internet-Startups, die sogenannten „dotcoms“, pleite gehen und es ist fraglich ob Selbstüberschätzung und Schauspielerei auf Dauer ein Erfolgsgarant sein können…
Wichtige Charaktere
- Stefan, die Hauptperson und der Ich-Erzähler
- Lena, Stefans Freundin
- Thorsten, zweiter Chef der Agentur
- Philipp, der dritte Chef der Agentur
- Sandra, Stefans Kollegin und Affäre
Zitate
„‚Acht mal zweihundert am Tag, macht sechzehnhundert, mal drei Leute, macht viertausendachthundert, mal zwanzig Tage, macht, warte mal, mal zwo, neun, sechs, mal zehn, na, macht sechsundneunzigtausend fucking Steine im fucking Monat!‘
‚Dazu noch Überstunden, Klede meinte, das Ding muss in fünf Monaten stehen, wir sollten mindestens sechs Tage die Woche einreichen.‘
‚Über hunderttausend! Über hunderttausend im Monat. Wie steil ist das denn!'“
Persönliche Bewertung
bemühter Roman über die Höhen und Tiefen der New Economy
Sascha Lobos Sprache mag für Blogbeiträge und unterhaltsame Artikel durchaus passend sein, in einem Roman wirken seine Versuche sprachlich schöne Formulierungen mit Wortspielen zu verwenden, sehr bemüht und lassen die Lektüre schnell etwas anstrengend werden. Die Geschichte vermag durchaus etwas Spannug aufzubauen, die psychologischen Überlegungen der Ich-Erzählers sind nicht uninteressant und auch die Schilderung des Agenturlebens ist amüsant und hält davon ab, das Buch doch wegzulegen. Fazit: nur etwas für Fans und wirklich Interessierte, die an Lobos Sprache Gefallen finden und bereit sind über die literarischen Mängel und die fehlende Tiefe in der Vorstellung der meisten Charaktere hinwegzusehen.
Fazit
Sascha Lobo ist zweifellos umstritten und auch die Reaktionen auf seinen Erstlingsroman könnten nicht gegensätzlicher sein: von den einen in den Himmel gelobt, von den anderen schlichtweg verrissen. Umso wichtiger ist, sich selbst ein Bild zu machen, völlig frei von Vorurteilen über die Person Sascha Lobo und seine Selbstinszenierung. Die Zusammenfassung liest sich spannend, sowohl als Beobachter, Betroffener aber sicher auch als Unbetroffener der New Economy. Schon auf den ersten Seiten entscheidet sich, ob man die Schreibart Sascha Lobos mag oder nicht. Große literarische Qualität erwartet wohl niemand von ihm, doch auch jenseits aller Häme muss festgehalten werden: ein Roman schreibt sich völlig anders als ein Blog oder auch ein unterhaltsamer Ratgeber!
Die Geschichte ist unterhaltsam, allerdings nicht überragend. Die Charaktere wirken sehr überzeichnet und wenig realistisch, was vermutlich gewollt ist. Die Sprache wechselt zwischen versuchter psychologischer Sachlichkeit, oft etwas gezwungenem Wortwitz und der hippen Agentursprache des Ich-Erzählers. Inhaltlich vermag „Strohfeuer“ sicherlich einen kleinen Einblick in die damalige Zeit mit ihren Verlockungen und Risiken zu geben, jedoch wäre hier vielleicht ein Sachbuch informativer, das nicht versucht Informationen in einer Romanform unterzubringen. Meine Empfehlung: Leseprobe antesten und danach entscheiden, ob der Kauf des Buches lohnt!
Trailer
Links
Leseprobe (PDF) beim Verlag
http://saschalobo.com/strohfeuer/
- ISBN10
- 3871346780
- ISBN13
- 9783871346781
- Dt. Erstveröffentlichung
- 2010
- Gebundene Ausgabe
- 288 Seiten